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Das Internet – ein sinnvolles Werkzeug

Beim Recherchieren arbeiten Schülerinnen und Schüler sowohl mit Internet wie auch mit Büchern. (Bild: Kantonsschule Wettingen) swissinfo.ch

Obwohl die Bibliothek nicht ausgedient hat, ist das Internet für Hunderttausende von Schweizer Schülern eine Selbstverständlichkeit.

Wichtig ist aber nicht nur der Zugang zum Netz, sondern auch die sinnvolle Nutzung des neuen Mediums, wie ein Augenschein in der Kantonsschule Wettingen zeigt.

Die Kantonsschule Wettingen ist seit knapp 30 Jahren im ehemaligen Kloster untergebracht, umgeben von weidenden Schafen, Reben und alten Bäumen. Die verschiedenen Kloster-Gebäude wurden zweckmässig und geschmackvoll renoviert – ein geeigneter Ort zum Lernen und Studieren.

Und trotz der fast 800-jährigen Geschichte, die diese Örtlichkeit aufweist, wirkt die Schule weder veraltet noch verstaubt, sondern topmodern und innovativ.

Nicht aufs Internet fixiert

Sowohl für die Lehrerschaft wie auch für die jungen Studierenden sind die neuen Medien ein wichtiger Bestandteil ihres Unterricht, auch wenn es noch nicht in jedem Schulzimmer Computer gibt.

“Man kann mit dem Internet gezielt an Infos herankommen. Lernen ist damit aber nicht einfacher geworden. Oft gibt es zu viele Informationen. Deshalb arbeite ich lieber mit Büchern, da habe ich mehr Vertrauen” sagt die Diplommittelschülerin Eliane Küpfer.

Das Internet bringe es sehr wohl im Unterricht, meint ihr Klassenkollege Patrick Kaspar. “Schwierig ist es jedoch, bei dieser Flut an Informationen die richtige Wahl zu treffen.”

Wichtig sei, in kurzer Zeit die richtigen Informationen zu bekommen, betont Konrektor Claudio Pegolo. “Man muss die beiden Medien, die althergebrachte Bibliothek und das Internet, nützlich und sinnvoll einsetzen. Das eine geht nicht ohne das andere.”

Die Grenzen und das Gefälle erkennen

Geschichtslehrer Hansjörg Frank setzt das Internet zum Beispiel im Projektunterricht ein. So nahmen vor kurzem seine Schülerinnen und Schüler beim Thema Nahostkonflikt via E-mail Kontakt mit Palästinensern und Israeli auf.

Das Internet sei ein schneller Weg,um mit Menschen in Kontakt zu treten. Es sei aber viel schwieriger gewesen, Kontakte zur palästinensischen Seite zu finden als zur israelischen – mangels Infrastruktur, mangels Netzwerk, sagt Frank im Gespräch mit swissinfo.

“Die Schülerinnen und Schüler haben so die Grenzen und das Gefälle in diesem Bereich erkennen können.”

Interne Kommunikation

An der Kantonsschule Wettingen haben alle Studierenden eine E-mail-Adresse. So werden auf dem elektronischen Weg Hausaufgaben verschickt, Arbeiten und Informationen ausgetauscht und Termine abgemacht.

“Auch beim Team-Teaching sind Absprachen per Mail an der Tagesordnung und erleichtern sowohl die Arbeit wie auch die Organisation”, erklärt Peter Stirnemann, der Geografie unterrichtet.

Der Kontakt zur Fachwelt

Biologielehrer Samuel Ginsburg gilt an der Wettinger Kantonsschule als Pionier in Sachen neuer Medien. So werden zum Beispiel die Ergebnisse von Experimenten fotografiert und auf einen speziellen Server geladen. Zudem stehen dort Unterrichtsmaterialien zu Verfügung.

“Denn es ist für den Laien nicht immer einfach, im Internet nicht seriöse Informationen von guten zu trennen. Da brauchen die Schüler unsere Unterstützung.” Es sei wichtig, betont Ginsburg, dass die jungen Leute nicht nur mit den fachlichen Aspekten sondern auch mit der Kommunikationstechnologie vertraut gemacht würden.

“Das soll ihnen Mut machen, Dinge selbst an die Hand zu nehmen und Kontakte zu Fachleuten zu knüpfen, die Informationen generieren. So werden die Schüler kompetent sein, wenn sie später an der Uni arbeiten oder sonst irgendwo im Leben.”

Der Lehrer als Moderator

Dass die neuen Medien ein relevanter Bestandteil unserer Informationsgesellschaft geworden sind, bestreitet niemand. Weder die Lehrerschaft noch die Studierenden.

Der technische Wandel habe die Rolle der Unterrichtenden verändert, sagt Hansjörg Frank: “Wir haben nicht mehr wie früher das Wissensmonopol. Die Studierenden holen sich das Wissen sehr autonom. Wir Lehrer sind nun eher in der Rolle der Moderatoren, der kritischen Frager.”

So wird das weltumspannende Informationsnetz sowohl von Lehrenden wie Lernenden eingesetzt und genutzt – als Mittel zum Zweck. Laut Geografielehrer Peter Stirnemann ist das Internet “ein Werkzeug im methodischen und didaktischen Kanon”, nicht mehr und nicht weniger. Oder wie es die Schülerin Eliane ausdrückt: “Das Internet ist eines unter vielen Medien.”

swissinfo, Gaby Ochsenbein, Wettingen

Rund 2300 Schweizer Schulen sind heute dank Swisscom ans Internet angeschlossen. Bis 2005 will Swisscom 5000 Schulen mit Internet ausrüsten.

Die Schulen setzen auf eine Partnerschaft zwischen Bund, Kantonen und der Privatwirtschaft: Der Bund soll die Ausbildung der Lehrpersonen finanzieren, die Firmen liefern Infrastruktur und Bandbreite.

Die Kantonsschule in Wettingen, Aargau, zählt 925 Schülerinnen und Schüler, die von 132 Lehrkräften unterrichtet werden.

Die “Kanti” besteht aus einem vierjährigen Gymnasium und einer dreijährigen Diplommittelschule.

Die Kantonsschule war bis 1841 ein Kloster, das von Zisterzienermönchen bewohnt wurde.

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