Ukraine: Auslandschweizer bitten um Hilfe bei Ausreise
Die russische Armee hat bei ihrem Angriff auf die Ukraine die Hauptstadt Kiew erreicht. Die Schweiz evakuiert Botschaftspersonal. Was unternimmt sie für die dort lebenden Auslandschweizer:innen?
Der ukrainische Aussenminister berichtete am Freitag von «schrecklichen russischen Raketenangriffen» auf die Millionenstadt Kiew. Während Panzer in die ehemalige Sowjetrepublik vorstossen, gibt es Luftangriffe im ganzen Land.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind in der Ukraine inzwischen schon 100 000 Menschen auf der Flucht. Die Ukraine zählt annähernd 42 Millionen Einwohner. Exakt 268 unter ihnen sind bei der Schweizer Botschaft in Kiew als Schweizer Staatsangehörige registriert.
130 Anrufe bei der Hotline
Diese hat die Botschaft bereits am Donnerstag via Mail direkt kontaktiert. Einige haben darauf «den Wunsch geäussert, Hilfe bei der Ausreise zu erhalten», schreibt Pierre-Alain Eltschinger auf Anfrage von swissinfo.ch dazu; er ist Sprecher des Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten.
Eine konkrete Zahl war nicht zu erfahren, doch die Lage in der Ukraine beunruhigt viele: «In den letzten 24 Stunden sind bei der Botschaft oder der Helpline des EDA in Bern rund 130 Anfragen zur Situation eingegangen», schreibt Eltschinger weiter.
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«Die andern europäischen Länder sind praktisch alle weg.»
Bundespräsident Ignazio Cassis
Die Schweiz empfiehlt ihren Staatsangehörigen, das Land mit eigenen Mitteln zu verlassen, «wenn dies möglich und sicher erscheint». Andernfalls wird empfohlen, sich an einem sicheren Ort aufzuhalten. Auch ruft die Schweiz dazu auf, die Anordnungen der lokalen Behörden zu beachten und die erforderlichen Vorsichtsmassnahmen zu treffen: «Schweizer Staatsangehörige, die Unterstützung benötigen, sollen sich telefonisch an die Helpline des EDAExterner Link wenden», teilt das EDA mit.
Um die sich humanitäre Krise in der Ukraine zu bewältigen, hat die Glückskette eine Spendenaktion gestartet. Zuwendungen können ab sofort unter www.glueckskette.chExterner Link oder auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Krise in der Ukraine» getätigt werden.
In einer ersten Phase wird sich die Hilfe auf die Aufnahme der Flüchtlinge in den Nachbarländern, insbesondere in Polen, konzentrieren. Die Glückskette arbeitet mit der Caritas, dem Schweizerischen Roten Kreuz, mit HEKS, Helvetas, Medair, Ärzte ohne Grenzen und der Stiftung Terre des hommes zusammen. Abhängig von der Entwicklung will die Glückskette ihre Unterstützung auf Hilfsprojekte innerhalb der Ukraine ausweiten. Die Spenden werden ausschliesslich für die humanitäre Hilfe verwendet.
Die Glückskette ist eine unabhängige Stiftung, sie hat ihre Wurzeln in einer Westschweizer Radiosendung und gilt heute als der humanitäre Arm der SRG SSR, zu der auch SWI swissinfo.ch gehört.
Botschaft bleibt in Betrieb
Am Freitag gab Bundespräsident Ignazio Cassis bekannt, dass eine Teilevakuierung der Botschaft in Kiew geplant sei. «Abgezogen werden jene Botschaftsangestellten, die für den Betrieb der Vertretung nicht zwingend benötigt werden.» Die Botschaft bleibe mit einem «Minimum an Personal» aber weiterhin operativ. Cassis sprach von 6 bis 7 Mitarbeitenden. Weitere Details wurden nicht bekannt – «aus Sicherheitsgründen».
Gleichzeitig betonte der Schweizer Bundespräsident: «Die andern europäischen Ländern sind praktisch alle weg.» Das Aufrecht-Erhalten der Schweizer Präsenz in der bekriegten Stadt sei auch für die Zusammenarbeit mit dem IKRK von grosser Bedeutung.
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