
Gründer der berüchtigten chilenischen «Colonia Dignidad» gestorben
(Keystone-SDA) Santiago de Chile – Der frühere Chef der sektenähnlichen Siedlung «Colonia Dignidad» in Chile, Paul Schäfer, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Schäfer erlag in einem Gefängnishospital der Hauptstadt Santiago einem Herzleiden, teilte die Justizbehörde mit.
Schäfer wurde bereits seit Juli vergangenen Jahres im Krankenhaus behandelt. Er war wegen Mordes, Folter, sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und anderer Verbrechen zu einer Haftstrafe von insgesamt 33 Jahren verurteilt worden.
Nach jahrelanger Flucht war er 2005 in Argentinien gefasst und dann nach Chile überstellt worden. Dort wurde er 2006 wegen Missbrauchs von rund 20 Kindern in der Siedlung zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland geflohene frühere Wehrmachtsgefreite hatte Anfang der 60er Jahre in Südchile die sektenartig organisierte «Colonia Dignidad» mit 300 Getreuen gegründet.
Die Kolonie, die sich heute «Villa Baviera» («Bayerisches Dorf») nennt, diente auch als Nazi-Fluchtburg. Nach aussen hin wurde sie als landwirtschaftliches Vorzeigeprojekt präsentiert, das den Armen der Region medizinische Versorgung und Schulbildung bietet.
Schäfer leitete sie nach seinen Vorstellungen von Zucht und Ordnung mit Psychoterror, Zwang zur Beichte und der Pflicht zum absoluten Gehorsam gegenüber der Führung.
Nach dem Putsch von General Pinochet gegen die Regierung von Salvador Allende im September 1973 diente die «Kolonie der Würde» als Folterzentrum der Militärs. Schäfer bestritt dies allerdings stets.
1976 erwähnte die UNO-Menschenrechtskommission die Siedlung als Ort, in dem Kritiker der Diktatur festgehalten und gequält werden.