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Mehr Schweiz in der internationalen Presse

Raphäel Saborit, Mister "internationale Presse" in Genf. swissinfo.ch

Raphaël Saborit verkauft den internationalen Medien die Schweizer Aussenpolitik von Genf aus. Dort hat ihn swissinfo zum Gespräch getroffen.

Der Ex-Journalist ist ein Baustein in der Strategie des Schweizer Aussenministeriums. Ziel ist es, die ausländischen Medien verstärkt anzusprechen.

Nach einem kurzen Abstecher zum Wirtschaftsmagazin «Bilan» des Lausanner Verlags Edipresse kehrt der ehemalige persönliche Mitarbeiter von Bundesrat Pascal Couchepin zurück in die Bundesverwaltung: Seit Mitte August ist er Verantwortlicher für die Beziehungen zu den internationalen Medien bei der UNO-Mission der Schweiz in Genf.

Damit untersteht er der sozialdemokratischen Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, der Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

swissinfo: Was sind ihre Hauptaufgaben?

Raphaël Saborit: Meine Aufgabe ist es, die Beziehungen zur internationalen Presse aufrecht zu erhalten – sei das mit den Korrespondenten in Genf, Bern oder Zürich oder den Redaktionen und Direktionen in deren Heimat, insbesondere in Europa.

Dabei zähle ich auch darauf, mit den Schweizer Vertretungen im Ausland zusammenzuarbeiten, damit diese ihre Beziehungen zu den lokalen Medien pflegen.

swissinfo: Warum wurde ein solcher Posten geschaffen?

R. S.: Micheline Calmy-Rey wünschte sich, dass sich ihre Presse-Abteilung mehr um Medien im Ausland kümmert. Es geht darum, haltbarere Beziehungen mit einer Anzahl grosser Medienhäuser zu etablieren.

In einer globalisierten Welt hat die Schweiz Märkte und Freunde nötig, und dafür braucht sie Aufmerksamkeit. Wenn das Land öfter in der internationalen Presse vorkommt, erhöht das die Präsenz und, als Nebeneffekt, den Einfluss. Kommunikation erlaubt es, die weltweite öffentliche Meinung zu erreichen.

Auch diplomatische Auseinandersetzungen spielen sich auf dem Terrain der Kommunikation ab. Es liegt im Interesse eines Aussenministeriums, seine Positionen bekannt zu machen und sich um das Image des eigenen Landes zu kümmern.

In einer Demokratie, erst recht in einer direkten, schafft die Notwendigkeit, die Ziele der Aussenpolitik zu erklären, eine gewisse Transparenz.

swissinfo: Was wollen Sie unternehmen?

R. S.: Rund 200 Journalistinnen und Journalisten aus der ganzen Welt berichten aus Genf über die Aktualität aus den internationalen Organisationen, die hier ihren Sitz haben.

Aber sie gehen ebenso inländische Themen an, ob sie mit der Schweizer Aussenpolitik zu tun haben oder nicht. Es geht darum, ihren Bedürfnissen besser Rechnung zu tragen.

swissinfo: Die Schweiz hat lange auf Diskretion gesetzt, wenn es darum ging, ihre Interessen auf dem internationalen Parkett zu verteidigen. Zeichnet sich hier ein Paradigmen-Wechsel ab?

R. S.: Die Schweiz ist ein kleines Land, was Bevölkerung und Fläche angeht. Doch ihre Wirtschaft erlaubt es, unter den Top 20 Wirtschafts-Nationen zu stehen und gar an erster Stelle der Finanzplätze. Die Schweiz gehört auch zu den zehn grössten Investoren der Welt.

In der Politik gibt das internationale Genf dem Land eine Aura, eine Sichtbarkeit, welche weit über die eigentliche Grösse des Landes hinaus geht.

Das ist der Grund, warum unser Land in den ausländischen Medien mehr Präsenz braucht: Die Medien sollen nicht nur über die Schweiz berichten, wenn es zu Naturkatastrophen oder Finanz-Skandalen kommt.

Die Schweizer Aussenpolitik verdient eine grössere Aufmerksamkeit, weil sie über einige Trümpfe verfügt und gehört wird, wenn sie etwas sagt, beispielsweise im Bereich der Menschenrechte oder des humanitären Völkerrechts.

swissinfo: Gibt es Beispiele für die schwache Präsenz der Schweiz in den Medien?

R. S.: Beispielsweise taucht die Schweiz nicht in den zahlreichen Statistiken der Europäischen Union (EU) auf, weil wir nicht Mitglied sind. Wenn man die grossen Titel der Weltpresse durchblättert, finden sich viele Artikel, die auf der Basis dieser Statistiken erscheinen.

Am Ende geht die Schweiz vergessen, weil man viel mehr von Ländern wie Österreich oder Irland spricht, die ähnliches Gewicht wie die Schweiz haben.

Eines meiner Ziele wird sein, dass in den europäischen Zeitungen ein bisschen mehr über Schweiz geschrieben wird.

swissinfo: Sie sind im Herzen des internationalen Genfs stationiert. Wie könnte man dieses Fenster zur Schweiz besser präsentieren?

R. S.: Sobald ausländische Journalisten die Schweiz besuchen, muss man ihnen unbedingt vorschlagen, Genf und das internationale Quartier zu besuchen, weil es ein wichtiger Teil der Schweizer Aussenpolitik darstellt.

In Zusammenarbeit mit Präsenz Schweiz und unseren Botschaften werde ich mich dafür engagieren, dass unsere Besuche aus dem Ausland eine gewisse Zeit in Genf verbringen und die Kompetenzen der internationalen Stadt kennenlernen, die schliesslich der ganzen Welt zu Verfügung stehen.

swissinfo-Interview: Frédéric Burnand in Genf
(Übertragung aus dem Französischen: Philippe Kropf)

1986: Raphaël Saborit arbeitet bei der Tribune de Genève als Wirtschaftsredaktor.

1989: Er wird Inland-Chef der Zeitung.

1998: Saborit wird persönlicher Mitarbeiter von Pascal Couchepin, dem neuen Volkswirtschafts-Minister.

Ende 2004 verlässt er die Bundesverwaltung und arbeitet als Journalist bei «Bilan».

Im August 2005 tritt er seine neue Stelle als Verantwortlicher für die Beziehungen zu den internationalen Medien bei der UNO-Mission der Schweiz in Genf an.

1920 arbeiteten 200 Diplomaten und internationale Vertreter in Genf. Heute sind es rund 35’000.

Hinzu kommen weitere rund 2400 Angestellte von Nichtregierungs-Organisationen (NGO).

Genf und New York sind die beiden Hauptsitze der Vereinten Nationen (UNO). Sie sind die beiden wichtigsten Angelpunkte der internationalen Zusammenarbeit.

Dass internationale Organisationen ihren Sitz in der Schweiz haben, hat eine rund 100-jährige Tradition.

Zu den ersten Organisationen gehörten die Internationale Telekommunikations-Union (ITU) und der Weltpostverband mit Sitz in Bern (die ITU zog 1948 nach Genf um).

Weitere Organisationen siedelten sich nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg in Genf an, so das Internationale Arbeitsbüro (ILO) und viele Unterorganisationen der UNO.

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