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Chris Niemeyer: «‚Love Roulette‘ ist ein moderner Liebesfilm»

Keystone-SDA

"Love Roulette" sei "genau der Film geworden, der er sein will", sagt Regisseur Chris Niemeyer im Interview. Die Romanze ist sein erster Spielfilm, nachdem er sich bis anhin mit Serien wie "Der Bestatter" oder "La chance de ta vie" einen Namen gemacht hat.

(Keystone-SDA) Chris Niemeyer, «Love Roulette» sei keine Romcom, also keine romantische Komödie. Das sagt die Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Yvonne Eisenring. Was ist der Film dann?

Niemeyer: «Ursprünglich hatten wir den Film als «umgekehrte Romcom» definiert. Ich will nicht zu viel verraten, doch die Geschichte fängt genau dort an, wo Romcoms normalerweise enden. Heute ist es für mich ein moderner Liebesfilm, in dem sich ein tolles Paar nach 15 Jahren eine grosse «Was wäre wenn»-Frage stellt und auf diesem Weg seine und unsere Gefühlswelt auslotet. Das ist aufregend, manchmal traurig und auch sehr lustig.»

Ein Liebesfilm aus der Schweiz, das gibt es selten.

Niemeyer: «Wir haben hierzulande ja ein eigenartiges Verhältnis zu Liebe und Leidenschaft. Da fällt mir meine Lieblingskarikatur aus der Coronazeit ein. Als die Social-Distancing-Regel aufgehoben wurde, sagte ein Schweizer zum anderen: ‚Die Zwei-Meter-Regel ist aufgehoben worden, wir können endlich wieder auf fünf Meter Abstand gehen.‘ Im Ernst, die Schweiz hat schon wunderschöne Liebesfilme hervorgebracht. Die sind aber selten so deklariert und meist auch wahnsinnig dramatisch. ‚Jakobs Ross‘ beispielsweise ist für mich ein Liebesfilm – aber unglaublich schmerzhaft.»

Und wie ist das bei «Love Roulette»?

Niemeyer: «Wir haben bewusst und vollumfänglich auf einen ‚richtigen‘ Liebesfilm mit nachvollziehbaren Handlungen gezielt. Wir wollten, dass das Publikum Herzschmerz verspürt, dass es mitleiden, mitlachen und hoffen kann. Genau so emotional ist auch das Plakat: Es zeigt ein Paar, das sich küsst, wir kennen das von vielen romantischen Filmen! Ungewöhnlich ist aber, dass sich die Kampagne auf eine Schweizer Produktion bezieht.»

Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Yvonne Eisenring gekommen?

Niemeyer: «Das ist eine kleine Weihnachtsgeschichte. In dieser Zeit vor zwei Jahren gab mir Produzent Stefan Jäger das Drehbuch zu lesen. Mein Interesse war schon nach den ersten Seiten geweckt, und ich wollte diesen Film unbedingt machen. Das hat viel mit dem Schmiss von Yvonne zu tun, ihrer Energie, ihrem Schreibstil, den ich sofort sehr eigenständig fand. Ein entscheidender Moment für mich war auch, als ich eine Lesung von Yvonne besuchte. Da spürte ich eine sehr spezielle Schwingung zwischen ihr und ihrem Publikum. Diese Energie mitzunehmen und in einen Film umzuwandeln, hat mich sehr interessiert.»

Zu dem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass sie die Hauptrolle spielen würde. Welchen Einfluss hatte ihre Besetzung auf die Zusammenarbeit?

Niemeyer: «Der Einfluss ist immer gross, für dieses Projekt war er riesig und wertvoll. Lustig ist ja, dass weder Yvonne noch ich je einen Spielfilm gemacht haben. Wir waren also die beiden ‚Anfänger‘ am Set. Abgesehen davon, dass die Arbeit an einem Film immer anspruchsvoll und herausfordernd ist, war es spannend, in dieser Konstellation gemeinsam herauszufinden, wie wir die Geschichte zum Schweben zu bringen.»

Zum Cast gehört auch der sehr erfahrene Filmschauspieler Max Hubacher.

Niemeyer: «Seine ganze Erfahrung war sehr wertvoll. Überhaupt hatten wir mit ihm und Yvonne gleich zwei unglaublich gut vorbereitete und hervorragende Hauptdarstellende – umgeben und getragen von ebenso tollen Nebendarstellerinnen und -darstellern, ein Geschenk! Getragen wurde der Cast von der sensationellen Crew. Diesem Team ist die Schwerelosigkeit des Films zu verdanken.»

Der Film wurde in sehr kurzer Zeit realisiert.

Niemeyer: «Ja, wir haben die Hauptarbeit im April dieses Jahres aufgenommen und am 12. Juni zu drehen begonnen. Uns blieben wenige Drehtage mit sehr viel Programm. Diese Umstände passen aber ganz gut zum Beat im Drehbuch, den ich von Anfang an spürte. Die Sturm-und-Drang-Manier, in der wir den Film herausbringen, hat sich immer richtig angefühlt.»

Weil es schon Gerüchte gibt, die Frage: Wird es eine Fortsetzung geben?

Niemeyer: «Ich hoffe es. Ich habe auf jeden Fall grosse Lust, wenn ich sehe, was wir kreiert haben. Die Figuren sind mir sehr ans Herz gewachsen. «Love Roulette» ist der Film, von dem ich geglaubt habe, dass er es werden kann. Und viel wichtiger noch: es ist genau der Film, der er sein will. Das macht mir sehr viel Freude.

«Love Roulette»: Worum es geht

Charlie (Yvonne Eisenring) und Tom (Max Hubacher) sind seit 15 Jahren zusammen. Glücklich zusammen. Als sie ihre anstehende Hochzeit verkünden, kommen aus dem Umfeld grosse, verunsichernde Fragen. Zum Beispiel: Was, wenn sie sich zu wenig ausgetobt haben, um als Eheleute dauerhaft glücklich zu werden?

Drei Monate geben Charlie und Tom einander Zeit, um Dinge nachzuholen, die ihnen als Eheleute möglicherweise fehlen könnten. Konkret also, um sich mit anderen zu treffen. Damit es sich wie echt anfühlt, beziehen sie unterschiedliche Betten, meiden grösstenteils den Kontakt, melden sich auf Dating-Plattformen. So beginnt eine turbulente Zeit mit Seitensprüngen, Regelbrüchen und Gefühlschaos.

Gespickt mit den typischen Zutaten einer Romcom, hat Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Yvonne Eisenring eine berührende Liebesgeschichte geschrieben, die sich mit brennenden Beziehungsthemen unserer Zeit auseinandersetzt. «Love Roulette», der nun in den Kinos startet, spielt die «Was wäre wenn»-Frage gnadenlos durch. Das macht den Film spannend, authentisch und tiefgründig – Kitschmomente inklusive.*

*Dieser Text von Miriam Margani, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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