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LTU-Sanierung kommt SAir Group teuer zu stehen

Die 49,9-prozentige Beteiligung der SAir Group an der LTU wird zu einer kostspieligen Angelegenheit: Die Schweizer Fluggesellschaft muss 140 Mio. DM (rund 115 Mio. Fr.) für die Sanierung des deutschen Reiseveranstalters zahlen.

Die 49,9-prozentige Beteiligung der SAir Group an der LTU wird zu einer kostspieligen Angelegenheit: Die Schweizer Fluggesellschaft muss 140 Mio. DM (rund 115 Mio. Fr.) für die Sanierung des deutschen Reiseveranstalters zahlen.

SAir Group-Pressesprecher Jean-Claude Donzel bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur sda einen entsprechenden Bericht in der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» vom Samstag (08.04.). Danach hat die SAir Group ihre LTU-Beteiligung bereits im letzten Jahr auf Null abgeschrieben. Gemäss «SonntagsZeitung» bezahlte die SAir Group für diese Beteiligung 250 Mio. Franken.

Der Grund waren Verluste der LTU von 200 Mio. DM. Die SAir Group muss die Kosten der Restrukturierung tragen, weil gemäss Zeitungsbericht eine entsprechende Vereinbarung im 1998 unterzeichneten Kaufvertrag enthalten ist.

Anfang November 1998 war es der SAir Group nach langem Ringen gelungen, eine 49,9-Prozent-Beteiligung an der Düsseldorfer Flug- und Reisegesellschaft LTU zu übernehmen. Die Schweizer hatten sich gegen namhafte Mitkonkurrenten wie etwa British Airways oder den Reiseveranstalter Airtours durchgesetzt.

Gleichzeitig war die Rede von weiteren Anteilen, die zu einem späteren Zeitpunkt gekauft werden sollten. Zu diesem Punkt wollte sich SAir Group-Sprecher Jean-Claude Donzel nicht äussern: «Kein Kommentar», sagte er gegenüber der sda. Laut Donzel steht zurzeit die Sanierung der LTU an erster Stelle. Es gehe jetzt darum, ein Paket mit den Gewerkschaften zu schnüren.

Bereits am letzten Donnerstag haben in Düsseldorf erste Hauptgespräche mit der LTU-Führung und Gewerkschaftsvertretern stattgefunden. Übers Wochenende dürfen die Gewerkschaften Einsicht in die Unterlagen der LTU nehmen, um den Sanierungsbedarf abschätzen zu können.

Gemäss «SonntagsZeitung» sollen 1600 Stellen oder ein Fünftel der heutigen Belegschaft der LTU abgebaut werden, davon 700 über natürliche Fluktuation und vorzeitige Pensionierung. 800 Stellen, vor allem im Catering-Bereich, werden in andere SAir-Beteiligungen ausgelagert. Im weiteren kommt es zu 70 bis 100 Entlassungen.

SAir Group braucht Hilfe

Wie dem Bericht und dem Interview mit SAir Group-Chef Philippe Bruggisser in der «Finanz und Wirtschaft» weiter zu entnehmen ist, braucht die SAir Group zur Sanierung des deutschen Unternehmens die Hilfe eines grossen Reiseveranstalters. Dafür drängen sich die britische Airtours, Thompson und First Choice sowie Kuoni auf. Kuoni-Konzernleiter Hans Lerch schliesst im Zeitungsbericht ein solches Joint venture nicht aus, vermutet aber, dass ein solche Zusammenarbeit ein «politisch heikles» Unterfangen wäre.

Philippe Bruggisser sagte im Interview, die Probleme beim Kauf der LTU-Beteiligung seien erkannt worden, «aber nicht in der ganzen Tiefe». Die Zahlen waren schlechter als sich die SAir Group-Verantwortlichen vorgestellt hatten. Daneben habe es auch «Unzulänglichkeiten im Hoteleinkauf und in der Airline» gegeben. Eigentlich schief gelaufen sei in der LTU nichts, sagte Bruggisser. Einzig der Dollarkurs habe sich anders entwickelt als erwartet. Dazu komme der steigende Kerosinpreis. Allein Flugbenzin und Dollar schlagen laut Bruggisser mit 100 Mio. DM zu Buche.

swissinfo und Agenturen

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