Römische Expansion hinterliess Spuren im Wald
Die Römer haben die Wälder nördlich der Alpen massiv verändert. Das zeigt ein internationales Forschungsteam in einer neuen Studie, für die es Holzstücke analysiert hat, die bis ins Jahr 300 vor Christus zurückgehen.
(Keystone-SDA) Während ihrer Herrschaft holzten die Römer die Wälder stark ab, wie die Forschenden in der am Montagabend in der Fachzeitschrift «Proceedings» der US-Akademie für Wissenschaften («Pnas») erschienenen Studie zeigten.
Die Studie basiert auf einer Sammlung von über 20’000 Holzstücken, deren Alter mit Hilfe von ihren Jahresringen bestimmt wurde. Sie stammen aus der Zeit zwischen 300 vor Christus und 700 nach Christus. Die Holzstücke wurden bei archäologischen Ausgrabungen in Gebieten gefunden, die damals von den Römern besetzt waren, darunter Teile von Frankreich, Deutschland und der Schweiz.
Die Analyse zeigte, dass der Bedarf an Holz für den Bau von Häusern, Strassen, Brücken, Militäranlagen und Schiffen mit der Expansion des Imperiums zunahm. Dies führte dazu, dass die Römer immer weiter in unberührte Wälder vordrangen, um ihren wachsenden Ressourcenbedarf zu decken.
Wälder wurden jünger
Zu Beginn der römischen Besatzung waren die Wälder noch reich an alten Bäumen. Im Laufe der Zeit ging jedoch das Durchschnittsalter der Bäume zurück, ältere Bestände wurden zunehmend durch jüngere, schneller wachsende Bäume ersetzt.
Besonders alte Wälder mit Baumbeständen von mindestens 200 Jahren wurden vor allem im 3. Jahrhundert nach Christus stark beansprucht und übernutzt. Dieses Jahrhundert gilt in der Studie als Wendepunkt: Es kam zu einem deutlichen Rückgang der Holznutzung sowie des überregionalen Holztransports.
Erholung bis ins Mittelalter
In den darauffolgenden Jahrhunderten, insbesondere im 4. und 5. Jahrhundert, verlangsamte sich die Abholzung weiter. Nach dem Ende der römischen Herrschaft konnten sich die Wälder zunehmend erholen, und alte Waldbestände breiteten sich erneut aus – ein Prozess, der bis in das frühe Mittelalter nachweisbar ist.
Laut den Forschenden zeigt die Untersuchung erstmals mit hoher zeitlicher Auflösung, wie eng die römische Expansion mit tiefgreifenden ökologischen Veränderungen verknüpft war. Die Autorinnen und Autoren betonen, dass ihre Ergebnisse entscheidende Einblicke in das langfristige Zusammenspiel zwischen menschlicher Aktivität und Waldökosystemen liefern.
Aus der Schweiz waren an der Studie die Archäologie-Ämter der Kantone Thurgau, Chur, Bern, Zürich und Neuenburg beteiligt, ebenso die Universität Genf sowie weitere spezialisierte dendrochronologische Fachstellen wie das Kompetenzzentrum für Unterwasserarchäologie und Dendrochronologie in Zürich.