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Lego stellt Produktion in der Schweiz ein

Mehr als 300 Lego-Mitarbeiter werden in der Schweiz überflüssig. Keystone

Der dänische Spielzeughersteller schliesst seine Fabriken in der Zentralschweiz: 307 Stellen gehen verloren.

Lego verlagert seine Produktion nach Osteuropa. Der dänische Spielzeugkonzern begründet seinen Schritt mit mangelnder Konkurrenzfähigkeit der Schweiz.

Lego schliesst seine Werke im zugerischen Steinhausen und im luzernischen Willisau bis Mitte 2006. Wie der Konzern mitteilte, gehen dadurch 307 Stellen verloren. Ein Sozialplan ist vorgesehen.

Die Produktion in Willisau, wo etwa die Lego-Duplo-Serie für Vorschulkinder hergestellt wird, wird in die bestehende Lego-Fabrik im tschechischen Kladno verlagert. Weitere Produktionslinien, die bisher in Willisau gefertigt wurden, würden an externe Lieferanten in Osteuropa vergeben, hiess es weiter.

Auch die erst vor einem Jahr in Baar ZG aufgebaute Europazentrale für Marketing und Verkauf schliesst. Laut Lego zieht die Abteilung auf den 1. Juli 2006 nach Billund (Dänemark) um. Wie Konzernsprecher Urs Bachmann sagte, hat die Verlegung keinen Einfluss auf Arbeitsplätze. Die in Baar Tätigen seien Dänen und kehrten in die Heimat zurück.

Verluste von Arbeitsplätzen – nicht nur in der Schweiz

Durch die Verlagerung, die bis Mitte 2006 vorgesehen ist, verlieren allein in Willisau 239 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Stelle. Lego machte für den Entscheid das Kostenniveau in der Schweiz verantwortlich. Zudem könne die Produktion nicht mehr voll ausgelastet werden

Das Werk im zugerischen Steinhausen will Lego schliessen oder verkaufen. 68 Mitarbeitende sind von diesem Schritt betroffen. Als Grund nennt der Spielzeugkonzern die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der Fabrik. Steinhausen könne bei Technologie und Kosten gegenüber moderner Formenproduktion in China und Osteuropa nicht mehr mithalten.

Geschlossen werden auch die deutschen Distributionszentren Hohenweststedt und Flensburg (beide Schleswig-Holstein) sowie Dunkerque und Lyon in Frankreich sowie Billund am dänischen Stammsitz.

Schweiz Umsatzplus

Kinder in der Schweiz spielen nach wie vor gerne mit Lego. Im vergangenen Jahr stiegen die Verkäufe des dänischen Spielwarenkonzerns in der Schweiz um knapp 5%.

Profitiert habe das Unternehmen von der Revitalisierung des Lego-Technic Sortiments und der Wiedereinführung der Marke Duplo, sagte Lego noch im vergangenen April. Die weltweiten Verkäufe des Unternehmens sind allerdings wie schon im Vorjahr rückläufig.

Lego kämpft ums Überleben

Nach goldenen Jahrzehnten mit der genialen Bauklotz-Idee eines dänischen Tischlers muss der Spielwarenkonzern seit 2004 um sein Überleben kämpfen.

In der Zentrale in der Kleinstadt Billund, eine Autostunde nördlich der dänisch-deutschen Grenze, läuten seit einiger Zeit die Alarmglocken. Der Grund: Kinder spielen immer weniger mit den Bauklötzen, sondern sitzen lieber vor Computern.

Hinzu kommen grosse Verluste bei den Freizeitparks “Legoland” in Deutschland, Grossbritannien und Kalifornien (USA).

Die bisher vor allem im Stammland sowie in der Schweiz, den USA und Tschechien angesiedelte Produktion soll aus Kostengründen nun massiv nach Osteuropa und China verlagert werden, sagte der 36-jährige Konzernchef Jrgen Vig Knudstorp bereits bei seinem Amtsantritt im März 2004.

In der Schweiz beschäftigt Lego rund 400 Personen. In Baar, im Kanton Zug, richtete der Konzern seine Europazentrale ein.

Gewerkschafts-Kritik

Die Gewerkschaft Unia kritisierte Lego als “autoritär und arbeitnehmerfeindlich”. Belegschaft und Gewerkschaft seien nicht im Voraus informiert worden. Das widerspreche dem schweizerischen Mitwirkungsgesetz und dem Obligationenrecht bei Massenentlassungen.

Laut Gesetz müsste Lego mit der Gewerkschaft zusammen Alternativen vorschlagen. Der Schliessungsentscheid und die Entlassungen seien damit rechtswidrig.

Unia prüfe rechtliche Schritte. Die Volkswirtschafts-Departemente von Luzern und Zug seien verpflichtet, die Lego-Konzernspitze auf ihre gesetzlichen Pflichten hinzuweisen.

swissinfo und Agenturen

Lego ist weltweit die Nummer 4 unter den Spielzeugherstellern.
Der Name kommt vom dänischen Ausdruck “Leg godt”, was so viel wie “spiel gut” heisst.
Lego ist auch lateinisch und bedeutet “ich setze zusammen”.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Verlust von 393,7 Mio. Franken.
Lego ist ein Familienunternehmen. Der Hauptsitz befindet sich im dänischen Billund.
Der Europasitz ist in der Schweiz, in Baar.

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