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Hanspeter Thür – Datenschützer mit Fiche

Hanspeter Thür - designierter oberster Datenschützer der Schweiz Keystone

Hanspeter Thür ist der neue Eidgenössische Datenschutz-Beauftragte. Der Bundesrat wählte den 52-jährigen Rechtsanwalt und früheren grünen Aargauer Nationalrat am Mittwoch (23.05.) in dieses Nebenamt. Pikantes Detail: Zur Zeit des Kalten Kriegs hatte der Staatsschutz von Thür eine Fiche angelegt.

Thür tritt seine 50-Prozent-Stelle am 1. September an. Er löst den Walliser alt Ständerat Odilo Guntern (CVP) ab, der seit April 1993 als oberster Datenschützer wirkt und Ende Juni mit 64 Jahren zurücktritt. Ein Sekretariat mit 16 Spezialisten und Spezialistinnen wird ihn in seiner Arbeit unterstützen.

Bundesrat: Thür ist ideale Besetzung

Die Wahl sei dem Bundesrat unter 17 Bewerbungen leicht gefallen, sagte Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz vor den Medien. Thür erfülle die hohen Anforderungen in hervorragender Weise: Als Anwalt bringe er die juristische Kompetenz mit, als ehemaliger Nationalrat das Talent zum Vermitteln, als früherer Journalist die Fähigkeit zur Kommunikation.

Er freue sich auf eine «spannende, verantwortungsvolle und heikle» Aufgabe, sagte Thür. Neue EDV-Systeme, Internet und andere epochale Umwälzungen setzten die Privatsphäre unter gewaltigen Druck. Der Datenschutz sei hochpolitisch, denn er müsse abwägen zwischen dem Interesse dieser Privatsphäre und dem Recht der Öffentlichkeit auf Information.

Fichiert zur Zeit des Kalten Kriegs

Im Kalten Krieg gehörte der Progressive Thür zu jenen, die von den Staatsschützern fichiert wurden. Als Nationalrat sei er seinerzeit zur Bundesanwaltschaft gepilgert, um sich davon ein Bild zu machen. «Es braucht aber diese Tuchfühlung mit möglichem Missbrauch nicht unbedingt, damit man sich der Aufgabe des Datenschutz-Beauftragten stellen kann.»

Thür erwarb 1975 an der Uni Basel das Lizentiat und 1978 das Fürsprecherpatent. Neben seiner Tätigkeit als Anwalt mit Büros in Aarau und Zürich war er auch politisch aktiv. 1985 wurde er in den Aargauer Grossen Rat gewählt, 1987 in den Nationalrat. Hier gehörte er unter anderem der Verfassungs-Kommission und der PUK EMD an.

Im Februar 1999 trat der auch als Wahlbeobachter in Bosnien, Montenegro und der Ukraine eingesetzte Thür aus dem Nationalrat zurück. Letzten Herbst begann er ein Nachdiplomstudium an der Fachhochschule Baden für Wirtschafts-, Verwaltungs- und Umweltmediation. Thür wohnt in Aarau, ist verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter.

swissinfo und Agenturen

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