EADS diskutiert über neue Bewerbung um US-Tankerauftrag
PARIS (awp international) – Der Airbus-Konzern EADS diskutiert über die Möglichkeit, sich erneut gegen Boeing um den US-Jahrhundertauftrag für 179 Tankflugzeuge zu bemühen. «Wir haben keine Chance, aber wir sollten sie nutzen», sagte ein Konzerninsider der Deutschen Presse- Agentur dpa am Freitag in Paris. Zuvor hatte das US- Verteidigungsministerium eine Verlängerung der Ausschreibungsfrist in Aussicht gestellt, um EADS eine neue Bewerbung zur ermöglichen. Der Auftrag hat einen Paketwert von 35 Milliarden Dollar und wäre der Auftakt für Folgeaufträge.
EADS und Airbus gaben keinen Kommentar dazu ab. «Das ist eine sehr neue Entwicklung», sagte ein Airbus-Sprecher lediglich. EADS-Chef Louis Gallois hatte am Donnerstag in New York erklärt, die Abgabefrist bis zum 10. Mai sei zu kurz, um im Alleingang ein Gebot einzureichen oder noch einen Partner dafür zu finden. EADS hatte als Tandempartner von Northrop Grumman ein Angebot vorgelegt, doch der US-Rüstungskonzern hatte vorzeitig das Handtuch geworfen, weil die Ausschreibungsbedingungen ganz auf Boeing zugeschrieben seien. EADS hatte Northrop Grummans Argumentation dabei voll unterstützt.
«An den Ausschreibungsbedingungen hat sich jetzt nichts geändert», hiess es aus Airbus-Kreisen. «Deshalb ist bei uns auch nicht das grosse Jubeln ausgebrochen. Aber wir wollen auch nichts von vornherein ausschlagen. Wir müssen jetzt darüber diskutieren.» Eine neue Bewerbung würde 1400 Seiten Dokumentation nach spezifischem US- Bewerbungsrecht bedeuten, deren Formulierung Zeit braucht.
In Fachkreisen wird auch diskutiert, wie ernst das Interesse des Pentagons an einem neuen EADS-Angebot tatsächlich ist. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatten gemeinsam die USA vor «protektionistischen Versuchungen» gewarnt und die Prüfung von Konsequenzen angekündigt. Es könne sich um eine rein politische Geste Washingtons handeln, heisst es./hn/DP/tw