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Francesca will mit Schokolade ihr Land verändern

Eine indigene ältere Frau sitzt lachend neben Francesca, die eine Tafel Schokolade in der Hand hält.
Francesca will, dass die Bauern stolz sind auf ihren Beitrag zur Herstellung der Edelschokolade: Hier mit der 72-jährigen Kakao-Bäuerin Isabel. QUMA CHOCOLATE ©

Ihr Herz schlägt für die Kakao-Bäuerinnen Perus, ihre Leidenschaft gilt der Schokolade: Francesca Valdivia lebt für ihr Startup Q’uma, das die gleichnamige Delikatesse herstellt und bereits in drei Länder exportiert. An einem Workshop für junge, gut ausgebildete Unternehmerinnen in der Schweiz erzählt die 25-Jährige von ihrer Begeisterung für Schokolade.

Francesca redet wie ein Wasserfall. Sie ist gut vorbereitet, es geht um viel. Die junge Unternehmerin sucht Unterstützung für ihre vor eineinhalb Jahren in ihrer Heimat Peru gegründete Firma Q’umaExterner Link. Der fünfköpfigen Jury, die es zu überzeugen gilt, verteilt Francesca eine Auswahl ihrer Edelschokolade zum Probieren.

Q’uma ist ein Nischenprodukt. Kaufen kann man die Köstlichkeit in Perus Spezialitäten-Läden, Hotels und Flughäfen, aber auch in den USA, in Kanada und schon bald in Chile. Japan und Südkorea seien ebenfalls interessiert, erzählt Francesca der Jury. Um die steigende Nachfrage zu befriedigen, möchte Q’uma seine Produktivität erhöhen. Hierfür braucht die Unternehmerin Unterstützung.

Eine Tafel Schokolade liegt neben Kakao-Bohnen.
Q’uma: In Aymara, einer der am meisten gesprochenen indigenen Sprachen Südamerikas, bedeutet das “gesund”. QUMA CHOCOLATE ©

Reise im eigenen Land als Auslöser

Francesca studierte Betriebswirtschaft in Peru. Ein Semester verbrachte sie in Holland. Vor zwei Jahren schloss sie ab, arbeitete danach in den USA zuerst als Skilehrerein für Kinder und anschliessend für die Citibank und L’Oréal. “Mein Umfeld fand meine Idee anfangs nicht so toll”, erinnert sie sich: “Du hast Business studiert und willst nun Schokolade produzieren?”, hätten sie Familie und Freunde verständnislos gefragt.

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Francesca liess sich nicht entmutigen. “Schokolade kann das Leben einer Person verändern!”, sagt sie. Auf einer Reise durch ihr Land kam sie erstmals mit Kakao-Bauern in Kontakt. Jede freie Minute nutzte die junge Frau anschliessend, um ihr Wissen über Kakao und Schokolade zu vertiefen. Das Feuer war entfacht.

Zuerst alleine, dann doch mit Unterstützung der Familie und Freunden, gründete sie vor eineinhalb Jahren ihr Startup. Auch der Staat war von ihrem Projekt überzeugt und gab ihr eine Starthilfe von 40’000 US-Dollar. Heute sind sie bei Q’uma zu viert und gerade daran, sechs neue Leute einzustellen.

“In der Schweiz habt ihr keinen Kakao!”

Q’uma arbeitet mit 35 Kakao-Bauernfamilien zusammen, noch in diesem Jahr sollen es mehr werden. Francesca kauft den Kakao direkt bei den Bauern, es gibt keine Zwischenhändler. “Wir bezahlen den Bauern 70% mehr als den an der Börse kotierten Kakao-Preis.”

Sie will, dass diese wissen, was mit ihrer Ernte geschieht, dass sie in den Produktionsprozess miteinbezogen sind. Auch deshalb bringt sie ihnen bei ihren Besuchen immer Schokolade mit. Francesca will, dass die Bauern stolz sind auf ihren Beruf, der in Peru ein niedriges Ansehen geniesse.

Francesca steht hinter einem Stand, an dem sie ihre Schokolade Q uma verkauft.
Francesca am “Salon du Chocolat” in Paris: Sie träumt davon, ihr Produkt auch nach Europa zu exportieren. QUMA CHOCOLATE ©

Und nicht nur das: “Ich weiss, die Schweiz gilt als Land der Schokolade”, sagt sie lachend. “Aber ihr habt keinen Kakao! Peru könnte dank seines Edel-Kakaos die beste Schokolade der Welt produzieren!” Es ärgert Francesca, dass 70% des peruanischen Kakaos direkt exportiert und vom Rest nur gerade mal 3% für die Herstellung von Schokolade verwendet werden. Das müsse sich ändern, es fliesse viel zu viel Geld ins Ausland statt in Peru zu bleiben.

Vom Baum bis zur Tafel peruanisch

Francesca hat die Jury an diesem Morgen von ihrem Startup überzeugt. Sie kommt mit fünf weiteren Teilnehmerinnen des Kurses in die zweite Runde, kann das gegeneinander antreten vor potentiellen Interessenten am nächsten Tag nochmals üben. Für den ersten Rang wird es nicht ganz reichen.

Zurück in Lima wird Francesca wieder jeden Tag morgens um fünf Uhr aufstehen, zuerst eine Stunde Sport machen und dann für ihre Edelschokolade arbeiten, die vom Baum bis zur Tafel in Peru hergestellt wird. Wo wird sie in zehn Jahren stehen? “Für ein Startup sind zehn Jahre eine Ewigkeit”, sagt sie lachend. Dennoch: Ihr Traum sei es, dass Q’uma einmal in vielen Ländern zum Kauf angeboten werde.


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