EUROKRISE/Italiens Börsenaufsicht bremst US-Ratingagenturen
Rom (awp/sda/apa) – Die italienische Börsenaufsicht Consob hat die US-Ratingagenturen Moody’s und Standard & Poor’s aufgerufen, ihre Prozeduren an europäische Vorschriften anzupassen.
In einem Schreiben an die europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA zur Überwachung der Ratingagenturen betonte Consob-Präsident Giuseppe Vegas, dass die beiden US-Agenturen noch nicht vollständig den notwendigen EU-Standards entsprechen. Consob überprüfe zurzeit noch die dritte grosse Ratingagentur Fitch, berichteten italienische Medien am Mittwoch.
Consob hatte in den vergangenen Tagen Vertreter von Standard & Poor’s zum Zeitpunkt und zu den Quellen ihrer Bewertung des italienischen Sparpakets befragt. Dabei ging es um die schnelle Kritik von S&P an dem Sparpaket der Regierung Berlusconi.
Die Consob sprach von «Oberflächlichkeit», weil die Agentur das Sparpaket als unzureichend kritisiert hatte, obwohl doch viele konkrete Details der Massnahmen noch gar nicht bekanntgewesen waren. Zudem sei die Mailänder Börse zum Zeitpunkt der Stellungnahme noch offen gewesen.
Consob-Präsident Giuseppe Vegas rügte damals «unzählige» Fehler und Interessenkonflikte sowie «undurchsichtige Arbeitsmethoden» der Ratingagenturen. Mit dem Vorgehen der Consob machte Italien als erstes EU-Mitglied von den 2010 in Kraft getretenen Möglichkeiten einer schärferen Überwachung der umstrittenen Agenturen Gebrauch.
Auch die italienische Justiz hat Standard & Poor’s und Moody’s im Visier. Anfang August durchsuchten Staatsanwälte in Mailand Büroräume der beiden Agenturen und beschlagnahmten Akten. Bei den Razzien ging es der Finanzpolizei um mehrere «unbegründete» negative Beurteilungen der schwierigen italienischen Finanz- und Bankenlage. Es gehe um den Verdacht der Marktmanipulation und Missbrauch von Informationen, hiess es weiter.