Ehemaliger Leiter von deutscher Odenwaldschule gesteht Übergriffe
(Keystone-SDA) Heppenheim – In Deutschland hat der frühere Leiter der Odenwaldschule, Gerold Becker, sexuelle Verfehlungen zugegeben. In einem Brief bedauerte er die Annäherungsversuche und Handlungen «zutiefst» und bat die Betroffenen um Entschuldigung.
In dem Schreiben an die Schulleitung, über den die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtete, heisst es weiter: «Diese Bitte um Entschuldigung bezieht sich ausdrücklich auch auf alle Wirkungen, die den Betroffenen erst später bewusst geworden sind.»
Am Ende des Briefes betont der Pädagoge, er sei – wie bereits vor zwölf Jahren – bereit zu einem Gespräch mit seinen ehemaligen Schülern.
Der 73-Jährige war zwischen 1969 und 1985 Mitarbeiter und Leiter der Odenwaldschule im südhessischen Heppenheim. Bisher haben sich 33 ehemalige Schüler der Odenwaldschule als Opfer von Übergriffen zwischen den Jahren 1966 bis 1991 gemeldet. Beschuldigt werden acht Lehrer.
Becker steht im Zentrum der Kritik, zumal es bereits 1999 erste Vorwürfe gegen ihn gab. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelte damals, stellt jedoch das Verfahren wegen Verjährung ein. Jetzt wird gegen den Lehrer neu ermittelt, da es nach Angaben der Behörde auch jüngere Vorkommnisse geben könnte. Die neuen Missbrauchs-Vorwürfe waren vor zwei Wochen ans Tageslicht gekommen.
Die Odenwaldschule gilt als eine der bekanntesten deutschen Reformschulen. Vor 100 Jahren vom Pädagogen Paul Geheeb (1879-1961) gegründet, stellt sie bis heute das Lernen in Gemeinschaft in den Vordergrund. Die gut 200 Internatsschüler wohnen in rund 30 Gruppen, gemischt nach Alter und Geschlecht.