Lötschental ist nach Bergsturz bereit für Wintertouristen
Ein halbes Jahr nach dem Bergsturz in Blatten VS zeigen sich die Tourismusverantwortlichen des Lötschentals mit Blick auf die Wintersaison "vorsichtig optimistisch". Auf der Lauchernalp entsteht ein Hotel, mit dem verlorene Kapazitäten kompensiert werden sollen.
(Keystone-SDA) «Der Bau des Hotels ist auf Kurs», sagte Mathias Fleischmann, Chef der Lauchernalp Bergbahnen und von Lötschental Marketing, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Der Innenausbau wird derzeit fertiggestellt, die offizielle Eröffnung ist am 19. Dezember. Ab dem 25. Dezember begrüssen wir die ersten Gäste.»
Das provisorische Hotel, dessen Baukosten sich auf 4,5 Millionen Franken belaufen, umfasst 19 Zimmer mit insgesamt 64 Betten und liegt direkt bei der Bergstation der Lauchernalp-Bahn auf 1970 Metern über Meer. Der Bergsturz vom 28. Mai hatte in Blatten drei Hotels mit insgesamt rund 100 Betten zerstört. Das neue Haus kompensiere zumindest einen Teil der durch die Katastrophe weggefallenen Kapazitäten, so Fleischmann.
Grosse Nachfrage
Reservationen seien zwar noch nicht möglich, doch das Interesse sei enorm. «Wir werden derzeit regelrecht überrannt von Anfragen», sagte Fleischmann. Am Neubau beteiligt sind zwei Besitzer der zerstörten Hotels in Blatten mit je 45 Prozent sowie die Bergbahnen Lauchernalp mit einem Anteil von 10 Prozent. Auch öffentliche Gelder flossen in das Projekt.
Das Hotel mit dem Namen «Momentum» ist als Übergangslösung vorgesehen – für fünf bis sieben Jahre, bis im Tal ein Neubau realisiert werden kann.
Nicht auffangen lasse sich hingegen der Verlust der zwei Gruppenunterkünfte. «Die Gruppenhäuser in Blatten waren im Winter stets vollständig von Skilagern belegt – diese fehlen nun», erklärte der Tourismusdirektor. Das schlage nicht nur bei den Logiernächten zu Buche, sondern wirke sich auch auf den Verkauf von Skipässen aus. Für die Bergbahnen rechnet Fleischmann in diesem Winter mit Einnahmeeinbussen von rund 150’000 Franken.
Weniger gravierend sei laut Fleischmann der Ausfall der Ferienwohnungen in Blatten. Die meisten Ferienwohnungen des Lötschentals befinden sich in Kippel und Wiler. «Der Anteil Blattens an den Ferienwohnungen des Tals lag bei etwa 20 Prozent, der Anteil an den Winterlogiernächten in Ferienwohnungen bei rund 15 Prozent», erklärte er.
Wie die am 13. Dezember beginnende Wintersaison tatsächlich ausfallen werde, lasse sich nicht prognostizieren – zu stark hingen die Ergebnisse von Faktoren wie Wetter und Schneelage ab. Besonders Tagestouristen entschieden sich häufig kurzfristig aufgrund der Wetterverhältnisse für einen Ausflug. Das Verhältnis von Tagesgästen zu Übernachtungsgästen im Lötschental liegt etwa bei 50 zu 50.
Talsohle durchschritten
Mit der Zahl der Tagesgäste in der vergangenen Sommersaison zeigt sich der Tourismusdirektor zufrieden. Bei den Bergbahnen habe man sogar einen leichten Zuwachs verzeichnet, sagte Fleischmann.
«Die Einbussen bei den Logiernächten lagen im Sommer zwar bei über 50 Prozent und waren damit einschneidend, doch die Talsohle ist nun durchschritten», so der Tourismusdirektor. Der Bergsturz hatte drei Hotels in Blatten zerstört und ein weiteres von der Aussenwelt abgeschnitten – und damit die Hotelkapazität des Tals auf einen Schlag um 70 Prozent reduziert.
Für die kommende Sommersaison rechnet der Tourismusdirektor insbesondere mit einem Plus durch das Hotel Fafleralp, das voraussichtlich wieder öffnet. Das Haus verfügt über rund 100 Betten und ist der grösste Beherbergungsbetrieb des Lötschentals.
Er gehe davon aus, dass die Notstrasse zur Fafleralp im Winter asphaltiert werde. Im Sommer könne somit wohl ein Shuttlebus-Betrieb zu dem bei Naturliebhaberinnen und Naturliebhabern besonders beliebten Hotel eingerichtet werden.
Unklar bleibt hingegen die Zukunft der Campingmöglichkeiten im Lötschental. Die beiden Campingplätze in Kippel und auf der Fafleralp sind seit dem Bergsturz geschlossen – wie es weitergeht, ist derzeit offen.