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Junge Pazifisten

Tausende von Schülern und Studenten demonstrierten am 20. März in Genf gegen den Krieg im Irak. Keystone

Zehntausende von Jugendlichen demonstrieren in der Schweiz gegen den Krieg im Irak.

Die Spassgesellschaft der 90er Jahre hat sich verabschiedet. Viele junge Menschen interessieren sich wieder vermehrt für politische Inhalte.

“Ich war vorher noch nie an einer Demo, aber nun will ich gegen die inakzeptable Haltung von US-Präsident Bush demonstrieren – auch wenn es nichts am Krieg ändert,” sagt Myrjam. Die Studentin aus Lausanne ist eine der rund 40’000 Jugendlichen, die am 20. März in der Schweiz an den Kundgebungen gegen den Krieg teilnahm.

Auch an der ersten nationalen Anti-Kriegs-Demonstration am 15. Februar in Bern war mindestens ein Drittel der Manifestanten jünger als 25 Jahre. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts für Politikwissenschaft (IPZ) der Universität Zürich.

Spontane Bewegung

“Es ist eine spontane Bewegung mit politischem Bewusstsein,” sagt Michelle Beyeler, Politologin an der Universität Zürich. In den letzten Jahren habe es kein anderes Ereignis gegeben, bei dem sich so viele Junge mobilisieren liessen.

“Die Schüler lassen sich durch die Anti-Kriegs-Bündnisse in den verschiedenen Städten mobilisieren – aber nicht nur,” so Beyeler. Zwei Drittel der befragten Jugendlichen bezeichnen sich als politisch sehr interessiert und haben bereits an anderen Demonstrationen teilgenommen.

Nico Lutz von der Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) spricht lieber von einer grösseren Mobilisierungs-Bereitschaft als von einer zunehmenden Politisierung unter den Jugendlichen.

Trotzdem hält der Friedens-Aktivist das Engagement der Jungen nicht für oberflächlich. “Es ist keine organisatorisch gefestigte Bewegung, aber dafür eine, die sich an politischen Inhalten orientiert.”

Laut Cyril Myzrahi, Pressesprecher der Jungsozialisten der Schweiz, findet die aktuelle Mobilisierung unbestreitbar ausserhalb der traditionellen politischen Parteien statt. Es gebe ein neues pazifistisches Massen-Bewusstsein.

Zwei Bewegungen finden sich

“Was nun passiert, ist, dass die zwei grossen Bewegungen – die Antiglobalisierungs-Bewegung und die Friedensbewegung – miteinander verschmelzen,” ist Nico Lutz überzeugt.

Sollte diese These stimmen, dann dürfte das Jahr 2003 in der Schweiz zum Jahr der grossen Demonstrationen werden, denn es stehen nicht nur weitere Antikriegs-Protestaktionen an: Am 1. Juni ist anlässlich des G8-Gipfels in Evian ein Besuch von US-Präsident Bush in der Schweiz geplant.

swissinfo, Elvira Wiegers und Isabelle Eichenberger

Seit der ersten nationalen Anti-Kriegs-Demonstration vor über einem Monat in Bern reissen die Protestaktionen nicht ab.

Vor allem Jugendlichen engagieren sich gegen den Krieg im Irak.

Die Mobilisierung findet ausserhalb der poitischen Parteien statt.

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