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chinesen lieben die klassische schweiz

Das Gros der chinesischen Schweiz-Besucher reist in Touristen-Gruppen. Keystone

Touristen aus China sind auf der Suche nach den klassischen Schweiz-Ikonen: Berge, Natur, saubere Luft. Und sie wollen typische Schweizer Produkte kaufen.

Um chinesischen Touristen die Schweiz schmackhaft zu machen, brauchen dortige Reiseveranstalter inzwischen sehr detaillierte Informationen.

Die meisten Chinesen, die sich für eine Reise nach Europa entscheiden, stammen aus den grossen Städten. Meist junge Menschen, die in internationalen Firmen oder gut bezahlten Regierungsstellen tätig sind.

Normalerweise wird eine Pauschalreise von ein bis zwei Wochen gebucht, die in zwei oder drei europäische Länder führt. Lieblingsdestinationen sind die Schweiz, Frankreich und Italien.

Wie lässt sich den Chinesen das «Produkt Schweiz» schmackhaft machen? «Man muss vor allem erreichen, dass die lokalen Medien von der Schweiz und ihren Attraktionen sprechen», sagt Wenjia Zhang, die in Peking für Schweiz Tourismus (ST) verantwortlich ist.

«Jedes Jahr werden 50 bis 60 Journalisten für einen Schweiz-Besuch eingeladen. Ihre Artikel und Berichte tragen dazu bei, dass die Leute von einer Reise in die Schweiz träumen. Viele Chinesen sind vor allem von den Alpen fasziniert», meint Zhang.

Mehr China-Restaurants

Ausgesprochen wichtig ist zudem, dass die Schweizer Destinationen in den Pauschalangeboten für Europa-Reisen inbegriffen sind. Aus Gewohnheit und Bequemlichkeit sind Chinesen zu 98 Prozent in Gruppenreisen unterwegs.

«Der Kontakt mit den chinesischen Reiseveranstaltern ist daher fundamental», betont Zhang, die auf zehn Mitarbeiter in Peking,

Shanghai, Hongkong und Taipeh zählen kann.

Doch auch in China ist die Konkurrenz hart. Andere europäische Länder schlafen nicht. «Daher muss man ständig neue Ideen haben, Workshops und Seminare veranstalten. Inzwischen wissen ja fast alle Leute, dass es in der Schweiz viele Berge gibt und in Genf 200 internationale Organisationen tätig sind», erzählt die ST-Chefin.

Die dynamische Managerin unterstreicht auch die Wichtigkeit, auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten der chinesischen Kundschaft einzugehen.

«Beispielsweise verzichten Chinesen im Ausland ungern auf ihre

heimische Küche. Wer Chinesen beherbergt, sollte entsprechende Restaurants in der Nähe haben», weiss Wenjia Zhang.

Kultur: Paris oder Rom

Bis vor 15 Jahren war China ein geschlossenes Land. Inzwischen öffnet sich das «Reich der Mitte» immer mehr. Peking oder Shanghai sind mittlerweile kosmopolitische Grossstädte. Und Chinesen, die sich ins Ausland aufmachen, kennen ihre Reise- Destinationen meistens schon recht gut.

Die Zeiten sind definitiv vorbei, als Chinesen in Reisebussen innerhalb von 10 Tagen 10 oder 15 europäische Länder abgrasten. «Heute wissen die Kunden genau, was sie wollen. Und sie wählen

entsprechend aus», sagt Zhang. Kultur und Mode in Frankreich, Kunst, Geschichte und mediterranes Leben in Italien, Berge und Uhren in der Schweiz.

Kultur nicht in der Schweiz

«Die meisten kommen aus gigantischen Mega-Cities. Sie wollen sich im ‹Paradies Schweiz› ausruhen und saubere Luft atmen. Sie interessieren sich dann kaum für Museumsbesuche oder Kirchen:

Die kulturellen Bedürfnisse werden in anderen Ländern gestillt», sagt Wenjia Zhang, die seit acht Jahren die Aktivitäten von ST in China leitet.

Ein Interesse ist bei allen Reisen präsent: Shopping. Und Chinesen,

die es sich erlauben können, wollen nur das Beste. Sie sind stolz, ihre Einkäufe zu Hause zeigen oder verschenken zu können.

«Praktisch alle Chinesen, die in die Schweiz reisen, erwerben eine Uhr. Häufig sind es die neusten Modelle, die in China noch gar nicht erhältlich sind», weiss Zhang. Eine Uhr ‹Swiss made› wird so zum Statussymbol für die aufstrebende Mittelklasse Chinas», so Zhang.

swissinfo, Marzio Pescia, Peking (Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Im Jahr 2005 verzeichnete die Schweiz 32,9 Mio. Logiernächte.
Die Tourismusbranche steht an vierter Stelle in ihrer Bedeutung für die Volkswirtschaft.
Der Umsatz im Tourismus beträgt 46 Mrd. Fr. im Jahr.

Die Logiernächte chinesischer Gäste in der Schweiz haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt.

2005 generierten Chinesen in der Schweiz 220’000 Logiernächte. Schweiz Tourismus (ST) glaubt, dass diese Zahl bis 2015 auf 800’000 steigen wird.

Chinesische Touristen geben pro Tag durchschnittlich 450 Franken aus – die Europäer nur 250 Franken. 150 Millionen Chinesen können sich mittlerweile Auslandreisen leisten.

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