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Überforderung führt zu Gewalt an Menschen ab 60 Jahren

Keystone-SDA

Gemäss einer Umfrage hat jede neunte Person ab 60 Jahren bereits Gewalt im häuslichen Betreuungsalltag erlebt oder beobachtet. Grund ist meist Überforderung. Dies sei sowohl in der Betreuung und Pflege zu Hause als auch im Heim der Fall.

(Keystone-SDA) Das schrieb pro Senectute zu einer repräsentativen gfs-Umfrage. Nach Überforderung (38 Prozent) seien Zeitdruck sowie Stress (35 Prozent) die grössten Risikofaktoren und Ursachen für Gewalt im Umgang mit Senioren, hiess es in der von Pro Senectute am Mittwoch veröffentlichten gfs-Studie. Als Drittes folge mit rund einem Viertel mangelnde Ausbildung.

Zwei von fünf Befragten verbinden «Gewalt in der Betreuung» mit psychischer Gewalt in Form von Demütigung, Einschüchterung oder Manipulation. 38 Prozent assoziierten damit körperliche Gewalt wie Schläge, Stösse oder grobes Anfassen. Mehr als ein Viertel der Befragten meine damit verbale Gewalt in Form von Beleidigungen, Beschimpfungen und Schreien.

Etwas mehr als jede fünfte Person verstehe unter Gewalt in der Betreuung Vernachlässigung. Praktisch keine Befragten würden jedoch bei Gewalt in der Betreuung älterer Menschen an Betrugsformen wie Finanzmissbrauch denken.

Massnahmen gefordert

Besonders bedenklich sei aber, dass sich jede fünfte befragte Person unter Gewalt in der häuslichen Betreuung nichts vorstellen könne. Das deute darauf hin, dass die Problematik in der älteren Bevölkerung noch immer zu wenig bekannt sei und Gewalt im Alter nicht als solche erkannt werde. Diese zeige, dass die Sensibilisierung für Gewalt im Alter nach wie vor unzureichend sei. Pro Senectute fordert darum verstärkte Massnahmen.

Konkret wünschen sich die meisten Befragten mehr Beratungen für betreuende Bezugspersonen sowie Schulungen zur Gewaltprävention. Letztere seien eng mit einer stärkeren Sensibilisierung verbunden.

Rund die Hälfte der Befragten unterstütze ältere Personen im Familien- und Freundeskreis freiwillig. Fast zwei Drittel der helfenden Personen sind laut Umfrage weiblich.

Laut Schätzungen des Bundes sind jährlich bis zu einer halben Million Menschen ab 60 Jahren von Gewalt oder Vernachlässigung betroffen, sowohl in der Betreuung und Pflege zu Hause als auch im Heim.

Das Forschungsinstitut gfs Zürich führte die telefonische Befragung in der Schweiz bei 1204 Personen ab 60 Jahren zwischen dem 6. und 30. Juni 2025 durch.

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