
Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blicken die Schweizer Zeitungen zurück – und auf die aktuellen Konflikte. Was ist vom Frieden geblieben?
Weiter geht es im Briefing mit den verschärften Grenzkontrollen in Deutschland und dem erneuten Versuch der Schweiz, Panzer nach Deutschland zu verkaufen.
Zum Schluss blicken wir noch in die Landschaft hinaus auf die gelben Rapsfelder – doch auch da droht Ungemach.
Herzliche Grüsse aus Bern

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa – in der Schweiz läuteten die Glocken, die Menschen feierten. Doch die Euphorie wich bald der Realität: Die Schweiz musste sich international rechtfertigen.
Am 8. Mai 1945 Jahren läuteten in der Schweiz die Kirchenglocken – der Zweite Weltkrieg war in Europa vorbei. «Die Schweizer Bevölkerung reagierte euphorisch auf die Nachricht vom Kriegsende», sagt Historiker Sacha Zala in der Aargauer Zeitung. Es kam zu spontanen Freudenfeiern, der Schulunterricht wurde abgesagt.
Doch die bedingungslosen Kapitulation Deutschlands löste nicht automatisch alle Probleme. Die Schweiz – wie andere neutrale Länder – galt zum Ende des Kriegs als «Schurkenstaat und Kriegsgewinnler», so Zala. Nach etwas Druck zahlte die Schweiz den Alliierten das auf Schweizer Banken liegende deutsche Vermögen aus und schaffte es auch, Stalin nach einer anti-kommunistischen Rede des Schweizer Aussenministers wieder zu besänftigen.
Die NZZ und der Tages-Anzeiger haben heute Interviews mit deutschen Historikern publiziert. Beide analysieren das Ende des Kriegs – und äussern ihre Besorgnis über den aktuellen Aufstieg des Rechtsextremismus in Deutschland. «Wir haben nichts aus der Geschichte gelernt», sagt der 84-jährige Wolfgang Benz resigniert im Tages-Anzeiger.

Deutschland erhöht die Grenzkontrollen und will Asylsuchende zurückweisen – ohne Absprache mit der Schweiz. Die einseitige Verschärfung sorgt in Bern für Irritationen, Justizminister Jans bittet um ein Treffen mit seinem deutschen Pendant.
Nicht nur in Amerika werden nach dem Amtsantritt einer neuen Regierung Entscheide gefällt, die in der Schweiz für Aufregung sorgen. Der neue deutsche Innenminister Alexander Dobrindt hat angekündigt, dass Deutschland künftig Asylsuchende an der Grenze zurückweisen will, wie SRF berichtet. Dobrindt braucht klare Worte, die Massnahmen seien «ein Signal, dass sich die Politik in Deutschland geändert hat».
Die Reaktion aus der Schweiz kommt prompt. «Systematische Zurückweisungen an der Grenze verstossen aus Sicht der Schweiz gegen geltendes Recht», schreibt das Schweizer Justizdepartement auf X. Sein Vorsteher Beat Jans habe ein Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen vorgeschlagen – die Antwort stehe noch aus.
2024 hat Deutschland 11’000 Menschen an der Grenze zur Schweiz zurückgeschickt, mit den verstärkten Grenzkontrollen sei mit mehr solchen Zurückweisungen zu rechnen, schreibt SRF. Ob diese Menschen in der Schweiz Asyl erhalten oder auch weggewiesen werden, müsse einzeln geprüft werden.

Zweiter Versuch gestartet: Die Ruag will Leopard-Panzer nach Deutschland verkaufen, dieses Mal mit der Garantie, dass sie nicht in die Ukraine gelangen. Der Entscheid des Bundesrats steht noch aus.
Wir bleiben bei den deutsch-schweizerischen Beziehungen. Es geht um einen Deal, der vor zwei Jahren geplatzt ist und jetzt in de nächste Runde geht: Der bundeseigene Rüstungskonzern Ruag will Leopard-Panzer nach Deutschland verkaufen, wie SRF herausgefunden hat.
Am Kauf interessiert ist wie beim letzten Mal der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall. Vor zwei Jahren hat der Bundesrat den Verkauf aus neutralitätspolitischen Gründen vereitelt. Kriegsmaterial darf aus der Schweiz nur in Länder importiert werden, die nicht in einen nationalen Konflikt involviert sind. Beim erneuten Versuch des Geschäfts soll Rheinmetall garantieren, dass die Panzer nicht im Krieg in der Ukraine eingesetzt werden.
In der Schweiz ist das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zusammen mit dem Aussendepartement für die Beurteilung des Verkaufs zuständig. SRF vermutet, dass der Deal dem Gesamtbundesrat vorgelegt wird, der in den nächsten Wochen einen Entscheid fällen dürfte. Die Panzer werden übrigens momentan in Italien zwischengelagert.

Der Rapsanbau in der Schweiz geht zurück – fehlende Insektizide und tiefe Preise setzen den gelben Feldern zu.
Sie gehören zum Frühling in der Schweiz: leuchtend gelbe Rapsfelder. Doch die Farbtupfer in der Schweizer Landschaft werden weniger. Für die Landwirt:innen rentiert sich der Raps nicht mehr, wie 24 heures schreibt. Gegenüber 2023 seien es schon 11% weniger Rapsfelder.
Ein Grund dafür ist Cyantraniliprol. Insektizide mit diesem Wirkstoff sind in der Schweiz nicht mehr zugelassen. Ohne dieses Mittel hätten Ungeziefer wie Erdflöhe, Rüsselkäfer und Rapsglanzkäfer ein leichtes Spiel, sagt Bauer Jérôme Schüpbach im Artikel. Sie schwächen Ernten oder zerstören sie ganz. Der Schweizerische Getreideproduzentenverband warnt vor einem besorgniserregenden Rückgang beim Raps, nur noch 1% der gesamten Erntemenge stamme aus Bio-Anbau.
Davon unabhängig ist der Preis für Raps gesunken. Doch sollte der Preis nicht steigen, wenn das Gut weniger wird? Diese Rechnung geht leider nicht auf, da Rapssamen sowie Rapsöl in die Schweiz importiert werden. Notabene aus Ländern, in denen die oben erwähnten Pflanzenschutzmittel zugelassen sind.

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