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Offizielle Eröffnung des Vereinatunnels

Acht Jahre nach dem Spatenstich wird in der Ostschweiz an diesem Wochenende (19. - 21.11) während drei Tagen die Eröffnung des Vereinatunnels gefeiert. Der Tunnel führt von Klosters-Selfranga im Prättigau nach Sagliains im Unterengadin.

Acht Jahre nach dem Spatenstich wird in der Ostschweiz an diesem Wochenende während drei Tagen die Eröffnung des Vereinatunnels gefeiert. Der Tunnel führt von Klosters-Selfranga im Prättigau nach Sagliains im Unterengadin und bringt damit das Unterengadin einen grossen Schritt näher an das Unterland. 17 Minuten dauert die Fahrt durch den 19,1 Kilometer langen Tunnel.

Eine Reise aus der Zentralschweiz ins Unterengadin war bis heute keine einfache Sache. Das wird jetzt aber anders: Mit der Eröffnung des rund 800 Millionen Franken teuren Vereinatunnels rückt uns diese Bündner Ferienregion um Stunden näher; ja sogar Tagesausflüge ins Unterengadin werden dadurch möglich.

Mit der Bahn verkürzt sich der Anreiseweg von Zürich um mehr als zwei Stunden. Auch mit dem Auto, das im sogenannten Huckepack-Verfahren befördert wird, geht die Reise ins Unterengadin dann schneller.
Die Tourismusbranche verspricht sich vom neuen Tunnel denn auch einen deutlichen Aufschwung.

Des einen Freud, des andern Leid

Just diese Perspektive freut im Bündnerland jedoch nicht alle. Sowohl im Engadin als auch im Prättigau befürchten die Einwohner dieser Talschaften eine drohende Verkehrslawine, zu viele Tagestouristen – die relativ wenig Geld da lassen – und, die es noch fertig bringen die Stammgäste zu vergraulen.

In Saas vor Klosters warten die Dorfbewohner zum Beispiel immer noch auf die seit langem versprochene Umgehungsstrasse. Angesichts der wie erwähnt befürchteten Blechlawinen, die sich mitten durch den Ortskern wälzen, haben sie Angst, regelrecht zur Zufahrtsrampe des Tunnels zu verkommen.

Das schöne Land hinter den hohen Bergen ist bislang schwierig zu erreichen gewesen. Die Züge fuhren über Chur und den Albulapass zunächst ins Oberengadin und dann in Richtung Osten. Eine malerische Strecke, die aber zweieinhalb Stunden Umweg um die Berge bedeutete. Die neue Strecke führt von Landquart aus geradeaus in Richtung Süden, durch den Vereina-Tunnel mitten ins Unterengadin.

Mit dem Auto ging es bislang nur über den 2380 Meter hohen Flüela-Pass direkt ins Unterengadin. Die Passstrasse ist aber im Winter meistens zu. Die entlegenen Schweizer Wintersportorte waren dann nur mit grösseren Umwegen durch den österreichischen Arlbergtunnel oder über den Schweizer Julierpass zu erreichen.

Schnelle Reise

Die Tunnelpassage dauert nur noch knapp 20 Minuten und kostet zwischen 27 Franken im Sommer und 40 Franken im Winter. Die Züge verkehren im Halbstundentakt. Die Rhätische Bahn, die Bündner Staatsbahn, hofft, im Jahr 250’000 bis 300’000 Autos durch den Tunnel zu befördern.

Umweltschützer ahnen Schreckliches. Einige hätten lieber eine Bahn ohne Autozüge gehabt – so nach dem Motto: „Mehr Gäste, weniger Verkehr“. Auch einigen Hoteliers im Unterengadin Hoteliers wären Gäste lieber, die nur mit dem Zug kommen.

In welcher Version auch immer. Die Eisenbahn soll den Touristen generell mit grosszügigen Angeboten schmackhaft gemacht werden. So gibt es bei vielen Hotelbuchungen das Zugticket ab dem Heimatort oder der Schweizer Grenze gratis.

Technische Fakten & Zahlen

Beim Vereinatunnel handelt sich dabei um den längsten Meterspur-Tunnel der Welt. Entsprechend euphorisch sind seine Promotoren; von einem „Jahrhundertbauwerk“ ist die Rede.

Mit der Eröffnung des Vereinatunnels verkürzt sich die Bahnreise ins Unterengadin markant. Wer von Zürich nach Scuol fährt, spart genau zweieinviertel Stunden. Neben ihrer Funktion im RhB-Personenverkehrsnetz umfasst die Vereina-Linie eine leistungsstarke «Rollende Landstrasse»; sie garantiert dem Privatverkehr eine wintersichere Verbindung ins Unterengadin. Von sechs Uhr morgens bis 20 Uhr verkehrt jede halbe Stunde ein Autozug; die Kapazität beträgt 168 Personenwagen und acht Cars oder Lastwagen pro Stunde und Richtung.

Die Eröffnung im Detail

Die Rhätische Bahn (RhB) feiert die Eröffnung der Vereinalinie ab diesem Freitag mit einem dreitätigen Fest und 600 Gästen. Verkehrsminister Bundesrat Moritz Leuenberger wird den 19,6 Kilometer langen Schmalspurtunnel nach achteinhalb Jahren Bauzeit freigeben.

Die Eröffnungsfeier wird zum Volksfest werden, zu dem laut der RhB alle Bahninteressierten eingelanden wurden. Pro Tag werden rund 10’000 Besucherinnen und Besucher erwartet.

Sie können die einspurige Röhre durchfahren, in der ein sogenanntes «Traintainment» aufgeführt wird, ein Festprogramm, das die neue touristische Ära der RhB als Erlebnisbahn thematisiert. Gefeiert wird im Tunnel drin, am Nordportal bei Klosters sowie auf der Südseite im Unterengadin bei Lavin.

Einen besonderen Gag hat sich der St. Moritzer Verkehrsdirektor Hanspeter Danuser einfallen lassen. 191 Alphornbläser werden auf der Südseite eine spezielle Vereinamelodie in die Röhre schicken und damit den Tunnel kurzfristig zum grössten Alphorn der Welt werden lassen.
Der erste planmässige Zug wird den Vereina am Montag, 22.11. durchfahren.

SRI und Agenturen

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