Steigende Opferzahl bei Geiseldrama in Bagdader Kirche
(Keystone-SDA) Bagdad – Bei einem Geiseldrama in einer katholischen Kirche in Bagdad sind fast 60 Menschen getötet worden, unter ihnen 46 Gläubige. Nach Angaben des irakischen Innenministeriums vom Montag starben bei der Erstürmung der Kirche auch sieben Sicherheitskräfte und fünf der Geiselnehmer.
Schwerbewaffnete und in Uniformen gekleidete Kämpfer waren am Sonntagabend in der irakischen Hauptstadt während des Gottesdienstes in die syrisch-katholische Kirche im Stadtteil Karrada eingedrungen und hatten die dort versammelten Gläubigen in ihre Gewalt gebracht. Sicherheitskräfte stürmten daraufhin die Kirche.
Nach Angaben des Innenministeriums wurden bei dem Geiseldrama auch 60 Gläubige verletzt, 20 von ihnen schwer. Unter den Opfern befanden sich viele Frauen und Kinder. Ein Kirchenvertreter hatte dagegen zuvor von 42 getöteten Gläubigen, unter ihnen zwei Priester, und 25 Verletzten gesprochen. Dem Innenministerium zufolge sprengten sich zwei der Angreifer selbst in die Luft; acht Angreifer wurden festgenommen.
An der Befreiungsaktion waren offenbar auch US-Soldaten beteiligt, ihre Rolle war aber unklar. Eine befreite Geisel sagte, die US-Soldaten hätten die Kirche zuerst gestürmt. Auch ein Mitglied der irakischen Anti-Terror-Einheit bestätigte den Einsatz von US-Soldaten. Dagegen sagte ein Sprecher der Einheit, es hätten nur irakische Sicherheitskräfte an der Aktion teilgenommen.
Al-Kaida-Bekennerschreiben
Zu dem Überfall bekannte sich der Al-Kaida-Ableger Islamischer Staat Irak. Wie das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte, erklärte die radikal-islamische Bewegung, eine «Gruppe wütender Gotteskrieger» habe die Kirche überfallen, die «schon immer von den Christen im Irak als Hauptquartier für den Kampf gegen den Islam» genutzt worden sei.
In der Erklärung stellte die Terrorgruppe zudem laut SITE der koptischen Kirche in Ägypten eine 48-stündige Frist, um muslimische Frauen freizulassen, die «in Klöstern des Unglaubens und Kirchen des Götzendienstes gefangen» seien.
Papst: Absurde Gewalt
Papst Benedikt XVI. bezeichnete die Geiselnahme als Akt «absurder und grausamer Gewalt» gegen «wehrlose Menschen». «Ich bete für die Opfer», sagte Benedikt XVI. während des Angelus-Gebets auf dem Petersplatz in Rom.