Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

“Yapeals Strategie hat keine Auswirkungen auf Auslandschweizer:innen”

Zurich Paradeplatz
Der Paradeplatz in Zürich, Zentrum des Finanzplatzes Schweiz. © Keystone / Gaetan Bally

Während Yapeal als mögliche Lösung für die Bankprobleme der Auslandschweizer:innen schien, soll die Neo-Bank laut Medienberichten Leute entlassen haben, finanzielle Rettung benötigen und nicht mehr für Privatkunden zugänglich sein. Dies führt zu Unruhe in der Auslandschweizer-Organisation (ASO), deren Partnerin Yapeal ist.

Vertrauen ist das Fundament, auf das sich eine Bank stützt, um zu wachsen. Bei Yapeal wird dieses Vertrauen jedoch durch zwei Artikel erschüttert, die kürzlich bei Inside Paradeplatz, einer Online-Plattform über den Schweizer Finanzplatz, erschienen sind. Darin ist von einem “Kahlschlag bei der Hipster-Bank YapealExterner Link” die Rede, die sich angeblich auf dem “absteigenden Ast” befinde. Die Handelszeitung, die grösste Wochenzeitung der Schweizer Wirtschaft, hat die Situation zusammengefasst und ist weniger alarmierend, stellt aber dennoch fest, dass die Neo-Bank “die strategische Reissleine ziehtExterner Link“.

Lesen Sie auch unseren Artikel über Neo-Banken für Auslandschweizer:innen:

Mehr

Yapeal rudert zurück

Der Direktor von Yapeal, Thomas Hilgendorff, sagte auf Anfrage von SWI swissinfo.ch: “Wir haben einfach die Strategie konzentriert.” Die Neo-Bank wird kein Direktmarketing mehr betreiben. Um Kund:innen zu gewinnen, will sie künftig auf Partnerschaften setzen und sich auf Geschäftskunden konzentrieren. “Wir nennen das B2B4C (business to business for consumer, im Gegensatz zu B2C, business to consumer). Das heisst, wir suchen Partner, die selbst bei ihren Kund:innen für Yapeal werben.” Das Ziel sei es, weiterhin neue Kund:innen zu gewinnen, die Konten bei der Neo-Bank eröffnen.

Thomas Hilgendorff, CEO Yapeal
Thomas Hilgendorff ist Geschäftsführer der Neo-Bank Yapeal, die er im Juni 2018 mit 14 Partnern gegründet hat. Zvg

Laut Hilgendorff ist dieser Strategiewechsel auf die sehr hohen Summen zurückzuführen, die man investieren muss, um einen Kundenstamm von Grund auf aufzubauen. “Als Start-up-Unternehmen können wir uns das schlichtweg nicht leisten.” Im Gegensatz zu anderen Online-Banken wie CSX (Credit Suisse) oder Yuh (Partnerschaft Postfinance/Swissquote) kann sich Yapeal nicht auf einen bereits bestehenden Pool stützen.

Die Konsequenzen

Die neue Geschäftsausrichtung “ändert für die Kundinnen nichts”, kommt aber zu einem Zeitpunkt, an dem Abacus, einer der strategischen Aktionäre und Investoren von Yapeal, seine Beteiligung am Unternehmen erhöht. Der Direktor der Neobank bestätigt halbherzig, dass die beiden Ereignisse zusammenhängen: “Abacus ist in seinem Bereich mit 60’000 Kund:innen Marktführer in der Schweiz und daher für uns ein idealer Multiplikator.”

Diese strategischen Veränderungen werden mit Entlassungen und freiwilligen Abgängen einhergehen. Zum einen, weil die Zusammenführung mit Abacus zu Teamzusammenlegungen führt, zum anderen, weil Yapeal laut seinem Direktor weniger Personal in seiner Marketingabteilung benötigen wird. “Einige Entwickler:innen sind mit der neuen Strategie nicht einverstanden und haben sich daher entschieden, das Unternehmen zu verlassen”, sagt er.

Er versichert jedoch, dass die Kund:innen von Yapeal weiterhin die gleichen Leistungen erhalten werden: “Die Strategie von Yapeal hat keine Auswirkungen auf die Auslandschweizer:innen.”

Partnerschaft mit der ASO

Die ASO, die im Dezember 2021 eine Partnerschaft mit Yapeal eingegangen ist, kontaktierte die Neobank, um die Situation zu klären. “Als Partner haben wir ein Gespräch mit Yapeal geführt. Sie waren überrascht, wie sich die Situation entwickelt hat, und es tut ihnen leid, dass die ASO sich Sorgen gemacht hat”, erklärte Ariane Rustichelli, Direktorin der Organisation.

Ariane Rustichelli, directrice OSE
Ariane Rustichelli, Direktorin der ASO. Organisation des Suisses de l’étranger / Adrian Moser

Sie fügt hinzu: “Bis zum Beweis des Gegenteils bleiben die Dienstleistungen für Auslandschweizer gleich, und Yapeal hat sich keines unangemessenen Verhaltens schuldig gemacht.” Für die ASO sei die Tatsache, dass Yapeal über eine von der FINMA (Schweizer Finanzmarktaufsicht) erteilte Fintech-Lizenz verfügt, eine Garantie.

Die Lizenz garantiert, dass die Bank die von der FINMA erlassenen gesetzlichen Auflagen erfüllt und der FINMA monatliche Zahlenberichte vorlegt. 

Hilgendorff erklärt, dass die FINMA ihn tatsächlich um eine Klärung gebeten habe: “Wir stehen in Kontakt über die Aufnahme von Abacus als qualifizierter Investor und die Zuweisung eines Sitzes in unserem Verwaltungsrat.” Die Aufsichtsbehörde bestätigte, dass sie mit Abacus in dieser Angelegenheit in Kontakt war und immer noch ist, und zwar unabhängig von den Presseberichten.

Die Zukunft

Thomas Hilgendorff ist zuversichtlich: “Wir wachsen.” In naher Zukunft möchte er die Dienstleistungen von Yapeal erweitern. Zum Beispiel will er es möglich machen, Geld aus jedem Land der Welt auf sein Yapeal-Konto zu senden. Heute ist dies nur von der Schweiz aus machbar. “Wir wollen uns weiterentwickeln und mehr Funktionen für alle bringen, also auch für Auslandschweizer:innen.”

Er bestätigt auch den gemeinsamen Willen, die Partnerschaft mit der ASO fortzusetzen.

Dieser Artikel wurde am 09. März 2022 auf Anfrage der oben genannten Personen geändert.

Mehr

Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Emilie Ridard

Wie gehen Sie mit den hohen Bankspesen für Auslandschweizer:innen um?

Welche Lösungen haben Sie im Ausland gefunden? Haben Sie überhaupt noch ein Bankkonto?

81 Kommentare
Diskussion anzeigen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft