Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Zürichs erste Stadtpräsidentin heisst Corine Mauch

Lachende Siegerin: Zürichs erste Stadtpräsidentin Corine Mauch. Keystone

Die grösste Schweizer Stadt wird in Zukunft von einer Frau regiert: Die erste Zürcher Stadtpräsidentin heisst Corine Mauch. Ihre Konkurrentin, die freisinnige Stadträtin Kathrin Martelli, erlitt eine herbe Niederlage.

Die neu gewählte Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch war am Sonntag selbst überrascht von der Deutlichkeit ihres Sieges. Sie habe durchaus auch mit einer Niederlage gerechnet, sagte sie.

Offenbar seien die Zürcher Stimmberechtigten zufrieden mit der von der Sozialdemokratischen Partei (SP) geführten Regierung und fänden nicht, dass es an der Zeit sei, etwas zu ändern, sagte Mauch weiter.

Mauch will als Stadtpräsidentin für eine «offene, dynamische, starke und solidarische Stadt» eintreten.

Sie freue sich riesig, als neues Mitglied einen frischen Blick in die Stadtregierung zu bringen.

Linke mobilisierte besser

Die 49-jährige Corine Mauch holte im zweiten Wahlgang vom Sonntag 41’745 Stimmen und lag damit klar vor der freisinnigen Stadträtin Kathrin Martelli, die 30’851 Stimmen erhielt.

Im ersten Wahlgang im Februar lag die 56-jährige Kathrin Martelli mit rund 1300 Stimmen noch knapp vor Mauch, hatte aber das absolute Mehr nicht erreicht.

Einig waren sich am Sonntag die sozialdemokratische Partei (SP), die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) und die Schweizerische Volkspartei (SVP), dass die Linke ihre Wählerschaft besser mobilisieren konnte.

Wechsel

Auch wenn das Stadtpräsidium wie seit 19 Jahren in der Hand der Sozialdemokraten bleibt, so dürfte Mauch doch für einen Wechsel sorgen.

Mauch löst den 65-jährigen sozialdemokratischen Stadpräsidenten Elmar Ledergerber ab. Nach sieben Amtsjahren als Zürcher Stadtpräsident und insgesamt elf Jahren in der Stadtregierung tritt Ledergerber Ende April aus familiären Gründen zurück.

Kompetente Schafferin

Im Unterschied zu Ledergerber, der die grossen Auftritte liebte, suchte Mauch nie das Rampenlicht. Mauch, die als ehmaliges Mitglied von zwei Frauen-Rockbands auch heute noch ab und zu zur Bassgitarre greift, ist über die Parteigrenzen als pragamatische und kompetente Schafferin bekannt.

Die Agrarökonomin, die auch in den USA aufwuchs, arbeitete zuletzt bei den Parlamentsdiensten in Bern. Mauch sass seit 1999 im Zürcher Stadtparlament, seit Herbst 2008 als Fraktionschefin.

Im Februar 2009 war Mauch in der Ersatzwahl für Ledergerber als Stadträtin gewählt worden. Damit sitzen im neunköpfigen Zürcher Stadtrat vier SP-Vertreter, drei FDP-Vertreter, ein Vertreter der christlichdemokratischen Partei (CVP) und eine Grüne.

Reaktionen

Die SP Schweiz gratulierte Mauch zu ihrer Wahl. Die langjährige Gemeinderätin habe dabei in zweifacher Hinsicht einen bedeutenden Erfolg erzielt. So verteidigte sie den sozialdemokratischen Stadtpräsidiums-Sitz, der seit nunmehr 18 Jahren ohne Unterbruch von der SP beansprucht wird. Zudem habe sie als erste Frau überhaupt die Wahl an die Spitze der Zürcher Stadt-Exekutive geschafft.

Zur Niederlage ihrer Kandidatin habe auch der Aufruf zur Wahlabstinenz des SVP-Stadtparteipräsidenten beigetragen, kritisierte die FDP der Stadt Zürich.

«Kein Grund zur Hysterie»

Wo sieht die neue Zürcher Stadtpräsidentin zurzeit den grössten Handlungsbedarf? Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu dämpfen, sei im Moment die «dringlichste Aufgabe», sagte sie gegenüber swissinfo.

«Wir dürfen uns nicht ausruhen. Wir müssen weiter investieren», so Mauch. Dank einer intelligenten Finanzpolitik verfüge die Stadt Zürich über rund 800 Mio. Franken Eigenmittel. «Es gibt keinen Grund zur Hysterie.»

Mauch will sich auch für kostengünstige Wohnungen einsetzen, an denen in der Limmat-Stadt ein grosser Mangel herrscht. «Die teuren Wohnungen werden auf dem Markt automatisch angeboten. Was das preisgünstigere Angebot anbelangt müssen die öffentlichen Behörden Lösungen suchen», sagte sie. Mauch schlägt diesbezüglich etwa die Umzonung von Landwirtschaftszonen vor.

swissinfo und Agenturen

Die am vergangenen 8. Februar neu in die Stadtregierung gewählte 49-jährige Corine Mauch erhielt im zweiten Wahlgang vom Sonntag 41’745 Stimmen. Ihre Konkurrentin, die 57-jährige freisinnige Stadträtin Kathrin Martelli, erhielt 30’851 Stimmen.

Die Wahlbeteiligung betrug 34,2%.

Die Wahl war nötig geworden, weil keine der beiden Kandidatinnen am vergangenen 8. Februar im ersten Wahlgang das absolute Mehr erreicht hatte.

Nach sieben Amtsjahren als Stadtpräsident tritt der 65-Jährige Sozialdemokrat Elmar Ledergerber Ende April 2009 aus familiären Gründen zurück.

Ledergerber wird am 1. Mai 2009 neuer Präsident von Zürich Tourismus.

Den schnellen Aufstieg verdankt die 49-jährige Corine Mauch insbesondere ihrem Image als teamfähige und pragmatische Sozialdemokratin.

Mauch sass seit 1999 im Zürcher Stadtparlament, seit Herbst 2008 als Fraktionschefin.

Seit 2002 arbeitete sie bei den Parlamentsdiensten der Bundesversammlung.

Zuvor war Mauch an verschiedenen Hochschulen als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Bereichen nachhaltige Entwicklung und Umweltpolitik tätig.

Sie lebt mit ihrer langjährigen Lebenspartnerin in Zürich.

Meistgelesen
Swiss Abroad

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft