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AKTIEN FRANKFURT: Kaum verändert – Gewinnmitnahmen bremsen positive Stimmung

FRANKFURT (awp international) – Der deutsche Aktienmarkt ist am Dienstag nach einem lustlosen Handelsverlauf auf sein Vortagesniveau geklettert. Positive Impulse durch frische US-Daten und auch die erfolgreiche Refinanzierung in Griechenland stützten den Markt am Nachmittag, sagten Händler. Zuvor hatten einige Anleger in Erwartung neuer Daten den jüngsten Kursanstieg für Gewinnmitnahmen genutzt. Der Dax lag am Nachmittag 0,03 Prozent tiefer bei 6.259,66 Punkten, der MDax verlor 0,04 Prozent auf 8.736,25 Punkte. Der TecDax rückte indes um 0,31 Prozent vor auf 777,47 Punkte.
«Die Wirtschaftsdaten sind weiter gut und auch der ZEW-Index ist dank der positiven Lageeinschätzung nicht so schlecht wie im ersten Moment gedacht», sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Der fünfte Rückgang der ZEW-Konjunkturerwartungen signalisiere zwar ein moderateres Wachstumstempo der deutschen Wirtschaft, ein abruptes Ende des Konjunkturaufschwungs aber gilt unter Ökonomen nach wie vor als äusserst unwahrscheinlich. Auch die US-Daten unterstrichen die positive Grundeinschätzung. Laut Halver verschwindet das «Schreckgespenst Double Dip» – die Sorge vor einem erneuten Abrutschen der US-Konjunktur in die Rezession – nun immer weiter aus den Köpfen der Börsianer. Dennoch fehle dem Aktienmarkt der entscheidende Impuls nach oben, gleichzeitig bleibe das Risiko nach unten aber durch mangelnde Anlagealternativen begrenzt.
Versorgerwerte zählten nach skeptischen Analystenkommentaren zu den grössten Verlierern im Dax. Eon-Aktien rutschten mit minus 3,14 Prozent auf 22,675 Euro ans Indexende. Die Societe Generale (SocGen) hat die deutschen Versorger wegen der CO2-Regelungen, neuen Steuern und dem Druck der Anbieter erneuerbarer Energien negativ besprochen und die Branche mit «Underweight» eingestuft. Unicredit senkte Eon von «Buy» auf «Hold». RWE-Aktien verloren nach der Abstufung durch SocGen von «Buy» auf «Sell» 1,98 Prozent auf 52,47 Euro. Auch die Aktien der Konsumgüterhersteller Henkel und Beiersdorf büssten 1,93 Prozent und 1,11 Prozent ein. Händler begründeten die Schwäche mit enttäuschten Markterwartungen durch den Wettbewerber H.B.Fuller . Der US-Konzern blieb mit den Ergebnissen des dritten Geschäftsquartals hinter den Prognosen von Analysten zurück und senkte obendrein das eigene Ziel für das Umsatzwachstum im Gesamtjahr.
SAP-Aktien kletterten dagegen mit plus 2,05 Prozent auf 36,835 Euro an die Dax-Spitze. Ein Händler verwies auf eine positive Studie zum Technologiesektor durch Morgan Stanley mit einer Hochstufung auf «Neutral». Die Bewertung der Tech-Werte und auch der Banken erscheine den Analysten attraktiv. Titel der Deutschen Bank erholten sich um 0,97 Prozent auf 48,98 Euro.
Auch die Ex-Monopolisten standen im Fokus: Deutschen Post trotzten den mahnenden Worten von Post-Chef Frank Appel in der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» mit einem Plus von 0,18 Prozent auf 13,565 Euro. Die Rahmenbedingungen für die Post haben sich Appel zufolge «in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert». Börsianer stuften die Aussagen zwar «leicht negativ» ein, sahen aber keine grösseren Auswirkungen auf den Kurs.
Schlechte Nachrichten gab es laut Händlern für die Telekom und die Aktie hielt ihre Gewinne nicht: Das superschnelle Internet der neuen Generation soll der «Financial Times Deutschland» zufolge nach dem Willen der EU-Kommission allen interessierten Anbietern offenstehen – und nicht nur den grossen Telekomkonzernen. T-Aktien konnten ihre anfänglichen Gewinne auch dank einer Hochstufung des europäischen Telekomsektors durch Morgan Stanley nicht halten und rutschten mit zuletzt 0,33 Prozent ins Minus auf 10,465 Euro. Im TecDax profitierten dagegen United Internet mit plus 0,47 Prozent.
Nach der Festlegung der Konditionen für die Kapitalerhöhungen werden die Aktien von Heidelberger Druckmaschinen und von Sky Deutschland ex Bezugsrecht gehandelt. Das Bezugsrecht für Heideldruck wurde am Mittag in Berlin bei 2,69 Euro gehandelt. Die Aktie notierte bei 4,089 Euro und liegt nur optisch stark im Minus. Analysten reduzierten ihre Kursziele für die Aktien und passten sie an den Abschlag der Bezugsrechte an. JPMorgan hat ein neues Kursziel von 4,25 Euro, Merrill Lynch setzt das Ziel auf 4,00 Euro.
Die Bezugsrechte für Sky-Aktien seien theoretisch wertlos, da die Papiere mit einem Kurs von zuletzt 0,984 Euro klar unter dem Bezugspreis notierten, sagte ein Börsianer. Es werde aber ein Optionswert angesetzt und die Bezugsrechte wurden in Frankfurt bei 0,007 Euro gehandelt./fat/la

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