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TGV bringt Basel und Paris noch näher zusammen

Mit dem TGV in 3h30 in Paris. Keystone

In Basel ist am Samstag die Eröffnung der neuen Hochgeschwindigkeits-Linie des TGV nach Paris gefeiert worden. Die französische Hauptstadt ist nun in nur 3h30 zu erreichen.

Gleichzeitig wurde nach 50-jähriger Planungs- und Bauzeit die Nordtangente eingeweiht und das 100-Jahr-Jubiläum des Bahnhofs Basel SBB gefeiert.

Für Bundesrat Moritz Leuenberger waren die Feierlichkeiten in Basel Ausdruck der vernetzten Verkehrspolitik der Schweiz. Mit dem Infrastrukturfonds investiere der Bund in den öffentlichen Verkehr und in Strassenprojekte. Strasse und Schiene hätten beide je ihre Stärken, sagte der Verkehrsminister.

Mit der 3,2 Kilometer lange Nordtangente wird die französische A35 mit dem schweizerischen Nationalstrassennetz verknüpft. Mit Kosten von 1,55 Mrd. Franken ist die Stadtautobahn das teuerste Strassenstück der Schweiz, das je gebaut wurde.

Die Nordtangente wurde so teuer, weil sie über 2,8 Kilometer in drei Tunnels unterirdisch verläuft. Zwei dieser Tunnels wurden am Freitagabend wegen des heftigen Gewitters vorübergehend überflutet.

Bundesrat Leuenberger bezeichnete die Nordtangente als gutes Beispiel für einen möglichst nachhaltigen Autobahnbau, für den praktisch kein Land geopfert werden musste.

TGV als Alternative zum Flugzeug

Gleichzeitig mit der Nordtangente wurde am Samstag in Basel die neue TGV-Linie gefeiert, die Bundesrat Leuenberger als schnellere Alternative zu den Flügen zwischen europäischen Grossstädten lobte.

Mit dem TGV-Anschluss steige Basel in die Liga der ganz grossen Eisenbahnknoten Europas auf, sagte der Basler Regierungsrat Ralph Lewin bei der Taufe einer TGV-Komposition auf den Namen “Basel”.

Der neue TGV Est verkehrt ab Sonntag zweimal täglich ab Zürich und viermal täglich ab Basel nach Paris Gare de l’Est. Die Fahrzeit verkürzt sich dank dem neuen Hochgeschwindigkeitszug um 90 Minuten. Die Fahrt an die Seine dauert ab Basel dreieinhalb Stunden, ab Zürich eine Stunde länger.

Pendler sehen schwarz

Die neue TGV-Verbindung Basel-Paris mit zweimal täglicher Verlängerung nach Zürich lässt Pendler schwarz sehen. Der TGV ersetzt den 7-Uhr-Zug, der immer gut besetzt ist.

Im attraktiven TGV machen die Städtereisenden und Geschäftsleute mit ihren obligatorisch reservierten Plätzen den 7-Uhr-Pendlern aus Zürich die Sitzplätze streitig. Kommt hinzu, dass der TGV weniger Sitzplätze hat, als der vorherige Intercity.

Nicht nur für die Pendler bringt die neue TGV-Verbindung Veränderungen: Beim EuroAirport Basel-Mülhausen (EAP) geht man davon aus, dass durch den TGV Zürich-Basel-Paris die Zahl der Fluggäste zwischen Basel-Mülhausen und Paris um 10% sinken wird, wie eine EAP-Sprecherin sagte.

Für 2008, das erste volle Jahr mit TGV-Konkurrenz, wird das Minus gar auf 20% budgetiert. Trotz dem Rückgang bei den Paris-Passagieren rechnen die Verantwortlichen des EAP für das laufende Jahr mit einem Wachstum von acht Prozent.

2006 wurden zwischen Basel und Paris insgesamt 682’154 Fluggäste gezählt. Paris ist für den EAP die wichtigste Destination.

swissinfo und Agenturen

Weiterer Anlass für die Mobilitätsfeierlichkeiten am Rheinknie bot das 100-Jahr-Jubiläum des Bahnhofs Basel SBB.

Das von den Architekten Emil Faesch und Emanuel La Roche entworfene Gebäude war am 24. Juni 1907 eingeweiht worden.

Laut SBB-CEO Andreas Meyer soll der Bahnhof SBB verstärkt als Durchgangsbahnhof genutzt werden.

Die Airlines, die Paris ab Basel-Mülhausen anfliegen, reagieren auf den TGV unterschiedlich.

Easyjet streicht die Verbindung ganz aus ihrem Flugplan. Der eine von zwei täglichen Flügen nach Paris wurde bereits Anfang Jahr eingestellt. Der zweite wird am 29. Juni aufgegeben.

Air France mit täglich insgesamt elf Verbindungen nach Paris setzte teilweise kleinere Maschinen ein. Zudem reagiert die Airline mit einer Marketingoffensive und tieferen Preisen.

Die Swiss bedient Paris ab Basel nicht. Die sechs täglichen Verbindungen ab Zürich-Kloten würden durch den TGV kaum stark konkurrenziert, sagte ein Swiss-Sprecher. Auch der TGV Genf-Paris habe der Swiss nicht geschadet.

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