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Roche bestätigt Lohndumping bei Turm-Bau in Basel

(Keystone-SDA) Roche hat nach Abklärungen am Donnerstag bestätigt, dass es beim Bau des Roche-Turms in Basel Lohndumping durch ein polnisches Subunternehmen gegeben habe. Der Konzern verurteilte das Verhalten dieses Unternehmens samt Täuschung der Kontrollorgane «aufs Schärfste».

Die Lohndifferenz soll umgehend ausbezahlt werden. Die Gewerkschaft Unia hatte am Montag Vorwürfe wegen Lohndumpings auf der Basler Grossbaustelle erhoben. Roche sei umgehend aktiv geworden, um die Sach- und Rechtslage zu klären, teilte der Pharmakonzern nun mit. Dabei habe sich der Verdacht des Lohndumpings bei der polnischen Firma Poko-AL bestätigt.

Poko-AL ist vom bayerischen Fassadenbauer Gartner GmbH als Subunternehmen mit Montagearbeiten beauftragt worden. Roche habe mit der Gartner GmbH Massnahmen vereinbart, um sicherzustellen, dass den Betroffenen die Differenz zu den korrekten Löhnen umgehend ausbezahlt wird, heisst es in der Mitteilung.

Anstellung für Monteure

Zudem biete die Gartner GmbH den Monteuren vor Ort eine Anstellung an und gewährleiste die Bezahlung gemäss geltenden Lohnbestimmung. Roche sei gegen jede Form von Lohndumping und toleriere auch keine Dumpinglöhne durch ihre Vertragspartner; alle beteiligten Firmen seien verpflichtet, Tarifverträge und Gesetz ausnahmslos einzuhalten.

Die Gartner GmbH teilte zudem mit, der Subunternehmer Poko-AL habe sie, den Bauherrn Roche sowie die Schweizer Behörden getäuscht. In einem Werkvertrag sei mit Poko-AL die Einhaltung des Schweizer Mindestlohns vereinbart worden. Alle Überprüfungen und Stichproben hätten keine Hinweise auf die betreffenden Praktiken ergeben.

Bei eingehenden Überprüfungen mit Dokumenten in polnischer Sprache sei Gartner aber jetzt auf Unregelmässigkeiten gestossen. Der Geschäftsführer von Poko-AL habe dann am Mittwochabend eingeräumt, dass die Monteure am Roche-Bau keinen GAV-Mindestlohn erhalten hätten.

Unia will Vereinbarung

Gartner sei der Gewerkschaft Unia daher für deren Hinweise dankbar. Weitere Prüfungen seien im Gange, das Schadensmass sei daher noch nicht bezifferbar. Die Gewerkschaft selbst begrüsste am Donnerstag in einer Mitteilung die Stossrichtung der Stellungsnahme von Roche, forderte aber eine schriftliche Vereinbarung über die Lohnnachzahlung.

Gemäss Unia-Angaben der vergangenen Tage sollen die ausbezahlten Löhne pro Monat und Arbeiter 5000 bis 6000 Franken zu niedrig gewesen sein. Betroffen seien rund 30 Fassadenbauer, die seit vergangenem August auf der Baustelle für den Roche-Turm eingesetzt sind. Dieser soll dereinst 178 Meter hoch werden, womit er das höchste Gebäude der Schweiz wäre.

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