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Schwarz ist Schwarz ist Kunst

Im Kunstmuseum Bern verliert man sich im Zauber der "Black Box". swissinfo.ch

"Black Box - Der Schwarzraum in der Kunst" - so lautet der Titel, der Ausstellung im Kunstmuseum Bern. Schwarz, Dunkel, Raum - längst hat sich die "Schwarze Kiste" mit all ihren Geheimnissen in der Kunst eingenistet. Eine Ausstellung, die voll ins Schwarze trifft und die ein interessantes Rahmenprogramm begleitet.

Black Box, eigentlich stammt der Begriff aus der Kybernetik (Steuerungs- und Regellehre) und steht für einen Raum, in dem etwas passiert. Wobei offen bleibt, was passiert. Nur der in-put und der out-put ist zu beobachten. Welch Glück, dass uns die Kunst nebst Einlass auch Einblick gewährt. Und manchmal sogar einen Ausblick.

12 Installationen – 12 Geheimnisse

12 Black-Box-Installationen hat der Kurator der Ausstellung, Ralf Beil, zusammen gestellt. Er lenkt den Blick in den verdunkelten Kunstraum und auf seine emotionale, intellektuelle und ideologische Bedeutung hin. Eine Wohltat, nachdem die erste gesellschaftliche Metapher dieses Jahrtausends – der Container, und durchaus eine Art Black Box – medial aus- ja überbeleuchtet wurde.

Kurator Ralf Beil, der 1993 in der Kunsthalle in Zürich in einer Black-Box des Künstlers Tatsuo Miyajima ein starkes sinnliches Erlebnis hatte, möchte: “keine marktschreierische, sondern eine Ausstellung, die erfahrbar, erlebbar ist und – im besten Falle – noch am Tage nach dem Ausstellungsbesuch nachwirkt. Eine Ausstellung, die möglichst viele nach Bern lockt und ihnen ermöglicht in der Dunkelheit Kunst intensiv zu erleben.”

Mit dem Berner Maler und Kupferstecher Franz Niklaus König (1765-1832) und seinem Himmelsatlas “Atlas Céleste”, der uns den Himmel mit all seinen Sternenbildern näher bringt, beherbergt das Berner Museum seit langem einen Schwarzraum-Künstler ersten Ranges. Auf dunklem Hintergrund gemalt, würden diese schönen Sternenbilder auf weissem Untergrund verschwinden, unsichtbar sein.

Fragen stellen – Gehör schärfen

Francis Alÿs, Christian Boltanski, Tatsuo Miyajima, Janet Cardiff, Rudolf Steiner, Smith/Stewart, Tony Oursler, Gary Hill, Rodney Graham, Douglas Gordon, Olafur Eliasson, Louise Bourgeois sind die Namen jener Kunstschaffenden, die eingedrungen sind und die Black Box als Projektionsort gestaltet haben. Und so gleiten Leuchtzahlen hinweg, flackern Kerzen, scheinen Zeichen auf, wird der Tisch zum Tönen erweckt… Schwarz ist nicht Schwarz ist Schwarz. Dunkelheit mehr als die Abwesenheit von Licht.

Nebst den verführerischen schwarzen Räumen steht im Rahmen einer “Vermittlungs-Offensive” erstmals in Bern ein Auskunftsdienst den Besuchenden Rede und Antwort. Alles was sie schon immer über eine Ausstellung wissen wollten. Ohne falsche Hemmungen.

Am 1. September 2001 findet ein Internationales Black-Box-Symposium statt. Hier wird das Thema in seiner ganzen Breite ausgeleuchtet. Über Psychologie, Geschichte, die Gegenwartskunst wird der Fächer ausgebreitet. Und vom 5. bis 7. Juli werden sich im Kino des Kunstmuseums audiophonische Werke Gehör verschaffen.

Black Box. Der Schwarzraum in der Kunst. Eine spannende Ausstellung, die nicht dem schnellen Kunst-Event hinterherrennt, sondern dem Geheimnis Mensch Raum und Zeit verschafft.

Brigitta Javurek

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