Zentralafrika wählt nach Jahren des Kriegs und russischer Hilfe
In der Zentralafrikanischen Republik sind die Bürger zur Präsidentenwahl aufgerufen. In dem seit mehr als einem Jahrzehnt von Gewalt geprägten Land mit rund 5,5 Millionen Einwohnern wird mit einem Sieg von Amtsinhaber Faustin-Archange Touadéra im ersten Wahlgang gerechnet. Sollte kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, ist eine Stichwahl vorgesehen.
(Keystone-SDA) Neben der Präsidentschaftswahl werden an diesem Sonntag auch Parlamentswahlen sowie erstmals seit Jahrzehnten wieder Kommunalwahlen durchgeführt.
Rohstoffreiches Land mit grossen Problemen
Die Wahlen finden vor dem Hintergrund eines seit etwa 2013 andauernden Bürgerkriegs statt, der den Staat an den Rand des Zerfalls brachte. Bewaffnete Gruppen kontrollierten zeitweise grosse Teile des Landes. Internationale Friedensmissionen, darunter die UN-Mission Minusca, sowie militärische Unterstützung aus Russland und Ruanda trugen in den vergangenen Jahren dazu bei, die Lage teilweise zu stabilisieren. Dennoch sind vor allem in Grenzregionen zum Sudan und Südsudan weiterhin Rebellen aktiv.
Die Zentralafrikanische Republik zählt trotz reicher Bodenschätze zu den ärmsten Ländern der Welt. Der Binnenstaat verfügt über bedeutende Vorkommen an Diamanten und Gold, doch Unsicherheit und schwache staatliche Strukturen verhinderten eine breite wirtschaftliche Entwicklung. Ein Grossteil der Bevölkerung lebt in extremer Armut, die staatliche Kontrolle reicht nur eingeschränkt über die Hauptstadt Bangui hinaus.
Russische Hilfe sorgte für fragile Ruhe
Touadéra ist seit 2016 im Amt und stützt sich bei der Sicherung seiner Macht in hohem Masse auf russische Militärberater und Söldner. Diese übernehmen unter anderem Aufgaben beim Schutz der Regierung und bei Einsätzen gegen bewaffnete Gruppen. Die Sicherheitslage hat sich dadurch verbessert, bleibt jedoch brüchig. Zugleich sind schwere Menschenrechtsverletzungen durch mit Russland verbundene Kräfte belegt, darunter aussergerichtliche Tötungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen von Zivilisten.
In diesem Jahr schloss die Regierung mehrere Abkommen mit Rebellengruppen, was vor den Wahlen für eine vergleichsweise ruhige Lage sorgte. Kritiker zweifeln jedoch an der Nachhaltigkeit dieser Vereinbarungen.
Touadéra kandidiert nach einem umstrittenen Verfassungsreferendum von 2023, das ihm weitere Amtszeiten ermöglicht. Mehrere Oppositionsparteien riefen zum Boykott der Wahl auf. Als wichtigste Herausforderer gelten die früheren Premierminister Anicet Georges Dologuélé und Henri-Marie Dondra, die erst kurz vor dem Wahltermin zugelassen wurden.