Zuchtpraktiken schaden der Gesundheit von Schäferhunden
Der Deutsche Schäferhund leidet unter den Folgen seiner Beliebtheit. Eine neue Studie zeigt, wie Inzucht, Kriegsengpässe und der Fokus auf äussere Ideale die einst robuste Rasse zunehmend krankheitsanfälliger gemacht haben.
(Keystone-SDA) Für die am Montag in der Fachzeitschrift «Proceedings» der US-Akademie für Naturwissenschaften («Pnas») veröffentlichte Studie analysierte ein internationales Forschungsteam historische DNA von Schäferhunden aus 120 Jahren. Ein Teil der untersuchten Schäferhunde-Genome stammt aus dem Naturhistorischen Museum Bern.
Heute ist der Genpool der Schäferhunde erheblich kleiner als noch vor 100 Jahren. Diese genetische Verarmung macht die Rasse anfälliger für eine Reihe von gesundheitlichen Problemen. Dazu gehören unter anderem Gelenkkrankheiten, schmerzhafte Bewegungseinschränkungen, Erkrankungen des Nervensystems sowie Herz- und Blutkrankheiten.
Dass viele moderne Schäferhunde gesundheitliche Probleme haben, war bereits bekannt. Unklar war bisher jedoch, wann und warum diese genetischen Verschlechterungen begannen und wie historische Ereignisse und Zuchtpraktiken diese Entwicklung beeinflussten.
Eine der zentralen Erkenntnisse der Studie ist, dass die Bestände der Schäferhunde während und nach dem Zweiten Weltkrieg dramatisch zurückgingen. Die Gen-Analysen zeigten, dass nach dem Krieg die Zucht auf eine reduzierte Anzahl von Tieren konzentriert wurde, was zu einer verstärkten Inzucht führte.
Schönheitsideale
Verstärkt wurde die genetische Verarmung der Hunde dadurch, dass gewisse Zuchtrüden, die aufgrund ihrer körperlichen Merkmale oder ihrer Leistungen in Zuchtwettbewerben als besonders erfolgreich galten, übermässig oft eingesetzt wurden. Das führte dazu, dass ihre Gene überproportional verbreitet wurden. Dabei wurden nicht nur die gewünschten Merkmale wie Körperform und Gangbild weitervererbt, sondern auch schädliche Gene.
Ein weiterer entscheidender Faktor in der genetischen Verschlechterung der Schäferhunde war die zunehmende Betonung von ästhetischen Idealen in der Zucht. Während die Rasse ursprünglich auf Arbeitsfähigkeiten hin gezüchtet wurde, verschob sich der Fokus laut der Studie im Laufe des 20. Jahrhunderts immer mehr auf die körperlichen Merkmale, die den Schönheitsidealen der Züchter entsprachen.