Deutsche Bank startet Postbank-Übernahme (AF)
FRANKFURT (awp international) – Die Deutsche Bank hat die Übernahme der Postbank gestartet. Die Postbank-Aktionäre können das Übernahmeangebot zu 25 Euro je Anteilsschein ab diesem Donnerstag (7. Oktober) und noch bis 4. November annehmen, wie das grösste deutsche Kreditinstitut am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Die Deutsche Bank will die Postbank noch in diesem Jahr voll in die Konzernrechnung aufnehmen. Derzeit ist sie mit 29,95 Prozent an der früheren Tochtergesellschaft der Deutschen Post beteiligt.
Die Höhe des Übernahmeangebots ist bereits seit gut zwei Wochen bekannt. Der Preis von 25 Euro entspricht dem von der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin ermittelten durchschnittlichen inländischen Börsenkurs während der letzten drei Monate vor Ankündigung der Offerte. Dies ist deutlich weniger, als die Deutsche Bank der früheren Postbank-Mutter, der Deutschen Post , für die bisher erworbenen Aktien bezahlt hat. Auch für ein weiteres Aktienpaket von 27,4 Prozent, das sie von der Post im Zuge einer Pflichtwandelanleihe bis Anfang 2012 übernimmt, muss die Grossbank tiefer in die Tasche greifen: Je Anteilsschein werden dann 45 Euro fällig.
Die grösste deutsche Bank hatte sich im Spätsommer 2008 – kurz vor der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers – mit der Post auf den Kauf der Postbank verständigt. Wegen der Finanzkrise wurde die Transaktion teilweise neu aufgerollt. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann will das Privatkundengeschäft stärken und hatte in dem Bereich bereits öfter zugekauft. In den vergangenen Jahren hatte sie bereits die Berliner Bank (2006), Norisbank (2006) und Sal. Oppenheim (2009) erworben.
Im Privatkundengeschäft peilt die Deutsche Bank mittelfristig Erträge von mehr als zehn Milliarden Euro an. Das Vorsteuerergebnis soll auf mehr als drei Milliarden Euro klettern. Bislang hatte die Deutsche Bank für 2011 einen Vorsteuergewinn von 1,5 Milliarden Euro angestrebt. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern im kombinierten Privatkundengeschäft soll bei mehr als 20 Prozent liegen.
Die Deutsche Bank hatte erst am Mittwoch ihre Rekord-Kapitalerhöhung über 10,2 Milliarden Euro abgeschlossen – knapp acht Milliarden Euro davon braucht die grösste deutsche Bank für die geplante Postbank-Übernahme. Experten rechnen aufgrund neuen Kapitalvorschriften für Banken (Basel III) mit einer Welle von Kapitalerhöhungen in den kommenden Monaten und Jahren. Ackermann hatte dagegen zuletzt betont, dass sein Haus wegen Basel III nicht noch einmal an den Kapitalmarkt müsse und die neuen Regeln bereits Ende 2013 erfüllen werde.
Die Postbank-Aktie reagierte am Morgen kaum auf die Nachrichten. Nach anderthalb Handelsstunden lag sie mit 0,10 Prozent im Minus bei 24,985 Euro und lag damit im vorderen Drittel des MDax. Die Papiere der Deutschen Bank gaben mit dem Dax um 0,09 Prozent auf 41,115 Euro nach./stw/zb/wiz