
Sorgen bei Porsche trotz glänzender Verkaufszahlen (Zus)
DETROIT/STUTTGART (awp international) – Porsche steuert auf die besten Verkäufe aller Zeiten zu. Mit einem prall gefüllten Auftragsbuch im Rücken könnten es der Sportwagenbauer schaffen, die Rekordabsatzzahl von gut 100.000 Stück aus dem Jahr 2007 zu knacken. Die Voraussetzungen seien ideal, sagte Vertriebsvorstand Bernhard Maier am Montag auf der Autoshow in Detroit. Sorgenfrei ist Porsche trotzdem nicht: Beim Stuttgarter Landgericht wurde wegen der gescheiterten VW-Übernahme eine Schadenersatzklage von 3,1 Millionen Euro eingereicht.
Die Anwaltskanzlei FPS wirft Porsche und der Maple Bank bewusste Kursmanipulation während der gescheiterten VW-Übernahme vor. Der Kauf und Verkauf von VW-Aktienoptionen habe dem Mandanten 2008 den Millionenverlust beschert, begründete die Kanzlei den Schritt. Dieser sei wie viele Analysten von fallenden Kursen der VW-Aktie ausgegangen. Nach der gescheiterten VW-Übernahme wird Porsche nun als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert.
Der Sportwagenbauer hatte sich damals mit schwer durchschaubaren Aktiengeschäften den Zugriff auf gut 74 Prozent der VW-Stammaktien gesichert und damit einen Höhenflug der VW-Papiere auf über 1000 Euro ausgelöst.
In den USA hatte ein Gericht Ende Dezember eine milliardenschwere Schadenersatzklage von Investoren im Zusammenhang mit der versuchten VW-Übernahme abgewiesen. Die Kläger hatten ihren Gesamtschaden auf zwei Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) beziffert. Ganz ausgestanden ist die Sache für Porsche aber noch nicht: Bis Ende Januar können gegen die Entscheidung Rechtsmittel eingelegt werden.
Auf der US-Automesse in Detroit herrschte bei Porsche dagegen Aufbruchstimmung: Im vergangenen Jahr hatten die Stuttgarter einen wahren Kundenansturm erlebt. Die Zahl der Auslieferungen schnellte um 25 Prozent auf konservativ gerechnete 95.000 hoch. Eher seien es sogar 97.000, sagte Maier. «Die wollen und werden wir übertreffen», versprach Unternehmenschef Matthias Müller. «Wir gehen mit beträchtlicher Zuversicht in das Jahr 2011.»
Frische Modelle wie ein kleiner Geländewagen unterhalb des erfolgreichen Cayenne sollen den Weg für neue Rekorde ebnen. Selbst die von Martin Winterkorn, Chef des Mutterkonzerns VW, einst in den Raum geworfenen 150.000 Stück hält Müller für zu niedrig gegriffen: «150.000 ist vielleicht etwas zu wenig ambitioniert. Da kann man noch etwas mehr machen.»
Einen Zeitrahmen nannte Müller indes nicht. Zuerst einmal muss der kleine Geländewagen – Arbeitsname Cajun – fertig entwickelt sein. «2013 könnte so ein Auto anlaufen», sagte Müller. Der grosse Bruder Cayenne steht für gut die Hälfte des Gesamtabsatzes und soll sich auch im laufenden Jahr mehr als 50.000 mal verkaufen.
Zuletzt lief es besonders in den USA blendend. «Unsere Kollegen hier haben fast 30 Prozent mehr verkauft», sagte Porsche-Chef Müller. Die USA sind der grösste Einzelmarkt für den Autobauer mit zuletzt mehr als 25.000 abgesetzten Wagen. Expandieren will Porsche vor allem in China. Derzeit vertreiben dort 35 Händler die Stuttgarter Nobelschlitten. In drei bis vier Jahren sollen es 85 sein. «Wir gehen davon aus, in allen Regionen zu wachsen», betonte Vertriebsvorstand Maier.
Porsche hatte extrem unter der Krise gelitten; die Verkäufe waren eingebrochen. Der Markt erholt sich aber seit Monaten. Vor allem das Premiumsegment wächst und Porsche will einen grösseren Anteil daran haben. «Wir haben viele Ideen», sagte Müller. Demnächst soll die Limousine Panamera mit Hybrid- und Dieselmotor zu haben sein. In Detroit stellte Müller den Rennwagen 918 RSR mit Hybridantrieb vor./das/glb/DP/alg