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Regime in Belarus lässt inhaftierte Schweizerin vorzeitig frei

Vermummte Polizisten nehmen eine Frau fest
Minsk, 19. September 2020: Vermummte Sicherheitskräfte des Diktators Lukaschenko verhaften Natallia Hersche, die an einem oppositionellen Frauenmarsch teilgenommen hatte. PD

Die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche ist am Freitagmorgen aus dem Gefängnis in Belarus freigelassen worden. Gemäss offiziellen Angaben trat sie danach die Rückreise in die Schweiz an. Die Nachricht von ihrer vorzeitigen Entlassung hatte der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis auf Twitter mitgeteilt.

Ihr Bruder und die Schweizer Botschafterin Christine Honegger Zolotukhin hätten Hersche in Minsk nach ihrer Haftentlassung empfangen, so Cassis.

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Hersche, die zuletzt mit einem Hungerstreik gegen ihre Inhaftierung und die Bedingungen im Straflager protestiert hatte, wirkte auf Bildern, die sie in wiedererlangter Freiheit zeigten, schwer gezeichnet. Sie hatte 17 von ingesamt 30 Monaten Strafe abgesessen, zu der sie verurteilt worden war.

“Ich bin froh, dass sich die diplomatischen Bemühungen der Schweiz ausgezahlt haben”, twitterte Cassis weiter. Seit Beginn ihrer Festnahme im September 2020 und ihrer Verurteilung zu zweieinhalb Jahren Haft seien die zuständigen Stellen in engem Kontakt mit Hersche, ihrer Familie und den Behörden in Belarus gewesen und hätten an möglichen Wegen gearbeitet, um eine Freilassung zu erwirken.

Es sei eine grosse Freude für ihn und alle Mitarbeitenden, dass Hersche frei sei und in die Schweiz zurückkehren könne, schrieb der erleichterte Cassis.

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In Appellen zur Unterstützung an die Schweizer Behörden hatte sie das Straflager, in das sie verlegt worden war, als “Irrenhaus” bezeichnet.

Hersche
Am Abend vor ihrer Verhaftung twitterte Natallia Hersche dieses Bild aus einem Restaurant in Minsk. Twitter

Hersche war am 19. September 2020 in Minsk von vermummten Sicherheitskräften Lukaschenkos verhaften worden. Dort hatte sie an einem oppositionellen Marsch von Frauen teilgenommen, die gegen die gefälschte Wiederwahl des Langzeit-Diktators zum Präsidenten von Belarus protestiert hatten.

Im Dezember 2020 wurde Hersche zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt.

Im Februar 2021 forderten 83 Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier in einem offenen Brief die Freilassung Hersches und weiterer politischer Gefangener in Belarus. Es hiess, Hersche habe mit der Teilnahme an einer Kundgebung lediglich ein demokratisches Recht wahrgenommen. Die dafür verhängte drakonische Gefängnisstrafe von zwei Jahren und 6 Monaten sei in einem unfairen Verfahren zustande gekommen. Die Strafe sei unverzüglich aufzuheben und Hersche freizulassen.

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