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Ein Freund der Schweiz verlässt seinen Posten

Botschafter Yitzchak Mayer: "Israel ist noch immer ein David und kein Goliath!" Keystone

Yitzchak Mayer geht. Der israelische Botschafter verlässt nach fast 4-jähriger Amtszeit die Schweiz. Er ist während der Holocaust-Debatte vor allem als Verteidiger der Schweiz in die Schlagzeilen geraten.

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Israel seien immer sehr gut gewesen, sagte der abtretende israelische Botschafter Yitzchak Mayer gegenüber swissinfo. Es gäbe viele Gemeinsamkeiten: Beide Länder seien klein, beide schätzten die Freiheit, viele Schweizerinnen und Schweizer hätten Israel besucht und beide Länder hätten eine Volksarmee – die israelische Armee sei nach Schweizer Vorbild entstanden. «Es ist eine solide Freundschaft», betonte der Botschafter.

Diplomatische Differenzen

Mayer war während einer diplomatisch schwierigen Zeit Botschafter in Bern. Da war die Holocaust-Debatte, das Mossad-Debakel – fünf Mossad-Agenten wurden in Bern bei geheimdienstlicher Tätigkeit von der Schweizer Polizei verhaftet – da ist der Konflikt Israel-Palästina, bei welchem das harte Vorgehen Israels von der Schweiz kritisiert wird.

Man denke oft, erklärte Mayer, dass Israel seine Davidrolle verloren habe und ein Goliath geworden sei, der steinewerfende Palästinenser bekämpfe. Tatsache sei aber, dass Israel noch immer ein David sei und es bei diesem Konflikt um die Sicherheit und das Überleben des Staates Israel gehe.

Mayer: Ein Verteidiger der Schweiz

Mayer war während des 2. Weltkrieges als Flüchtlingskind in der Schweiz. Er hat sie in der Holocaust-Debatte deshalb immer wieder verteidigt: «Die Schweiz hat Schuld, zweifellos. Aber viele Schweizer waren auch Helden. Die Schweizer waren damals besser als ihre Regierung.»

Heute wird nach Ansicht Mayers der Antisemitismus und der Rechtsextremismus in der Schweiz vorbildlich bekämpft. Entsprechende Erscheinungen würden hierzulande seltener auftreten als in den Nachbarländern, meint Mayer.

Kaum Kenntnisse über das Judentum

In der Schweiz leben rund 20’000 Jüdinnen und Juden. Erstaunt ist der Botschafter aber immer wieder, wie wenig in diesem Land über das Judentum, dessen Sitten und Bräuche bekannt ist. Er möchte sich deshalb auch in Zukunft für einen intensiven Austausch zwischen der Schweiz und Israel einsetzen: «Beide Länder können viel voneinander lernen.»

Auf Yitzchak Mayer folgt als israelischer Botschafter in Bern der 61-jährige Ygal Antebi. Er wird am 11.Januar 2001 offiziell sein Amt antreten.

Carole Gürtler

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