Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Die Schweiz ist nicht in der EU – aber sie ist Teil von Europa. Um die Zusammenhänge in Europa besser zu verstehen und aufzuzeigen, haben drei junge Schweizer:innen einen Newsletter mit täglichen Geschichten aus Europa gegründet.
Des Weiteren geht es im Briefing um das milliardenschwere Erbe des verstorbenen Uhrenkönigs Jörg Bucherer, sowie um die schlimmen Haftbedingungen bei der Lausanner Polizei.
Herzliche Grüsse aus Bern
Verstehen, was in Europa passiert: Drei junge Schweizer:innen haben einen Newsletter gegründet, der von der EU mit zwei Millionen Euro gefördert wird.
Der Journalismus erlebt momentan nicht seine beste Zeit – regelmässig machen Nachrichten über Kürzungen von Stellen und Angebot die Runde. Umso schöner, wenn neue Projekte entstehen. Drei junge Schweizer:innen haben den Newsletter The European Correspondent gegründet, der von der EU mit zwei Millionen Euro gefördert wird.
Der Tages-Anzeiger stellt das Projekt heute vor, gegründet wurde es von Carla Allenbach, Julius E. O. Fintelmann und Philippe Kramer, alle zwischen 23 und 25 Jahre alt, in der Schweiz aufgewachsen, doch europäisch ausgerichtet. «Wir dachten irgendwann, dass ein Ort fehlt, an dem man verstehen kann, was in Europa geschieht», sagt Kramer.
Lokale, meist junge Korrespondent:innen schreiben für den täglichen Newsletter Geschichten aus ihren Regionen. Die jungen Gründer:innen wollen weder als Schweizer Projekt, noch als Propaganda für Brüssel wahrgenommen werden. «Wir glauben an Europa, aber das ist nicht gleichbedeutend mit der EU», sagt Fintelmann. Mit ihren Themen wollen sie aufzeigen, dass die Themen in den jeweiligen Ländern immer auch europäische Themen seien.
Um das Vermächtnis des verstorbenen Luzerner Uhrenkönigs Jörg Bucherer ist ein Streit entbrannt: Wegen möglicher Interessenkonflikte und Machtfülle in der Führung greift die Eidgenössische Stiftungsaufsicht ein.
Im Hinblick auf die Abstimmung über die Erbschafts-Initiative der Juso vom 30. November ist das Erben momentan ein allgegenwärtiges Thema in der Schweiz. Ein aktuelles Beispiel aus den Schweizer Medien zeigt, dass es beim Erben schnell kompliziert werden kann – vor allem wenn Milliarden im Spiel sind.
2023 ist Jörg Bucherer verstorben, der letzte Vertreter der Luzerner Juwelierdynastie Bucherer. Er hatte keine direkten Nachkommen und entschied, dass sein Vermögen – über vier Milliarden – in eine Stiftung fliessen soll. Wie die Zeitungen von CH Media berichten, sieht Jessica De Ry, das einzige Familienmitglied im Stiftungsrat, einen Interessenkonflikt bei Urs Mühlebach, der gleichzeitig Willensvollstrecker und Stiftungsratspräsident ist.
Wie die NZZ berichtete, hat die Eidgenössische Stiftungsaufsicht nun zwei Sachwalter für die Jörg G. Bucherer-Stiftung eingesetzt. Sie sollen sicherstellen, dass sie trotz der umstrittenen Mehrfachrolle von Mühlebach unabhängig und ordnungsgemäss geführt wird.
Ein Bericht über 82 Suizidversuche im Lausanner Polizeigewahrsam sorgt für Aufsehen – und wirft Fragen zu den Haftbedingungen auf.
82 Suizidversuche sollen im Jahr 2023 im Lausanner Polizeigefängnis begangen worden sein. Das hat eine Kommission des Waadtländer Grossen Rats in einem Bericht festgehalten. Die Tageszeitung Le Temps hat bei Behörden und Institutionen nachgefragt – keine will die Zahl bestätigen.
Weder der forensische medizinische Dienst noch der kantonale Strafvollzugsdienst. Auch die Polizei selbst nicht. Ein Grund dafür ist, dass sie keine klare Abgrenzung zwischen Suizidversuch und anderen Selbstverletzungen macht und dass die Polizei die Zahlen nicht medizinisch klassifiziert hat.
Die Mitglieder der Kommission geben eindrückliche Zeugnisse über die Zellen im Polizeihauptgebäude von Lausanne ab. «Dort länger als 48 Stunden zu bleiben, ist der Horror», sagt Kommissionspräsidentin Marion Wahlen (FDP). «Man hört Schreie – es erinnert an Folter», sagt Kommissionsmitglied Mathilde Marendaz (Ensemble à gauche). Es sei kalt, ohne Tageslicht und auch ein ausreichender Zugang zu einem Hof fehle. Die Zellen sind für maximal 48 Stunden vorgesehen, dies wird jedoch seit Jahren überschritten, der längste Aufenthalt dauerte 49 Tage.
Turbulenzen bei der Swiss: Trotz stabilen Umsätzen brach der Gewinn um 19% ein – die Fluggesellschaft kämpft mit Engpässen und schwindender Nachfrage bei einer Region.
In den Monaten Juli bis September wird viel geflogen, für die Fluggesellschaften ist das die umsatzstärkste Zeit. Doch dieses Jahr konnte auch die Ferienzeit das Ergebnis der Swiss nicht verbessern.
Der Betriebsgewinn der Airline ist in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 19% gesunken, wie SRF berichtet, von 505 Millionen Franken im Jahr zuvor auf aktuell 411 Millionen. Der Umsatz blieb dagegen stabil bei 4,2 Milliarden Franken. Zwar nahmen die Passagierzahlen um 0,8% auf knapp 14 Millionen zu, doch das Fehlen von Triebwerken und Pilot:innen verhindere ein grösseres Wachstum.
Neben steigenden Ausgaben für Kerosin und internationale Gebühren sowie Umweltabgaben spürt die Swiss, dass weniger Flüge nach Nordamerika gebucht werden. «Besonders in der Economy Class», sagt der Finanzchef.
In der Luftfahrtbranche wird von einem weiteren weltweiten Wachstum ausgegangen. Momentan könne die Swiss daran nicht teilnehmen, so Swiss-CEO Jens Fehlinger. Im nächsten Jahr werde die Airline neue Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge einführen, welche sie stark beschäftigen werden.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards