AKTIEN FRANKFURT: Sehr fest – EU-Rettungsschirm sorgt für deutliche Gewinne
FRANKFURT (awp international) – Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag dank des Rettungsschirms für die kriselnden Länder der Eurozone einen massiven Erholungskurs eingeschlagen. Der Leitindex Dax verbuchte die deutlichsten Kursgewinne seit April 2009 und sprang zuletzt um 4,92 Prozent auf 5.996,45 Punkte in die Höhe. Zeitweise war er sogar kurz über die Marke von 6.000 Punkten gestiegen. Der MDax legte mit plus 6,03 Prozent auf 8.097,53 Punkte noch stärker zu. Für den TecDax ging es um 3,97 Prozent auf 776,19 Punkte nach oben.
Die EU hatte am Wochenende gemeinsam mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Hilfspaket von 750 Milliarden Euro geschnürt, das Börsianer als «beispiellos» bezeichneten. «Ein eindeutigerer Schritt ist kaum vorstellbar. Es war die richtige Massnahme zur richtigen Zeit, die vielen Spekulanten den Wind aus den Segeln genommen und eine blutige Nase beschert hat», kommentierte Thilo Müller, Fondsmanager bei MB Fund Advisory, die jüngste Entwicklung. Doch die Regierungen hätten sich damit nur Zeit erkauft und müssten nun ihre Hausaufgaben machen, um ihre Haushaltslage in den Griff zu bekommen.
Zu den grössten Profiteuren des Rettungsschirms gehörten Finanzwerte, denen auch der Fakt in die Karten spielte, dass die europäischen Notenbanken nun doch Anleihen hoch verschuldeter Staaten ankaufen wollen. Der Stoxx-Branchenindex zeigte mit einem Plus von mehr als 13 Prozent die mit Abstand stärkste Sektorentwicklung in Europa. Die Aktien der Deutschen Bank sprangen um 12,99 Prozent auf 51,75 Euro in die Höhe, die Commerzbank-Titel legten um 9,25 Prozent auf 6,234 Euro zu. Die Aktien der Aareal Bank legten 10,56 Prozent zu, die der Postbank gewannen 6,81 Prozent und auch die Anteilsscheine der Allianz stiegen kräftig um 7,51 Prozent. Mit plus 8,70 Prozent auf 4,925 Euro mischten sich nur die Anteilsscheine des Chipherstellers Infineon unter die Top-Werte, nachdem sie in der vergangenen Woche deutlich unter Verkaufsdruck gekommen waren.
Im Mittelpunkt standen auch die Versorger RWE und Eon . Die Abwahl der schwarz-gelben Koalition in Nordrhein-Westfalen und der damit verbundene Verlust der Regierungsmehrheit im Bundesrat dürfte Händlern und Analysten zufolge für Verunsicherung bezüglich der geplanten Laufzeitverlängerungen für Kernkraftwerke sorgen. Die Titel der beiden Versorger gewannen zwischen 1,3 und 1,5 Prozent und entwickelten sich damit weit weniger gut als der Gesamtmarkt. Ohne dass auch nur eine Aktie nachgab, waren defensive Werte aus der Gesundheits- und Konsumbranche die Schlusslichter im Dax.
Zahlen gab es unter anderem von Bilfinger Berger. Der Bau- und Dienstleistungskonzern bekräftigte seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr, nachdem der Gewinn im ersten Quartal nach Händlereinschätzungen deutlich über den Erwartungen gelegen hatte. Die Aktien gewannen 11,12 Prozent auf 49,00 Euro und gehörten damit zu den Favoriten im MDax. Ähnlich gut erging es den Titeln des Autozulieferers ElringKlinger. Der Konzern hatte seine Prognose angehoben und im ersten Quartal beim Gewinn ebenfalls über den Erwartungen gelegen. Die Titel waren mit einem Plus von 10,72 Prozent auf 20,09 Euro ebenfalls unter den stärksten Werten.
Nach Zahlen legten auch die Papiere von QSC kräftig um 8,82 Prozent auf 1,48 Euro zu. Der auf Geschäftskunden spezialisierte Telekomanbieter verdiente unterm Strich, verglichen mit dem Vorjahr, mehr als doppelt so viel. Im TecDax zogen ausserdem die Evotec-Aktien um 7,38 Prozent an, nachdem eine Kooperation mit Genentech bekanntgegeben wurde. In Hoffnung auf kürzere Atommeiler-Laufzeiten legten die Aktien von Nordex nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen um 7,10 Prozent auf 7,26 Euro zu. Dialog Semiconductor waren trotz guter Quartalszahlen mit minus 8,77 Prozent der einzige TecDax-Wert mit Kursverlusten. Händler führten dies auf zu hohe Markterwartungen zurück./th/ck