
Fast jede zweite Person in der Schweiz würde ein politisches Amt übernehmen

Würden Sie ein politisches Amt in Erwägung ziehen? Fast die Hälfte der Schweizer:innen ist laut einer Studie der Universität Basel dazu bereit. Es gibt allerdings Unterschiede.
Zumindest in der Theorie sind die Schweizer:innen durchaus bereit, sich politisch zu engagieren. Unterschiede gibt es laut einer Studie der Universität BaselExterner Link, die auf der nationalen SRG-Umfrage «Wie geht’s, Schweiz?» basiert, je nach Geschlecht, Sprachregion und Grösse der politischen Einheit.
Wie geht es Ihnen und was beschäftigt Sie in Ihrem Alltag? Klicken Sie auf untenstehendes Bild und nehmen Sie an der dritten Ausgabe der SRG-Umfrage «Wie geht’s, Schweiz» teil:
Gerade diese grundsätzliche Bereitschaft, die die Befragten zum Ausdruck brachten, hat Professor Alois Stutzer, Leiter der Studiengruppe, am meisten überrascht: 44% haben bereits in Erwägung gezogen, ein politisches Amt zu übernehmen, 42% könnten sich dies vorstellen, wenn sie angefragt würden.
Dies steht im Einklang mit den Eidgenössischen Wahlen 2023, die einen Rekord an Kandidierenden für den Nationalrat verzeichneten.
Auf kommunaler Ebene zeichnet sich ein anderes Bild. Parteien haben hier mehr Schwierigkeiten, Kandidierende für ein politisches Amt zu finden.

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Die Autor:innen der Studie betonen den Unterschied zwischen einer allgemeinen, eher theoretischen Bereitschaft und einer tatsächlichen Kandidatur, wenn man mit den konkreten Anforderungen eines Amtes wie Zeitaufwand oder notwendigem Wissen konfrontiert wird. Erst dann wird die Vereinbarkeit des politischen Engagements mit dem eigenen Leben ernsthaft reflektiert.
Das Potenzial junger Menschen
Die Studie verdeutlicht weiter die Situation der jüngeren Altersgruppen. Diese sind zwar eher bereit, bei Anfrage ein politisches Amt in Betracht zu ziehen, gleichzeitig sind sie aber jene Gruppe, die am unwahrscheinlichsten für eine Kandidatur angefragt wird. Stutzer sieht hier daher ungenutztes Potenzial, um eine neue politische Generation zu fördern.
Frauen sind weniger motiviert
Einer der grössten Unterschiede besteht zwischen Männern und Frauen: Letztere sind deutlich weniger bereit, für ein Amt zu kandidieren, selbst wenn sie dazu angefragt werden. Bei den älteren Generationen könnte diese Diskrepanz durch die späte Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz im Jahr 1971 erklärt werden, sagt Stutzer. Diverse Studien in den USAExterner Link und in EuropaExterner Link zeigen auf, dass Frauen ihre politischen Fähigkeiten niedriger einschätzen als Männer und daher weniger geneigt sind, sich zur Wahl zu stellen.
Regionale Unterschiede
Auf nationaler Ebene zeigt die Studie einen klaren Unterschied zwischen der Deutschschweiz und der Romandie, wo die Bereitschaft zum politischen Engagement deutlich niedriger ist. Werden die Unterschiede zwischen den Kantonen analysiert, lassen sich jedoch auch deutliche Unterschiede innerhalb derselben Sprachregionen beobachten. Die französischsprachigen Kantone zeigen etwas mehr Zusammenhalt und liegen im mittleren bis unteren Bereich der Skala, das Tessin weist dagegen eine eher hohe Bereitschaft auf.

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Die Studie verdeutlicht ausserdem eine deutlich höhere Bereitschaft, sich in kleineren Gemeinden politisch zu engagieren, in denen der Gemeinschaftssinn stärker ist und die zu bewältigenden Probleme als überschaubarer wahrgenommen werden.
Auf individueller Ebene sind Menschen, die stärker in ihrem lokalen Umfeld verwurzelt sind, nach eigenen Angaben eher bereit, sich politisch zu engagieren. Die Studie identifiziert zwei Faktoren: eine wirtschaftliche Investition durch Woheigentum oder ein soziales Engagement durch die Arbeit in einem Verein.
Die Studie der Universität BaselExterner Link basiert auf der ersten Ausgabe der Umfrage «Wie geht’s, Schweiz?»Externer Link, die vom Forschungsinstitut Gfs.bern im Auftrag der SRG zwischen April und Mai 2023 durchgeführt wurde. Es wurde eine Stichprobe von 8’921 Personen verwendet, verteilt auf 1’463 Gemeinden und 26 Kantone.
Übertragung aus dem Italienischen mithilfe von Deepl: Claire Micallef

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