
Bank Vontobel gibt e-Banking-Projekt auf

Die Entscheidung der Bank Vontobel, das Projekt y-o-u nicht weiterzuverfolgen, wird trotz Enttäuschung von Analysten begrüsst. Die Bank habe sich mit dem e-Banking-Projekt offensichtlich "zu viel vorgenommen", hiess es.
Nun habe sie eingesehen, dass die Erwartungen nicht erfüllt werden könnten. Da die e-Banking-Euphorie des letzten Jahres sich auch ziemlich verflüchtigt habe, sei kaum damit zu rechnen, dass sich der Ausstiegsentscheid massiv negativ auf den Vontobel-Kurs auswirke, sagte ein Analyst.
«Einfach tragisch» nennt ein Analyst der Banca del Gottardo den Ausstieg. Trotzdem wertet er die Entscheidung für Vontobel eher positiv. Nachdem die Bank zum Schluss gekommen sei, dass sich die Investition nicht lohnt, sei ein möglichst baldiger Ausstieg vorzuziehen, obwohl mit der «klaren Fehlinvestition» insgesamt rund 170 Mio. Franken verbrannt worden seien.
Schwerer Schlag für Think Tools
Ein ZKB-Analyst sagte, eine Weiterführung des Projekts hätte auch über die nächsten Jahre noch ähnliche Kosten verursacht. Wahrscheinlich werde Vontobel nun mit einem redimensionierten e-Banking aufwarten, heisst es, etwa in der Grössenordnung des Projekts von Julius Bär.
Bär will seine Internetbank wie geplant im ersten Halbjahr 2001 lancieren, wie ein Sprecher sagte. Einzelheiten würden an der Bilanzmedienkonferenz am 6. März bekannt gegeben.
In jedem Fall werteten die Analysten die Neuigkeiten für Think Tools als Tiefschlag, unabhängig davon, wie hoch genau das finanzielle Engagement des Unternehmens im y-o-u-Projekt war. Schliesslich habe es sich um ein prestigeträchtiges Projekt gehandelt, hiess es.
Laut EBK rund sechs Internetbanken bewilligt
Die Internet-Bank war im Besitz einer Lizenz der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK). Laut EBK-Direktor Daniel Zuberbühler haben in der Schweiz rund ein halbes Dutzend reiner Internet-Banken eine Banklizenz, wobei diese Institute ausnahmslos grösseren Bankengruppe angeschlossen seien. Wäre dies nicht der Fall, hätte die EBK gar keine Bewilligung erteilt, sagte er. Der Grund für die Rückzug war Zuberbühler nicht bekannt, die EBK werde sich bei der Vontobel-Grupe noch informieren lassen.
swissinfo und Agenturen

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