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Überbelegung und Gewalt in grenznahem Gefängnis bei Como

Keystone-SDA

Im weniger als zehn Kilometer von der Schweizer Grenze entfernten Gefängnis Bassone bei Como herrscht eine explosive Stimmung. Vorige Woche kam es zu einem mehrstündigen Aufstand. Italienische Politiker sprechen von einem "Pulverfass" und fordern rasche Massnahmen.

(Keystone-SDA) Im Gefängnis von Como herrsche keine «normale Situation» sagte der stellvertretende italienische Innenminister Nicola Molteni (Lega) in einem auf Facebook publizierten Video-Interview. Darin bestätigte er auch entsprechende Aussagen in einem Bericht der Tessiner Tageszeitung «Corriere del Ticino». Das Gefängnis sei ein «Pulverfass», hielt Molteni fest.

Laut dem Artikel befinden sich im sogenannten Bassone-Gefängnis doppelt so viele Insassen wie maximal vorgesehen. Mehrere italienische Medien berichteten vor zehn Tagen von einem Aufstand, welcher erst nach mehreren Stunden niedergeschlagen werden konnte. Im Nachgang zum Aufstand nahm sich ein 24-jähriger Gefangener das Leben.

Gemäss Gefängniswachen sei Gewalt an der Tagesordnung, schreibt der «Corriere del Ticino» weiter, die verletzten Beamten könnten kaum mehr gezählt werden. Luigino Nessi (Sinistra Italiana), Mitglied des Gemeinderats von Como, nannte die Vorfälle eine «Niederlage für unser Strafvollzugssystem und für uns alle».

«Insassen werden ihrer Würde beraubt»

Bassone sei eigentlich ein Untersuchungsgefängnis, heisst es im Artikel weiter, werde aber aufgrund der allgemeinen Überbelegung der Haftanstalten in der Lombardei und in Italien auch für Personen genutzt, die bereits eine endgültige Verurteilung erhalten hätten oder längere Strafen verbüssten.

Vorige Woche – nach dem Suizid des betreffenden Häftlings – hätten der Vorstand der Strafverteidiger-Kammer von Como und Lecco zusammen mit der Organisation «Nessuno tocchi Caino» und zahlreichen Richtern das Gefängnis besucht.

«Rekord-Überbelegung von 190 Prozent. Ein Bett auf dem Boden bei jedem dritten Gefangenen, aufeinander getürmt, unter katastrophalen hygienischen Bedingungen», heisst es im von mehreren italienischen Medien veröffentlichten Bericht. Das Gesetz sehe vor, dass jemand, der Fehler begeht, seiner Freiheit beraubt werde – jedoch nicht seiner Würde, resümierten die Strafverteidiger und Richter.

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