Swatch-Gründer Nicolas Hayek 82-jährig gestorben (AF)
(Mit weiteren Angaben zur Person Hayeks)
Biel (awp/sda) – Der Patron der Schweizer Uhrenindustrie, Nicolas G. Hayek, ist tot. Hayek verstarb am Montag in Biel an einem Herzversagen, wie die Swatch Group am Montagabend mitteilte. Der 82-Jährige war Gründer und bis zuletzt Verwaltungsratspräsident der Swatch Group.
Hayek sei «völlig unerwartet während der Arbeit in seiner geliebten Swatch Group» gestorben, heisst es in der Unternehmensmitteilung. Hayek habe es verstanden, seine Visionen eines starken Uhrenkonzerns mit hoher schweizerischer Wertschöpfung zu verwirklichen. Er gelte zu Recht als wegweisender Unternehmer der Schweiz.
Hayek habe es auch verstanden, durch personelle Entscheidungen sicherzustellen, dass seine Ideen und Vorstellungen überdauern und die Kontinuität in Aktionariat, Verwaltungsrat und Geschäftsleitung gewährleistet ist, schreibt die Swatch Group weiter.
Der Vollblutunternehmer mit libanesischen Wurzeln war die treibende Kraft hinter der Wiedergeburt der Schweizer Uhrenindustrie in den 1980-er Jahren. 1985 übernahm er die Mehrheit der Schweizerischen Gesellschaft Für Mikroelektronik und Uhrenindustrie (SMH), die Vorgängergesellschaft der Swatch Group.
Die operative Führung der Swatch Group gab Hayek 2003 an seinen Sohn Nick weiter. Der Uhrenkönig blieb aber Präsident des Verwaltungsrates. Inzwischen ist mit Enkel Marc Alexander Hayek bereits die dritte Generation der Familie in der Konzernleitung vertreten.
Der Milliardär Nicolas Hayek war ein Meister des Uhrenmarketings. Mit Zigarre und Uhren an beiden Handgelenken posierte er gerne mit Filmstars, Spitzensportlerinnen und Mannequins. Allem Glamour zum Trotz appellierte Hayek immer wieder an die soziale Verantwortung des Unternehmers. Unternehmer dürften vorhandene, lebensfähige Firmen und damit Arbeitsplätze nicht zerstören, betonte er mehrfach.
Im Herbst letzten Jahres tat sich Hayek zudem mit der Forderung hervor, die Schweizer Grossbanken müssten redimensioniert werden, weil das von ihnen ausgehende Klumpenrisiko zu gross für die Schweizer Volkswirtschaft sei.
Hayek mischte sich aber nicht nur mit provozierenden Ansichten in öffentliche Diskussionen ein. Über die Jahre wurde er auch zu einem Mann für hoffnungslose Situationen. Fast bei jedem Unternehmen, das in eine grössere Krise geriet, wurde Hayek von den Medien als Experte angefragt.
Auch profilierte sich Hayek als Retter der Landesausstellung zu Beginn dieses Jahrtausends. Als die Expo schon vor der Lancierung unterzugehen drohte, trug Hayek mit seinem Machbarkeitsbericht dazu bei, dass die Grossveranstaltung ein Jahr später als geplant als Expo.02 doch noch über die Bühne ging.
Hayek, der nach eigenen Worten die Gesellschaft gerne provozierte und hinterfragte, erhielt viele nationale und internationale Auszeichungen unter anderem das Kreuz der französischen Ehrenlegion und das Ehrenbürgerrecht der Stadt Biel.
Über seinen Tod Beachtung finden wird Hayek zudem als Visionär ausserhalb der Uhrenindustrie. So verfolgte der Unternehmer über Jahre hinweg die Idee des Swatchmobils, eines ökologischen Mini-Autos. Seine Idee scheiterte, davon übrig blieb einzig der Kleinstwagen Smart, der dem Autokonzern Daimler bisher aber noch keinen kommerziellen Erfolg brachte.
Aufgegeben hat Hayek seine Vision eines sauberen Autos nach dem Scheitern des Swatchmobils aber dennoch nicht. Zusammen mit dem Energiekonzern Groupe E hat er 2007 ein neues Projekt lanciert und ein Gemeinschaftsunternehmen für erneuerbare Energien gegründet. Und 2008 ging er mit dem Paul Scherrer Institut ein Jointventure zur Entwicklung eines Brennstoffzellen-Fahrzeuges ein.
Geboren wurde Hayek 1928 in Beirut. 1940 emigrierte er nach Frankreich, neun Jahre später in die Schweiz. Ab den 1950er-Jahren leitete er verschiedene Firmen, darunter das Unternehmen seines kranken Schwiegervaters, das Bremsklötze für Eisenbahnen herstellte.
cc