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«Hier hat Winkelried, glaube ich…..»

Gutgelaunt zog und zieht man immer wieder in die "Gedenkschlacht "von Sempach. Keystone

Erstmals hielt am Samstag (30.06.) an der 615. Gedenkfeier für die Schlacht bei Sempach ein Kulturschaffender die Festansprache. Der Willisauer Dramaturg und Regisseur Louis Naef schlug eine Bresche für Antiheld Robert Walser.

An diesem Platz «wo’s tötelet», verband Naef, der begnadete Inszenierer der Geschichte, Schweizer Geschichte mit Aktualität. Dazu erweckte er literarische Assoziationen der in diesem Rahmen ungewohnten Art. Er verwies auf Deserteur Ulrich Bräker, Dissident Dürrenmatt und eben, auf Antiheld Robert Walser.

Kein beschauliches Plätzchen

Von jenem freiwilligen Psychiatrie-Patienten übernahm Naef eine krasse szenische Umsetzung der Schlacht aus dem Jahr 1908. Damit erinnerte er vor allem seine jugendlichen Zuhörer daran, dass das ehemalige Schlachtfeld nicht einfach ein beschauliches Plätzchen für Gruppenarbeiten sei. Ebenso verwies der Redner auf die Schlachtfelder der Moderne: Bosnien, Palästina, Mazedonien.

Zum Schluss änderte Naef den Gedenkstein-Spruch in Walsers Manier ab: «Hier hat Winkelried, glaube ich, den Seinen eine Gasse gemacht», müsse es eigentlich heissen. Damit schlug der Künstler auf seine Weise eine Bresche, nämlich für mehr historische Authentizität und redliche Verunsicherung à la Walser.

Gedenkfeier im üblichen Rahmen

Die 615. Gedenkfeier begann am Samstag wie üblich mit einer Tagwache in Sempach und einem Gottesdienst in der Pfarrkirche. Nach dem Begrüssungsakt im Städtchen zog der Festzug mit Musik und historischen Gruppen auf das Schlachtfeld, wo Schultheiss Anton Schwingruber die Begrüssungs-Ansprache hielt.

Eine Schulklasse aus Wolhusen trug ihre Gedanken zur Schlacht vor. Anschliessend verlas der Sempacher Stadtpfarrer Josef Anton Meier den Schlachtbrief, bevor Louis Naef seine Festansprache hielt. Beendet wurde die Feier mit einer Kranzniederlegung, einem Gebet und der Nationalhymne.

swissinfo und Agenturen

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