AKTIEN FRANKFURT/Schluss: Gewinnmitnahmen belasten in ruhigem Handel
FRANKFURT (awp international) – Gewinnmitnahmen haben dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag Abschläge eingebracht. Durchwachsene US-Konjunkturdaten gaben den Kursen ebenfalls keine positiven Impulse. Der Leitindex Dax , der vortags noch auf ein neues Jahreshoch gestiegen war, schloss um 1,00 Prozent schwächer bei 5.844,44 Punkten. Ähnliches galt für den TecDax : Der Index für Technologiewerte beendete den Tag mit Verlusten von 0,86 Prozent bei 815,75 Zählern. Besser schlug sich der MDax der mittelgrossen Werte, der am Mittwoch keinen neuen Rekordstand hatte markieren können, mit moderateren Verlusten von 0,33 Prozent auf 7.404,38 Punkte.
«Es war ein langweiliger Tag mit so gut wie keinen Nachrichten», resümierte Analyst Christoph Schmidt von der N.M.F. AG. Der Dax halte sich gegenüber dem US-Markt aber «ganz wacker». Nach dem grossen Verfallstermin am Freitag dürfte das Handelsgeschehen indes noch weiter abflachen. Händler Udo Becker von der Münchener Privatbank Merck Finck sprach von einer normalen, kleinen Konsolidierung nach der jüngsten Rekordjagd. Er rechne aber mit Blick auf das Jahresende mit weiter steigenden Kursen.
Banktitel mussten nach den deutlichen Gewinnen vom Vortag wieder Abschläge hinnehmen. So sackten die Papiere der Commerzbank am Dax-Ende um 4,26 Prozent auf 6,075 Euro ab, und Titel der Deutschen Bank gaben um 2,30 Prozent auf 51,000 Euro nach. Börsianer verwiesen zudem auf eine ganze Reihe von Belastungsfaktoren. So legte die US-Regierung den geplanten Verkauf ihrer Citigroup-Anteile wegen des niedrigen Aktienkurses vorerst auf Eis, und die im Baseler Komitee zusammengeschlossenen weltweiten Regulierer verständigten sich darauf, dass von Ende 2012 an strengere Kapitalregeln für die Branche gelten.
Bei der Deutschen Bank lösten zusätzlich Berichte über ein mögliches Interesse an der RBS-Tochter RBS Sempra Sorgen um eine mögliche Kapitalerhöhung aus. Dagegen nahm die jüngste Datenaffäre ein glimpfliches Ende für Deutschlands führendes Geldhaus. «Wir haben kein systematisches Fehlverhalten feststellen können», sagte ein Sprecher der Finanzaufsicht Bafin auf Anfrage.
Die Aktionäre von Infineon mussten ein Minus von 3,51 Prozent auf 3,440 Euro verkraften. Thomas Nagel, Technischer Analyst und Aktienhändler bei Equinet, verwies als Belastung auf das negative Chartbild. Trotz der deutlichen Kursgewinne in den vergangenen zwei Tagen hätten es die Papiere des Chipherstellers nicht geschafft, den Höchststand vom 17. November 2009 bei 3,565 Euro zu überwinden. Titel der Deutschen Post fielen nach einem enttäuschenden Ausblick des US-Branchenkollegen Fedex um 1,83 Prozent auf 13,415 Euro. Der Logistiker hatte mit seiner Prognose für den Gewinn je Aktie im kommenden Quartal die Erwartungen verfehlt.
Hingegen stiegen die Papiere von EADS im MDax um 1,83 Prozent auf 12,83 Euro. Die Analysten von Bernstein hatten die Titel des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns von «Market Perform» auf «Outperform» hochgestuft. Der Markt für Verkehrsflugzeuge dürfte seinen Tiefstpunkt erreicht haben, lautete die Begründung. Im TecDax konnten nur einige Aktien Gewinne verbuchen. Unter diesen wenigen Favoriten legten die Papiere von Wirecard um 0,75 Prozent auf 9,38 Euro zu. Der Zahlungsabwickler übernimmt den Branchenkollegen E-Credit Plus in Singapur. Der Zukauf dürfte die Wettbewerbsposition von Wirecard im asiatisch-pazifischen Raum stärken, kommentierte Analystin Heike Pauls von der Commerzbank./gl/stw