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Experte: US-Bericht zum Öl im Golf von Mexiko ‹ausserordentlich optimistisch›

BERLIN (awp international) – Den Bericht der US-Regierung zum Stand der Ölkatastrophe hat nun auch ein deutscher Meeresexperte als «ausserordentlich optimistisch» kritisiert. «Zumindest die Hälfte der 660 000 Tonnen sind immer noch im Meer», sagte der Geochemiker Jürgen Rullkötter dem Sender Deutschlandradio Kultur.
Dem Regierungsbericht zufolge sollen bereits drei Viertel des nach dem Unglück ausgeströmten Öls abgebaut oder beseitigt worden sein. Auch in den USA hatten Umweltschützer und Wissenschaftler mit Skepsis auf den Bericht reagiert.
Die Einschätzung beruhe auf vielen optimistischen Annahmen und Vermutungen, sagte der Professor für organische Geochemie an der Universität Oldenburg am Freitag. Zudem sei etwa der Teil des Öls, der nach dem Bericht in sehr kleine Tröpfchen zerteilt wurde, trotzdem noch im Meer – und nach wie vor giftig und schädlich.
Bezweifelt werden von Rullkötter auch die Mengenangaben zum bereits verdunsteten Öl. «Ich weiss nicht, wie man auf diese 25 Prozent gekommen ist.» Bei dem von Bakterien abgebauten Öl stelle sich die Frage, ob der Sauerstoffgehalt im Meer für die angenommenen Abbaumengen überhaupt ausgereicht haben kann.
Generell sei die Situation aber durchaus vorsichtig optimistisch zu beurteilen, sagte der Wissenschaftler weiter. Es sei gelungen, einen grossen Teil des Öls von der Küste fernzuhalten. Viel des Öls sei zudem mit Chemikalien fein zerstäubt worden. «Es besteht die Chance, dass vielleicht innerhalb von ein, zwei Jahren das Öl im Wasser des Golfs weitgehend von Bakterien aufgearbeitet worden ist.»
An den Küsten sei die Fläche betroffener Bereiche zwar gross, diese seien aber grösstenteils nur leicht verschmutzt – verglichen mit anderen Öl-Unfällen zuvor. Auch in diesem Bereich gebe es deshalb die Chance, dass sich die Natur schneller regeneriere als ursprünglich gedacht.
kll/DP/wiz

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