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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Donnerstag, 18. November 2010
BÖRSEN-COMEBACK VON GENERAL MOTORS: Nach mehr als einem Jahr unter staatlicher Kontrolle ist General Motors an die Börse zurückgekehrt. Und wie: Die Aktie des Autokonzerns sprang am Donnerstag gleich zu Handelsbeginn um 7 Prozent auf über 35 Dollar hoch. Die Investoren bezahlten für die Aktien 33 Dollar. Die GM-Aktien waren zeitweise siebenfach überzeichnet. GM wird den weltweit wohl grössten Börsengang über die Bühne bringen. Insgesamt sollte er am Donnerstag 23,2 Mrd. einbringen. Die grosse Mehrheit der neuen Anteilseigner sitzen vor allem in den USA und Kanada. GM war 2009 im Zuge der Finanzkrise in die Insolvenz gegangen. Die Regierung in Washington hatte den einst grössten Autohersteller der Welt damals mit 50 Mrd. Dollar unterstützt. Das Finanzministerium erhält gut 15 Mrd. Dollar zurück, die Beteiligung sinkt auf 33 Prozent. US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Börsengang als «Meilenstein».
LANGSAMERES WACHSTUM ALS ERHOFFT: Die Wirtschaft der Industriestaaten kommt langsamer aus der tiefsten Krise der Nachkriegsgeschichte als erhofft. Hohe Schuldenberge und viele Arbeitslose hemmen das Wachstum, wie die OECD meldet. Solide Aussichten sieht die Organisation für die Schweizer Wirtschaft. Trotz des starken Frankens rechnet die OECD hierzulande mit einem stabilen Wirtschaftswachstum. Vor allem der Konsum und die Investitionen sollen die Wirtschaft antreiben. Der starke Franken erschwert indes die Ausfuhr von Schweizer Waren. Die OECD erhöhte die Prognose für das Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts im laufenden Jahr auf 2,7 Prozent. Im Mai lag die Prognose für die Schweiz noch deutlich tiefer bei 1,8 Prozent.
IRLAND DÜRFTE EU-KREDIT ANNEHMEN: Der irische Finanzminister Brian Lenihan hat angedeutet, sein Land werde ein Hilfspaket für die maroden irischen Banken akzeptieren. Es sei denkbar, dass die Kredite bereitgestellt würden, aber nicht abgerufen werden müssen, sagte er vor dem irischen Parlament. Zuvor hatte er mit einem nach Dublin gereisten Team aus Experten der Europäischen Zentralbank, der EU-Kommission und des Internationalen Währungsfonds (IWF) gesprochen. Der irische Zentralbankchef Patrick Honohan hatte zuvor gesagt, er erwarte, dass die irische Regierung «einen beträchtlichen Kredit» in deutlich zweistelliger Milliardenhöhe akzeptiere.
SCHWEIZER EXPORTE TOP: Schweizer Firmen haben im Oktober mehr Waren ins Ausland verkauft als im Vorjahresmonat. Die Uhren- und Maschinenindustrie trumpfte mit einem zweistelligen Wachstum auf. Der Chemiesektor hingegen enttäuschte. Die Exporte nahmen nominal um 2 Prozent auf 16,7 Mrd. Fr. zu. Arbeitstagsbereinigt – dieses Jahr hatte der Oktober einen Arbeitstag weniger als 2009 – beträgt das Wachstum sogar 7,8 Prozent, wie die Zollverwaltung mitteilte. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres stiegen die Exporte nominal um 7 Prozent auf 160,3 Mrd. Franken. Stärker als die Exporte stiegen im Oktober die Importe. Insgesamt wurden im Oktober Waren im Wert von 14,59 Mrd. Fr. importiert. Gegenüber dem Vorjahr ist das nominal 4,2 Prozent mehr.
SCHNEIDER-AMMANN IN ITALIEN: Johann Schneider-Ammann hat am Donnerstag erstmals als Bundesrat die Schweiz im Ausland vertreten. In Rom sprach er mit dem italienischen Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Paolo Romani, über die Wirtschaftsbeziehungen der Schweiz und Italien. Die Minister seien sich einig, dass ein Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit notwendig sei, teilte das Volkswirtschaftsdepartement (EVD) mit. Obwohl beide Minister nicht zuständig sind, haben sie auch über den Steuerstreit zwischen der Schweiz und Italien geredet. Das Treffen fand gemäss Mitteilung in «herzlicher Atmosphäre» statt.
NEUER SWISSMEM-PRÄSIDENT GEWÄHLT: Der bisherige Vize-Präsident Hans Hess wird Präsident bei Swissmem. Hess übernimmt beim Verbandes der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie die Nachfolge von Johann Schneider-Ammann, der mittlerweile Bundesrat ist. Hess war einst Chef bei Leica Geosystems und brachte die Firma an die Börse. Der ETH-Werkstoffingenieur und mehrfache Verwaltungsrat Hans Hess sei eine Unternehmerpersönlichkeit mit langjähriger Führungserfahrung in der Branche, wie der Verband mitteilte. Politisch ist Hess nicht aktiv. Er ist auch nicht mit dem gleichnamigen Ständerat aus dem Kanton Obwalden zu verwechseln.
GEWERKSCHAFT MOBILISIERT: Die Gewerkschaft Unia hat am Donnerstagmorgen eine erste Aktion vor dem von der Schliessung bedrohten Roche-Werk im bernischen Burgdorf durchgeführt. Gewerkschafter verteilten Flugblätter, in dem die Angestellten zu einer Betriebsversammlung eingeladen werden. Der Basler Pharmakonzern Roche hatte am Mittwoch bekanntgegeben, er wolle weltweit 4800 Stellen streichen, davon 770 in der Schweiz. Die Niederlassung Burgdorf will Roche bis ins Jahr 2013 schliessen; 310 Arbeitsplätze werden dort abgebaut.
KLEINE LOHNSPRÜNGE FÜR GRAFIKER: Der Schweizerische Verband für visuelle Kommunikation Viscom empfiehlt für 2011 eine Lohnanpassung von bis zu 0,8 Prozent. Die Gewerkschaften forderten eine Erhöhung von bis zu 2,5 Prozent. Der Arbeitgeberverband Viscom und die Gewerkschaften hätten aber übereinstimmend festgestellt, dass sich die grafische Industrie immer noch nicht von der Krise erholt habe, teilte Viscom mit. Deswegen hätten die Firmen je nach ihrer wirtschaftlichen Situation selbst über die Lohnpolitik zu entscheiden.
PROBLEM BEI SWISSCOM BEHOBEN: Wer seine Internetseite bei Swisscom laufen lässt, kann diese seit Donnerstagvormittag wieder überarbeiten und aktualisieren. Wegen eines Sicherheitsproblems war der Zugang seit dem vergangenen Freitagabend gesperrt gewesen. Swisscom hatte den Zugang vorsorglich abgeschaltet, weil wegen eines Softwareproblems Hacker auf die Internetseiten hätten zugreifen können. Mehrere hundert Swisscom-Kunden waren betroffen. Es habe aber keine Hacker-Angriffe gegeben und es sei auch kein Schaden entstanden, da die Software rechtzeitig abgeschaltet worden sei, sagte eine Swisscom-Sprecherin.
ZÜBLIN MIT TIEFEREN HALBJAHRESZAHLEN: Züblin Immobilien weist für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 09/10 einen Konzerngewinn von 2,35 Mio. Fr. aus. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahresergebnis von 15,32 Mio. Fr. sind auf die Abwertung des Euro und einen gesunkenen Marktwert des Immobilienportfolios zurückzuführen. Trotz tieferen Aufwands für Verwaltung und Liegenschaftsunterhalt ist auch das Betriebsergebnis ohne Gewinne aus Liegenschaftsverkäufen von 40,5 Mio. auf 35,3 Mio. Fr. gesunken, wie Züblin mitteilte. Grund dafür sind tiefere Mieterträge.

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