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Presserat rügt NZZ-Redaktor

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Der Schweizer Presserat rügt die Neue Zürcher Zeitung (NZZ): Redaktor Max Frenkel habe bei der Berichterstattung über ein Referat von Christoph Blocher eine problematische Doppelrolle innegehabt und diese nicht offengelegt. Damit habe Frenkel die journalistische Unabhängigkeit gefährdet.

Der Presserat veröffentlichte am Freitag (04.05.) seine Stellungsnahme über die Berichterstattung des NZZ-Redaktors Max Frenkel über eine umstrittene Rede von Nationalrat Christoph Blocher aus dem Jahre 1997. Frenkel hatte diese zuvor auf möglicherweise verletzende Formulierungen hin untersucht.

Gerichtsverfahren nach Rede

Blochers Rede zog einen Rechtsstreit zwischen dem «SonntagsBlick» und dem SVP-Politiker nach sich, der inzwischen aussergerichtlich beigelegt wurde. Weiter wurde gegen Blocher wegen Verletzung der Antirassismus-Strafnorm Anzeige eingereicht. Frenkel kritisierte in seiner Berichterstattung den Richter, der von Amtes wegen Anzeige erstattet hatte. In keinem der Fälle machte er seine persönliche Beteiligung an der Rede deutlich.

Gemäss dem Presserat kann grosse Nähe zwischen den Akteuren und Berichterstattern die journalistische Unabhängigkeit gefährden und damit die Glaubwürdigkeit der Medienschaffenden aufs Spiel setzen. Frenkel habe nicht die genügende Transparenz geschaffen. Beim Kommentar über den Richter hätte er zudem wegen persönlicher Betroffenheit in den Ausstand treten müssen, urteilte der Presserat.

Angezeigt wegen Doppelfunktion

Nach bekannt werden Frenkels Doppelfunktion war die Organisation «David. Das Zentrum gegen Antisemitismus und Verleumdung» mit einer Beschwerde an den Presserat gelangt.

Der Redaktor hatte in seiner Antwort auf die Klage dem Presserat geschrieben, er habe Blocher wenige heikle Stellen in seiner Rede genannt genannt, wie der NZZ vom Freitag (04.05.) zu entnehmen ist. Das Ganze als «Gegenlesen» zu bezeichnen, scheine ihm übertrieben. Beim Kommentar zur gerichtlichen Untersuchung habe es sich ausserdem um eine Glosse gehandelt.

Das Referat von Christoph Blocher mit dem Titel «Die Schweiz und der Zweite Weltkrieg» wurde am 1. März 1997 in Oerlikon gehalten und stand im Zusammenhang mit der damaligen Debatte über die Haltung der Schweiz gegenüber jüdischen Flüchtlingen.

swissinfo und Agenturen

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