Proteste gegen Rassismus – Polizei in Frankreich kritisiert Minister
(Keystone-SDA) In Frankreich wächst in der Debatte um Rassismus die Kritik der Polizei an Innenminister Christophe Castaner. Auch für Polizisten gelte die Unschuldsvermutung – das habe der Minister in seinen letzten Ausführungen missachtet, sagte Grégory Joron von der Polizeigewerkschaft Unité SGP-FO dem Sender Franceinfo.
«Heute sagt man ihnen, dass sie rassistisch sind, dass sie gewalttätig sind. Sie halten das für einen Angriff und sind in ihrem Selbstwertgefühl verletzt», so Joron weiter.
Castaner hatte zu Wochenbeginn Massnahmen angekündigt, um härter gegen Rassismus und Gewalt bei Polizeieinsätzen vorzugehen. So soll künftig bei jedem erwiesenen Rassismus-Verdacht systematisch eine Suspendierung in Betracht gezogen werden. Besonders an dieser Äusserung störten sich die Polizeivertreter, sie setze die Unschuldsvermutung ausser Kraft. Auch eine umstrittene Festnahmemethode, bei der der Verdächtige stranguliert wird, soll nicht mehr angewendet werden.
Französische Polizisten hatten am Donnerstagabend in mehreren Städten gegen die jüngsten Ankündigungen von Castaner protestiert und symbolisch Handschellen auf den Boden gelegt. Zuvor waren Gewerkschaftsvertreter von dem Ressortchef empfangen worden. Castaner hat Joron zufolge Reue gezeigt, man fordere nicht seinen Rücktritt. Allerdings sei mit den Äusserungen des Ministers etwas zerbrochen. Joron erinnerte daran, dass seine Kollegen seit den islamistischen Anschlägen viele harte Zeiten erlebt hätten. «Sie sind engagiert wie nie zuvor.»
Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd löste auch in Frankreich eine grosse Debatte aus. Menschen gingen auch wegen ähnlicher Fälle in Frankreich auf die Strasse, bei denen Menschen während der Festnahme oder in Polizeigewahrsam gestorben waren. Ebenfalls für Bestürzung sorgten rassistische Kommentare, die mutmasslich von Polizisten in einer Facebook-Gruppe gemacht wurden.