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Ein Schweizer ist Adolf Hitler

Bruno Ganz als Hitler und Heino Ferch als Albert Speer im Film "Der Untergang". (Bild: Constantin Film) Keystone

Der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz spielt in der deutschen Film-Produktion "Der Untergang" den Massenmörder in seinen letzten Tagen vor dem Tod.

Am Donnerstag startete das Drama – das auch die menschlichen Seiten Hitlers zeigt – in den Kinos der Deutschschweiz.

Über dem Führerbunker explodieren Bomben. Berlin, die Hauptstadt des “Tausendjährigen Reiches”, liegt in Schutt und Asche.

Keiner zählt die Toten und Verwundeten. In den Lazaretten fehlt es an Verbandstof, Medikamenten und Personal.

Die Nazis haben den Krieg verloren, der Führer hat nichts mehr zu führen. Er fantasiert über den Endsieg, befiehlt Angriffe und will in seinem Wahn nicht wahrhaben, dass seine Truppen keine Schlagkraft mehr haben.

Adolf Hitler während seiner letzten zwölf Tage ist verbittert, hasserfüllt und krank, ein körperliches und nervliches Wrack. Für den Massenmörder und seine ihm unterwürfig gehorchenden Generäle und engsten Vertrauten ist die Situation ohne Ausweg.

Wahnsinn, Selbstmitleid und Brutalität

Der Tyrann begeht zusammen mit seiner Frau Eva Braun Suizid. Goebbels bringt sich und seine Frau um, nachdem diese ihren sechs Kindern das tödliche Zyankali verabreicht hatte. “Die Welt, die nach dem Führer und dem Nationalsozialismus kommt, ist nicht wert, darin zu leben.”

Der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz verkörpert Hitler mit einer Mischung aus Wahnsinn, aus Selbstmitleid und latenter Brutalität.

Ganz spielt den Adolf und den Hitler. Adolf scherzt charmant mit Frauen und Kindern, lobt das Essen, gibt sich freundlich und onkelhaft.
Hitler befiehlt, tobt, lässt Abtrünnige exekutieren und seinen Zynismus auch am eigenen Volk aus. “Wenn der Krieg verloren geht, ist es vollkommen egal, wenn das Volk mit untergeht.”

“Der Mann aus der Maske war Hitler”

Ganz war für den Produzenten Bernd Eichinger erste Wahl, als es darum ging, die Rolle Hitlers zu besetzen. Er habe einen Schauspieler gesucht, der sich in eine vielschichtige Figur wie Hitler hineinversetzen könne und Autorität mitbringe.

Da sei er sofort auf Bruno Ganz gekommen, erzählt Eichinger. Dieser habe sich zuerst besorgt gezeigt, einem Test in der Maske jedoch zugestimmt. “Bruno kam aus der Maske, und die Wirkung war so gespenstisch, dass sich das ganze anwesende Team gegruselt hat. Der Mann aus der Maske war Hitler.”

Die Ähnlichkeit Hitlers mit dem Schauspieler im Film ist frappierend. Gesichtsausdrücke, die Bewegungen, die Stimme, die zitternden Hände, die Ausbrüche, das wahnhaft Fabulierende: Ganz spielt den Diktator authentisch und glaubwürdig.

Hitler hat ein menschliches Gesicht

“Beim Casting war ich selber verblüfft, wie nahe ich Hitler – rein äusserlich – kam. Und dann hat mich ein ganz simpler schauspielerischer Ehrgeiz gepackt, und ich wollte die Rolle übernehmen.”

Damit hat Ganz dem Monster ein menschliches Gesicht gegeben. Der Film zeigt den unheimlichen Alltag im Führerbunker. Das populäre Monster, das den Krieg angezettelt hatte, den er jetzt verliert, weint, küsst, heiratet, geht mit dem Personal fürsorglich um, zeigt Minderwertigkeitsgefühle, streichelt seine Hündin und löffelt bescheiden seine Suppe.

“Dies zu zeigen, hatte ich keine Probleme. Denn worin unterscheidet sich der Massenmörder beim Suppenessen vom Nicht- Massenmörder? Ich weiss es nicht”, erklärt Bruno Ganz.

Gradlinige und packende Inszenierung

Nah am Dokumentarfilm, wie die Szenen im Bunker, sind auch die Kriegsszenen mit den Bombardierungen der Roten Armee und den Leiden der Zivilbevölkerung.

Regisseur Oliver Hirschbiegel hat das Drama gradlinig, präzis packend und publikumswirksam inszeniert, ohne mit inhaltlosen Effekten in die Beliebigkeit abzusinken.

“Der Untergang” basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch des Historikers und Publizisten Joachim Fest und den Erinnerungen der Hitler-Sekretärin Traudl Junge.

Neben Bruno Ganz brilliert praktisch die ganze Elite des zeitgenössischen deutschen Films. Alexandra Maria Lara spielt Traudl Junge, Juliane Köhler Eva Braun, Corinna Harfouch Magda Goebbels und Ulrich Matthes Joseph Goebbels.

swissinfo, Andreas Keiser

Bruno Ganz wurde 1941 als Sohn eines Schweizers und einer Italienerin in Zürich geboren.

1962 ging er nach Deutschland und arbeitete als Schauspieler mit Peter Zadek und Kurt Hübner.

Von 1967 an arbeitete er in Berlin mit dem Regisseur Peter Stein an der legendären Berliner Schaubühne.

Für seine glanzvolle Theaterkarriere wurde Ganz 1991 mit dem Hans-Reinhardt-Ring ausgezeichnet.

Er ist zudem Träger des Iffland-Ringes, der bedeutendsten deutschsprachigen Theaterauszeichnung.

Seit 1975 arbeitet Ganz überwiegend als Filmschauspieler.

Er spielte in mehr als 60 Filmen, darunter mit Regisseuren wie Wim Wenders, Eric Rohmer, Alain Tanner und Silvio Soldini.

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