
AKTIENFOKUS/Novartis weiterhin unter Druck nach Alcon-Transaktion
Zürich (awp) – Die Aktien der Novartis AG sind heute Dienstag weiterhin unter Druck, nachdem die Titel am Vortag nach der Ankündigung der Vollübernahme der Alcon Inc bereits zu den grösseren Verlierern gehört hatten. Die anhaltenden Abgaben werden im Handel vor allem auf den Verwässerungseffekt von voraussichtlich 9% infolge der Aktienkapitalerhöhung zur Vollübernahme der Alcon zurückgeführt. Zudem wird teils mit einer Nachbesserung des Aktientauschangebotes an die Minderheitsaktionäre bzw. mit Rechtsstreitigkeiten gerechnet.
Bis um 11.50 Uhr verlieren die Novartis-Aktien um 1,5% auf 54,20 CHF. Der SMI gibt um 0,4% nach; Roche GS büssen um 1,6% ein.
Die meisten Analysten gehen in ihren Kommentaren von einer Nachbesserung des Angebotes an die Alcon-Minderheitsaktionäre aus; unbestritten ist der Verwässerungseffekt. Damit schwenken sie auf eine pragmatische Linie ein.
Denn das Novartis-Management hat dargelegt, dass einzig das schweizerische Fusionsrecht anwendbar ist. Es handle sich um zwei in der Schweiz domizilierte Unternehmen und so sei das Angebot von 2,8 Novartis-Aktien für einen Alcon-Titel keine «tender offer» sondern ein festes Angebot, hiess es. Entscheidendes Kriterium sei dabei, dass das Angebot «fair» sei. Novartis verfügt nach der Übernahme der zweiten Alcon-Tranche im Alcon-VR über eine Mehrheit und kann an einer Generalversammlung auch mit den ganzen 77% stimmen.
Das Novartis-Angebot entspricht gegenüber einem gemäss eigenen Angaben errechneten «unbeeinflussten» Preis der Alcon-Titel von 137 USD/Aktie einem Aufpreis von 12%, was 153 USD/Titel entspricht. Die Alcon-Aktie schloss am Montag auf 154,98 USD (-5,7%).
Auf eine Nachbesserung des Alcon-Angebotes bzw. rechtliche Schritte von Seiten der Minderheitsaktionäre warten die meisten Finanzanalysten. So heisst es beispielsweise bei der Bank Vontobel, dass sich die Minderheitsaktionäre zur Wehr setzen dürften. Sie hätten das Recht den angebotenen Preis vor einem Schweizer Gericht anzufechten und sie würden wahrscheinlich vorbringen, dass der unabhängige Alcon-VR die Fusion genehmigen müsse. Novartis ist in diesem Punkt anderer Ansicht. Die ZKB schreibt ebenfalls zumindest von einer Verzögerung und hält eine Aufbesserung des Angebotes für möglich.
Der zuständige Analyst der Citigroup ist ebenfalls der Ansicht, dass die Alcon-Minderheitsaktionäre an ein Gericht gelangen könnten. Weiter wird zu bedenken gegeben, dass die genannten Synergie-Effekte von 300 Mio USD jährlich vorläufig und zu konservativ seien.
Jeffries zeigt sich zwar überrascht davon, dass das Angebot an die Alcon-Minderheitsaktionäre tiefer ist als erwartet. Das Institut rechnet aber damit, dass das Alcon-Management einen Preis in der Nähe der 180 USD/Titel anzustreben versuchen wird, wie er Nestlé bezahlt werde.
Auch Morgan Stanley ist der Ansicht, dass es sich beim Novartis-Angebot nur um ein Anfangsgebot handelt. Der zuständige Analyst rechnet damit, dass der Aktientausch mit einer Barofferte versüsst wird und in die Region von 165-170 USD/Aktie zu stehen kommt. Morgan Stanley gibt zusätzlich zu bedenken, dass die Schutzmechanismen des Alcon-VR zur Verhinderung einer Zwangsübernahme mit Blick auf Nestlé als Mehrheitsaktionär installiert worden seien und damit nicht auf Novartis zutreffen würden.
Der zuständige Analyst von Kepler bezeichnet den Preis, den Novartis bezahlt als «hoch» und sieht im im harten Vorgehen von Novartis «Risk, risk, risks…» Er gibt zu bedenken, dass – auch wenn schweizerisches Recht anwendbar ist – Alcon an der New Yorker Börse kotiert ist. Eine Dekotierung könnte mit Schwierigkeiten verbunden sein. Die US-Behörden würden es nicht mögen, wenn ausländisches Recht in den USA anwendbar sein könnte. Zudem könnten die Alcon-Minderheitsaktionäre in der Schweiz noch für langwierige rechtliche Auseinandersetzungen besorgt sein, heisst es weiter. Auch könnte ein unfreundlicher Deal sich im Alcon-Management und im Geschäftsgang des Unternehmens negativ auswirken. Ensprechend rät Kepler in Novartis zu Gewinnmitnahmen. Die Empfehlung lautet auf «Reduce» (Kursziel: 46,00 CHF).
Die ZKB empfiehlt für die Novartis-Aktie weiterhin ein «Übergewichten». Citigroup bewertet die Aktie mit «Buy» (Kursziel: 67,00 CHF). Jeffries rät in Novartis zu «Buy» (Kursziel: 60,00 CHF). Die Bank Vontobel bewertet Novartis mit «Hold» (Kursziel: 58,00 CHF). Morgan Stanley rät zu «Equal-weight» (Kursziel: 49,50 CHF).
rt/cf