Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Schweiz soll Rätoromanisch fördern

Die Zweisprachigkeit darf nicht bei der Strassenbeschriftung enden. Keystone

Der Europarat ermuntert die Schweiz, den Gebrauch der rätoromanischen Sprache an den Schulen und in der Verwaltung zu fördern.

Der 3. Bericht über die Minderheitensprachen in der Schweiz empfiehlt zudem, den Dialog mit den Vertretern der Jenisch-Sprechenden fortzusetzen.

Das Expertenkomitee des Europarates befürwortet die Einführung von Rumantsch Grischun als Standard-Sprache an den Schulen ab 2010. Dies habe einen positiven Einfluss auf den Schutz und die Förderung von Rätoromanisch als lebendiger Sprache, schreibt das Komitee in seinem am Mittwoch in Strassburg vorgelegten Bericht.

Die bündnerischen Behörden seien zudem verantwortlich für die Publikation von rätoromanischen Lehrmitteln in den obligatorischen Schulen sowie für das Sprachtraining der Lehrpersonen.

Bewahren der Dialekte

Das kantonale Parlament hat 2005 beschlossen, alle neuen Lehrmittel nur noch in Rumantsch Grischun zu publizieren. Der Kanton musste vorher die Schulmittel in allen fünf rätoromanischen Idiomen herausgeben, was auch finanzielle Konsequenzen hatte.

Während die Schulkinder also an der Schule Rumantsch Grischun lernen, sprechen sie im Alltag ihr eigenes Idiom.

Diesem Umstand will das Komitee Rechnung tragen, indem es die Schweizer Behörden auffordert, den Dialog mit den Rätoromanisch-Sprechenden zu intensivieren und den Gebrauch von Rumantsch Grischun als Standardsprache zu fördern.

Andererseits müsse die Schweiz glaubhaft und auf Dauer die regionalen rätoromanischen Idiome schützen und fördern.

Förderung in der kantonalen Verwaltung

Eine weitere Forderung des Komitees ist die Förderung des Rätoromanischen in der kantonalen Verwaltung und in jenen Gemeinden, in denen Deutsch die Haupt- und Rätoromanisch die Minderheitssprache ist.

Für Debatten im Kantonsparlament soll zudem eine Simultanübersetzung eingerichtet werden. Überhaupt wird die Übersetzungskapazität auf kantonalem Niveau als ungenügend beurteilt.

Als einziger Kanton der Schweiz hat der Kanton Graubünden drei Amtssprachen: Deutsch, Rätoromanisch und Italienisch. Jede Bündner Gemeinde darf in ihrer Gemeindeverfassung regeln, ob Rätoromanisch auch Amts- und /oder Schulsprache ist.

Ermuntert wird die Schweiz ausserdem, alle Gesetzestexte auf Rätoromanisch zu übersetzen. Nur so könne der Einsatz dieser Sprache auch an Gerichten zum Durchbruch verholfen werden.

Weiter setzt sich das Komitee für die Schaffung einer Radiostation in rätormanischer Sprache ein. Auch soll Rumantsch in privaten Fernsehsendern eingesetzt werden.

Dialog mit Jenischen

Der Bericht empfiehlt zudem, den Dialog mit den Vertretern der Jenisch-Sprechenden fortzusetzen. Ziel sei die Umsetzung der Europäischen Charta für Regional- und Minderheitensprachen, die in der Schweiz 1998 in Kraft trat.

Der Europarat hatte Jenisch im Jahr 2004 als Minderheitensprache anerkannt.

swissinfo und Agenturen

Deutsch: 68,3% (1970: 57,6%)
Romanisch: 14,5% (23,4%)
Italienisch: 10,2% (15,8%)
Andere: 7% (3,3%)

Die Zahlen beziehen sich auf die Eidgenössische Volkszählung von 2000 und berücksichtigen nur “die am besten beherrschte Sprache.”

Zählt man auch die Nennung “regelmässig benutzte Sprache” hinzu, steigt der Anteil des Rätoromanischen auf 21,5% (ca. 40’100 Personen).

63,7% der Schweizer Bevölkerung sprechen Deutsch, 20,4% Französisch, 6,5% Italienisch, 0,5% Rätoromanisch und 1,6% eine Fremdsprache.

Das Schweizer Sprachengesetz soll den Gebrauch der Amtssprachen regeln.

Es soll Verständigung und Austausch fördern und die mehrsprachigen Kantone bei ihren besonderen Aufgaben unterstützen.

Es will die Viersprachigkeit als Wesensmerkmal der Schweiz stärken. Das Italienische und das Rätoromanische sollen als Landessprachen erhalten bleiben.

Die Vorlage war für die Session in Flims geplant. Da jedoch noch eine Stellungnahme der Regierung benötigt wurde, ist die Vorlage nun für die letzte Woche der Wintersession traktandiert.

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