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Handy-Nutzung in der Schweiz geht ins Geld

Das Handy ist zwar nützlich, in der Schweiz aber sehr teuer. Keystone

Die Schweizer zahlen trotz relativ vieler Netzbetreiber deutlich mehr fürs Handy als die Menschen in der Europäischen Union (EU).

Beim Telefonieren auf dem Festnetz ist die Schweiz im Vergleich mit den europäischen Staaten konkurrenzfähiger.

Zu diesem Befund kommt das Bakom in einer Studie zum Fernmeldemarkt. Das Amt informierte am Mittwoch zudem über den aktuellen Stand bei der Entbündelung der letzten Meile, wo Verfahren zu den Zugangsbedingungen absehbar sind.

Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) gibt in seiner in Biel präsentierten Studie einen umfassenden Überblick über die Position des Schweizer Fernmeldemarkts im Jahr 2006 im Vergleich zu den EU-Staaten.

Auf dem Mobilfunkmarkt ist die Zahl der Betreiber eines Netzes mit fünf aussergewöhnlich hoch. Hinzu kommen fünf weitere Anbieter von Mobilfunkdiensten ohne eigenes Netz, wobei die Schweiz hier im Vergleich zu Ländern wie Grossbritannien und den Niederlanden mit 70 und 60 Anbietern deutlich zurückliegt.

Eine hohe Zahl von Anbietern sei allerdings keine zwingende Voraussetzung für das Entstehen eines gesunden Wettbewerbs, schreibt das BAKOM und verweist auf die mögliche Überforderung der Konsumenten durch eine Flut von Auswahlmöglichkeiten und Informationen.

Swisscom-Anteil sehr hoch

Aussergewöhnlich hoch ist in der Schweiz der Anteil des ehemaligen Monopolisten Swisscom am Mobilfunkmarkt. Mit 63,2 Prozent lag er deutlich über dem europäischen Mittel der “historischen Betreiber” von 39,4 Prozent.

Die Nutzungskosten von Mobiltelefonen sind in der Schweiz nach wie vor klar teurer als im europäischen Mittel. Die Differenz variiert ohne Mehrwertsteuer zwischen 5,9 Euro pro Monat im Falle eines geringen Nutzungsbedarfs und 21,0 Euro bei grossem Nutzungsbedarf.

Teure Terminierungsgebühren

Massiv über dem EU-Mittel sind trotz Senkungen zudem die Terminierungsgebühren – also jene Gebühren, die Drittunternehmen bei der Umleitung von Anrufen von deren Mobilfunknetz aufs eigene Netz verrechnet werden.

Mit 15,05 Cents pro Minute lag die gewichtete Terminierungsgebühr in der Schweiz 2006 um 32,0 Prozent über dem europäischen Mittel. 2004 hatte die Differenz sogar noch 51,9 Prozent betragen.

Das BAKOM schliesst daraus, dass der Wettbewerb die Preise in der Schweiz noch nicht auf das tiefstmögliche Niveau gedrückt habe.

Letzte Meile

Das Bundesamt orientierte ausserdem über den aktuellen Stand bei der Entbündelung der letzten Meile.

Das seit Anfang April in Kraft befindliche Fernmeldegesetz verpflichtet die marktbeherrschende Anbieterin, anderen Anbietern zu kostenorientierten Preisen Zugang zum Kupferdraht-Anschluss von der Ortszentrale zu den Kunden zu gewähren.

Im vergangenen März hat die Swisscom 31 Franken monatlich pro Anschluss vorgeschlagen. Die anderen Anbieter können ans BAKOM gelangen, wenn sie sich nicht mit der Swisscom einigen können.

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ComCom

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) ist eine unabhängige Konzessions- und Regulierungsbehörde im Telekommunikationsmarkt. Sie wurde 1997 ins Leben gerufen und besteht aus sieben vom Bundesrat (Landesregierung) ernannten Mitgliedern. Zu den wichtigsten Aufgaben der ComCom gehören die Vergabe von Konzessionen für Telekommunikations-Anbieterinnen, die Genehmigung des nationalen Frequenzzuweisungs-Plans und die Vergabe von Telefonnummern. In Fällen von Missbrauch kann…

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Ball bei der ComCom

Das Bakom erwartet, dass in den nächsten Wochen solche Gesuche eintreffen werden.

Dann wird die Eidgenössische Kommunikationskommission (ComCom) die Bedingungen verfügen müssen.

Bereits im Gang ist ein vom Anbieter sunrise angestrengtes Verfahren zum Zugang für schnellen Bitstrom. Dort hatte die Swisscom bestritten, eine marktbeherrschende Stellung innezuhaben.

Das BAKOM hofft, im Herbst der ComCom einen Entscheidungsantrag stellen zu können. Seit Anfang April hat Swisscom Fixnet 16 Zugangsvereinbarungen mit acht Vertragspartnerinnen geschlossen.

swissinfo und Agenturen

Mit 92 Abonnenten pro 100 Einwohner im Jahr 2005 gehört die Schweiz zur Gruppe der OECD-Länder mit geringerer Mobilfunkteilnehmer-Dichte.
Die Schweiz ist im Jahr 2004 von Deutschland und den Niederlanden überholt worden.
Italien rangiert hinsichtlich der Teilnehmerdichte beim Mobilfunk auf dem ersten Platz, mit mehr als 120 Abonnenten für 100 Einwohner.
Die skandinavischen Länder, einstmals Pionierländer im Mobilfunk-Bereich, sind mittlerweile von Grossbritannien und Portugal übertroffen worden.
Schlusslichter der Rangliste sind Japan (74/100), die USA (68/100) und Kanada (54/100).

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