
World Economic Forum in New York eröffnet

Der Schweizer Bundespräsident Kaspar Villiger hat in der Eröffnungsrede die Chancen der Globalisierung betont. Derweil warben New Yorker Politiker dafür, das WEF ganz von Davos nach New York zu verlegen.
Mehr als 2000 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion sind am Donnerstagabend im New Yorker Tagungszentrum zusammen gekommen, um die aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Probleme zu diskutieren. Bewacht wird die Konferenz von mehreren tausend Sicherheits-Leuten.
Vor der Begrüssung des Schweizer Bundespräsidenten Kaspar Villiger äusserte sich WEF-Gründer Klaus Schwab: Er betonte einmal mehr, der Entscheid, von Davos nach New York zu zügeln, sei richtig gewesen. «Das ist das erste Treffen von Wirtschaftsführern aus aller Welt seit dem 11. September», sagte Schwab. «Wir sind hier, um unsere Solidarität mit dieser bemerkenswerten und nicht zerstörbaren Stadt auszudrücken. Dies indem wir im Geist von echter weltweiter Partnerschaft zusammenarbeiten.»
Villiger setzt auf Dialog
Villiger seinerseits betonte die Bedeutung der Globalisierung: «Die Globalisierung hat Millionen Menschen aus der Armut befreit und ihnen ein besseres Leben ermöglicht. Dennoch: Die Globalisierung hat auch ihre Schattenseiten. Zwei Drittel der Weltbevölkerung sind von den Chancen ausgeschlossen.» Der Abschied von der Globalisierung würde jedoch nur Verlierer schaffen.
Villiger bezog sich ebenfalls auf den Terrorismus: «Terroristen und Kriminelle operieren ebenfalls global. Die Welt ist verletzlicher geworden.»
Seilziehen um WEF 2003: Davos oder New York?
Die Schweiz freue sich, das World Economic Forum nächstes Jahr wieder in Davos begrüssen zu können, hielt Villiger weiter fest. Die Schweizer Regierung begrüsse es jedoch ebenso, dass das Forum mit dem Tagungsort New York ein Zeichen der Solidarität setze, sagte Villiger zu den Terroranschlägen vom 11. September in den USA.
New Yorks Gouverneur George Pataki und Bürgermeister Michael Bloomberg hingegen haben in ihren Eröffnungsreden dafür plädiert, das WEF auch in Zukunft in New York abzuhalten.
«Geht in die Schweiz Ski fahren, aber lässt das WEF hier», rief Bloomberg den Zuhörern am Donnerstagabend zu. New York sei die Stadt, in der alle willkommen seien. Pataki versicherte den Teilnehmern, «dass New York nach wie vor die beste Stadt der Welt ist». Deshalb solle das Jahrestreffen doch bald wieder New York statt finden – obwohl Davos ein herrlicher Platz sei.
Viele Treffen für Villiger und Couchepin
Noch vor der offziellen WEF-Eröffnung hatte Kaspar Villiger an der New Yorker Gegenveranstaltung, dem «Public Eye on Davos», gesprochen. Auch hier betonte er, die Globalisierung sei nicht rückgängig zu machen. Auch wenn noch immer zu wenig Menschen von den Vorteilen profitierten liege darin ein grosses Potenzial: Wohlstand könne geschaffen, Gefälle reduziert werden.
In den nächsten Tagen sind sowohl für Bundespräsident Villiger wie auch Volkswirtschaftsminister Pascal Couchepin viele bilaterale Treffen angesagt. So trifft Villiger unter anderen den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder, den polnischen Präsidenten Aleksander Kwasniewski, die Premierminister aus Russland und Kanada, Michail Kassianow und Jean Chretien, den US-amerikanischen Finanzminister Paul O’Neill.
Villiger kommt auch mit dem Chef des Internationalen Währungsfonds, Horst Köhler zusammen. Der Bundespräsident nimmt zudem an einer Diskussionsrunde zum Thema Geldwäscherei teil.
Couchepin führt unter anderem Gespräche mit Rumäniens Premierminister Adrian Nastase und dem türkischen Wirtschaftsminister Kemal Dervis. Am Samstagmorgen ist Couchepin an einem Frühstück, das von Mike Moore, dem Chef der Welthandelsorganisation WTO, organisiert wird.
Der Wirtschaftsminister nimmt zudem an einer Diskussionsrunde der gemeinsamen Wirtschaftkommission USA-Schweiz teil, die vom US-amerikanischen Ex-Senator Sam Nunn moderiert wird und an der auch Novartis-Chef Daniel Vasella anwesend sein wird. Gemeinsam behandeln sie das Thema «Bioterrorismus und die Reaktion der Pharma-Industrie».
Sonderkorrespondent Michael Hollingdale, New York und Agenturen

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