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Charlie Chaplin goes digital

Italienische Wissenschaftler und Restauratoren des "Chaplin Project" arbeiten seit 1999 an der Rettung der Werke des Filmpioniers.

swissinfo hat die Projekt-Koordinatorin Cecila Cenciarelli getroffen.

Das “Chaplin Project” soll die Filme von Charlie Chaplin restaurieren und eine digitale Datenbank seiner Dokumente aufstellen. Warum ging dieser Auftrag nach Italien?

Unser Restaurations-Labor “L’immagine Ritrovata” ist weltbekannt für seine moderne Technologie und Qualität. Die Familie Chaplin und die “Chaplin Association” zeigte sich beeindruckt von unserer Sorgfalt. Die “Cineteca di Bologna” ist das zweitgrösste Filmarchiv in Italien und Austragungsort eines von zwei existierenden Stummfilm-Festivals.

Und Italien hatte immer schon eine besondere Liebe für Charlie Chaplin; seine Person war immer sehr beliebt. Weit herum schien Bologna der richtige Ort zu sein fürs “Chaplin Project”.

Was macht das “Chaplin Project” im nächsten Monat in den Archiven der Stadt Montreux?

Unser Team besteht aus sechs Personen. Ihre Aufgabe ist es, jedes Dokument vor August 2005 zu digitalisieren und zu katalogisieren. Meine Kollegen werden nach Montreux reisen, um die Dokumente fertig zu studieren und die Liste zu vervollständigen. Auch gehen einige Kisten auf Reise: “Limelight” geht zurück nach Montreux und “Mister Verdoux” macht einen Abstecher nach Bologna.

Wie wichtig sind die Archive in Montreux?

Sie sind die grösste Sammlung ihrer Art und sie wächst. Chaplins Dokumente sind viel gereist: Einige kamen mit ihm aus Kalifornien in die Schweiz, andere liegen heute in Paris bei der “Association Chaplin”.

Sobald wir unseren Katalog fertig erstellt haben, werden all diese Dokumente in Montreux zusammen geführt. Hier sollen sie unter den bestmöglichen Bedingungen bleiben: Die Leiterin Evelyne Lüthi-Graf ist eine der besten Archivarinnen, das Sicherheitssystem ist eines der modernsten und die Klima-Anlage entspricht dem neuesten Stand der Technik.

Was archivieren Sie genau?

Die Archive sind sehr gross und vielfältig: Drehbücher, Manuskripte, Zeichnungen, Vorlagen, private Briefe, Presse-Mitteilungen, Fotografien – fast 200’000 Seiten aus der Zeit bis 1910.

Wir wollen diese wunderschöne Sammlung sichtbar machen. Forschende und Studierende sollen Zugang haben, um Chaplins Name lebendig zu halten.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Arbeit?

Unsere Arbeit ähnelt der eines Archäologen: In jeder neuen Kiste mit Dokumenten machen wir einen neuen Fund. Kürzlich haben wir eine Kiste mit Banknoten erhalten, die im Film “Monsieur Verdoux” verwendet wurden oder einen Brief von Albert Einstein.

Was war die grösste Überraschung über Chaplins Arbeitsweise?

Mir gefiel es sehr gut, alle seine Variationen in seinen Drehbüchern zu verfolgen – vom ersten Entwurf bis zur endgültigen Version. Er machte eine unglaubliche Menge von Änderungen, bevor er zufrieden war.

Oft trug er eine Idee von Anfang an mit um sie – nach zwei Jahren Arbeit an einer bestimmten Szene – im letzten Moment rauszuschneiden.

swissinfo, Dale Bechtel

(Übertragung aus dem Englischen von Philippe Kropf)

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